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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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und Verdruß kenne ich keinen,
    Über jeden Schatz meines Reiches reicht meine Macht,
    Und noch darüber werde ich wohnen,
    Im Himmel hoch droben werde ich thronen.
     
    Dort werd’ ich, wie es sich ziemet, sitzen,
    Empfangen die Ehrerbietung, die mir gebührt,
    Wie er werd’ ich sein, wie der Höchste der Höhe,
    O wie bin ich gewandt und geschickt! –
    O zum Teufel! Es geht nach unten!
     
    York-Zyklus,
    Der Sturz der Engel

13. April
    Lieber Mr. Dalziel,
    lang ist es her, schon mehr als einen Monat. Dachten Sie, ich hätte den Gedanken aufgegeben? Oder wäre vielleicht einfach leise abgetreten und hätte es getan? Vermutlich würde beides Sie nicht sonderlich rühren, wenn Sie mich nur los wären! Denken Sie ja nicht, daß ich mich beklage. Ausgewählt hatte ich Sie überhaupt nur, weil Sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht aus der Ruhe bringen lassen würden, erinnern Sie sich? Das letzte, was ich mir wünsche, ist, daß sich der große Kriminalist tatsächlich daranmacht, mich aufzuspüren! Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß Sie mich, auch wenn ich Ihrer Aufmerksamkeit nicht wert bin, einem Ihrer Untergebenen andrehen. Das macht mir etwas zu schaffen. Ich möchte mir nicht vorstellen müssen, daß jemand, dem es wirklich etwas ausmacht, am Ende dasteht und die Stücke aufliest, besonders wenn ich mich dafür entscheide, vor einen Zug zu springen. Was bringt mich denn nur auf diesen Gedanken? Vielleicht, weil heute der Namenstag von Sankt Pankratius ist? Fehlanzeige – Sankt Pankratius, meine ich. Es besteht also keine Notwendigkeit, Ihre dienstbaren Geister mit Blaulicht zum Saint-Pancras-Bahnhof zu schicken!
    Ich schweife ab. Entschuldigung. Nur weil die Welt, in der wir leben, morsch und sinnlos ist, heißt das noch lange nicht, daß wir die Herrschaft über unsere eigenen Gedanken aufgeben sollten. Ich wollte sagen, daß ich zu dem ganzen Elend im Angebot nicht auch noch meinen Beitrag leisten will, also verschonen Sie mich, wenn’s geht, mit zarten Pflänzchen.
    Es tat übrigens gut zu erleben, wie Sie sich im vergangenen Monat auf dem Ball vergnügten, auch wenn Sie mich nicht zum Tanz aufforderten! Die Hospiz-Stiftung muß ein hübsches Sümmchen eingenommen haben. Wie selbstlos ich mich bei dem Gedanken gefühlt habe, daß ich persönlich ihre Dienste nicht in Anspruch nehmen werde. Und gleichzeitig wäre ich am liebsten aufgestanden und hätte gesagt, es tut nicht not, Geld zu verschwenden, ich kann Ihnen das Sterben beibringen! Aber damit hätte ich mich todsicher verraten. Und ich darf Ihnen doch das Leben nicht leichtmachen. Doch wenn ich es mir genau überlege, wäre es eigentlich ganz nett, wenn ich das könnte. So wie ich Sie mit meinen ganzen Sorgen belaste, stehe ich in Ihrer Schuld. Es würde mir wirklich Freude machen, Ihnen zu helfen, ein unlösbares Rätsel zu lösen, wenn ich Ihnen denn schon ein anderes ins Nest lege. Ich fand, der Leichenbeschauer war neulich nicht gerade nett zu Ihnen. Und nachdem, was man so mitkriegt, waren Sie nicht sehr beglückt über ihn. Natürlich kann ich kaum hoffen, Erfolg zu haben, wo der große Kommissar versagt hat, aber ich verspreche ihnen, die Ohren zu spitzen.
    Das gibt mir etwas Sinnvolles zu tun, während der Countdown läuft.

Eins
    E s war ein Fehler gewesen, den lieben Gott zu spielen.
    Besonders, wenn man das alte Paradoxon »Wenn alles von Gott geschaffen wurde, wer hat dann Gott geschaffen« gelöst hatte.
    Die Antwort lautete Eileen Chung. Und Eileen, die Schöpferin, war ganz anders als Eileen, die Malzwhiskytrinkerin, oder Eileen, die letzte Tangotänzerin.
    Schon die Proben zu ebener Erde hatten große Anforderungen an Zeit und Energie gestellt, doch als Dalziel den ersten Wagen sah, wurde er störrisch wie ein Maultier.
    »Da steig ich nicht rauf!« verkündete er. »Noch nicht mal, wenn du mir Steigeisen anpassen läßt.«
    Mit
da
meinte er eine schmale Leiter an der Hinterseite einer dreistöckigen Bühne, die auf einen flachen Wagen montiert war. Das untere Deck war die Hölle, das mittlere die Erde und das obere der Himmel. Und über dem obersten Deck schwebte inmitten von Styroporwolken eine winzige Plattform für den ungeschaffenen Schöpfer, den unbewegten Beweger, Gott den Allmächtigen, Andrew Dalziel.
    »Nun komm schon, Andy«, sagte Eileen Chung. »Das Gerüst ist garantiert sicher. Und es gibt auch einen Leibgurt.«
    »Ja, aber gibt es auch einen verdammten Fallschirm?« fragte Dalziel.
    »Nach ein paar

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