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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sie fanden, steckten in einer Düngertüte und waren sechs ertränkte Kätzchen.
    Der Pächter vom Dachshof war mit Worten so knausrig wie mit Kaminholz, bis Dalziels Drohung, ihm den Tierschutzverband und die Umweltinspektoren auf den Hals zu schicken, einen Sprechnerv aktivierte. Da fiel dem Landwirt wieder ein, daß ihm vor vier Wochen die Ankunft der »Bluebell« aufgefallen war. Er hatte sie eine Weile im Auge behalten, weil er es verdächtig fand, daß sie so lange an einem so wenig attraktiven Liegeplatz blieb. Doch nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Bewohner nur aus einem Mann und einer Frau ohne Kind und Hund bestanden und nicht das Verlangen hatten, sich unbefugt auf seinem Land aufzuhalten und ihn wegen Milch, Eiern oder Trinkwasser zu belästigen, hatte er das Interesse an ihnen verloren. Neugier plagte ihn keine und Mitgefühl für seine Mitmenschen noch weniger. Er habe den Mann einige Male im Kanal umherwaten sehen, und er habe etwas in der Hand gehabt, das wie eine Angel aussah … »Was der Idiot damit allerdings fangen wollte, weiß Gott allein. In diesen Seitenarm hat sich seit dem Ersten Weltkrieg kein Fisch mehr verirrt.«
    »Sie haben ihn wahrscheinlich darauf hingewiesen?«
    »Nee! Die Leute sollen selber merken, wenn sie auf dem Holzweg sind, das ist meine Devise.«
    Seine Weltanschauung kam Dalziel nicht unweise vor, und so sagte er dem Bauern nicht, daß er ihm trotzdem den Tierschutzverein und die Umweltinspektoren auf den Hals gehetzt hatte.
    Nachdem Harry Park noch einmal an der Kautionskarotte schnuppern durfte, fiel ihm die Adresse eines Kollegen ein, der Waterson möglicherweise am Morgen nach der Begegnung im »Erlösten Pilger« besucht haben könnte. Der Mann leugnete standhaft, bis Dalziel ihm ein Angebot machte, das er nicht ablehnen konnte. Pascoe, der gelernt hatte, gewisse Zeichen zu deuten, schaffte es so gerade, bei diesem Kuhhandel außer Hörweite zu sein. Dann gab der Mann zu, daß er und sein Kumpel – Parks Zechbrüder in der Kneipe – Waterson einen Besuch abgestattet hatten, der ihn überzeugen sollte, daß seine einzige Hoffnung auf eine glückliche Zukunft in einer Totalamnesie bestehe und er gut beraten sei, das nie zu vergessen. Als sie das Boot verlassen vorfanden, hatten sie eine entsprechende Nachricht hinterlassen.
    »Es ist ziemlich klar, was geschehen ist«, sagte Pascoe. »Waterson hat Wieldy in jener Nacht entdeckt, ist zum Boot zurückgeeilt, hat Beverley King aus den Federn geholt und sich mit ihr in die schöne weite Welt aufgemacht.«
    »Glaubst du?« sagte Dalziel. »Wahrscheinlich hast du recht. Überprüf das Elternhaus in Monksley. Waterson klingt mir nicht wie der Typ, der sich eine Frau aufhalst, wenn er sie nicht mehr brauchen kann, und vielleicht ist das Mädchen allein nach Hause zurückgekehrt.«
    Das hatte sie nicht getan. Ihre Eltern, die sich in fünf Minuten fünfmal als
gottesfürchtig
bezeichneten, sagten aus, sie hätten ihre Tochter seit dem zweiten Sonntag im Februar nicht mehr gesehen, als sie sich, wie anscheinend regelmäßig, über Geld und ihren Lebenswandel gestritten hatten. Die Eltern King zeigten ein wenig natürliche Sorge, aber nicht übermäßig viel, da sie der Meinung waren, ihre Tochter habe sich durch ihren Aufenthalt in London einen unlöschbaren Makel zugezogen.
    Sich daran erinnernd, was Peter Coombes über Beverley Kings Rückkehr in den Norden erzählt hatte, ließ Pascoe bei Chester Belcourt nachfragen. Die Antwort kam sehr prompt, hauptsächlich weil dreißig Minuten, nachdem die Londoner Polizei die Firma angerufen und sich erkundigt hatte, ob jemand über Miss King Auskunft geben könne, ein Personalchef mittleren Alters mit Frau und drei Kindern aus Sevenoaks auf dem dortigen Revier aufkreuzte und volle Kooperation signalisierte, wenn er dafür auf höchste Diskretion rechnen könne. Daß er mit Beverley King ein Verhältnis hatte, schien er nicht weiter schlimm zu finden. Moralische Entrüstung machte sich erst dann in seinem Ton breit, als er seinen Schock über die Entdeckung beschrieb, wie sie sich bei einer ihrer Zusammenkünfte im Badezimmer des Hotels einen Schuß gesetzt hatte. Letztendlich war er zu der Überzeugung gelangt, daß dem Mädchen und der Firma am meisten gedient sei, wenn sie in den Schoß der Familie zurückkehrte. Wie sehr er hinter seiner Überzeugung stand, zeigte sich an der hohen Abfindung, die er ihr zahlte, und der sorgfältig formulierten Empfehlung, die er ihr für

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