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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Ich habe Mr. Dalziel schon um eine Liste seiner Tanzpartnerinnen beim Ball gebeten. Damit entfallen ein halbes Dutzend Personen.«
    »So viele? Ich hätte gedacht, ein Rock ’n’ Roll, und er flüchtet an die Bar«, sagte Pottle, der im Lauf der Jahre eine Menge von Dalziel hatte einstecken müssen. »Ja, das war ein sehr offensichtlicher Hinweis, der die Verdächtigen auf einen Streich um fünfzigtausend reduziert hat. Und sie redet auch endlich von Methoden.
Sich vor einen Zug werfen.
Möglicherweise nur ein Scherz. Man darf das, was sie sagt, nie zu wörtlich nehmen. Doch Hinweise gibt es, und bis zum Ende wird es noch mehr davon geben.«
    »Sie schreibt also wieder?«
    »O ja, ohne jeden Zweifel. Je näher der Tag kommt, um so mehr Andeutungen wird sie fallenlassen. Aber Sie müssen auf dem Quivive sein. Erwarten Sie nicht Namen und Anschrift!«
    »Das würde mir das Leben gewaltig erleichtern«, sagte Pascoe.
    »Hätten wir das nicht alle gern«, sagte Pottle mit sanfter Stimme. »Einschließlich Ihrer dunklen Lady.«
     
    Auf dem Weg zur Dienststelle brütete er über Pottles Bemerkungen. Er spürte, wie der Fall für ihn langsam zur Obsession wurde, aber er wußte nicht, oder wollte es vielleicht nicht wissen, wie dagegen ankämpfen. Da konnte ihn Pottle noch so oft einen Kriminalbeamten nennen, er fühlte sich aber nicht wie ein Kriminalbeamter, eher wie ein Medium, das sich bemühte, Verbindung zu einer verirrten Seele aufzunehmen, und das mit Hilfe eines nicht ganz freundlich gesonnenen Anführers! Diese Verbindungsgeister nahmen oft die Gestalt von Indianern oder Chinesen an. Er hatte Dalziel.
    Er nahm das Mikrophon seines Funkgeräts und psalmodierte: »Ist da jemand?«
    »Wiederholen, over«, knatterte das Funkgerät.
    Hastig steckte er das Mikrophon wieder an seinen Platz. Ein Chief Inspector bekleidete einen zu hohen Rang, um übermütig, und einen zu tiefen, um exzentrisch zu sein. Es war die nüchterne mittlere Phase der Polizeilaufbahn. Doch selbst die Beamten mittleren Alters durften ihren Obsessionen frönen, und wenn man eine hatte, gab es nur eines – sie bis zum Umfallen auszuleben oder sie zu begraben.
    Vor seinem Büro stieß er auf Dalziel und sagte ziemlich aggressiv: »Sie vergessen doch nicht die Liste Ihrer Tanzpartnerinnen, Sir?«
    Dalziel gab ihm keine Antwort, sondern schob ihn ins Zimmer, überholte ihn dann und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    »Das ist dein Eingangskorb, Junge«, sagte er freundlich. »Und dieses Blatt Papier ist die vollständige Gästeliste, wie versprochen. Wenn du diese Liste von dieser abziehst, hast du an die zweihundert Namen, von denen einer der durchgeknallten Alten gehört, für die du so viel von deiner kostbaren Zeit verplemperst.«
    »Immerhin geht es um ein Menschenleben, das ich zu retten versuche, und nicht nur um meine Selbstachtung«, erwiderte Pascoe, der sich erlaubte, pikiert zu sein.
    »Das heißt?« sagte Dalziel.
    Pascoe bereute seinen Ausbruch bereits, aber er hatte gelernt, nicht den Schwanz einzuziehen.
    »Das heißt, daß wir noch immer eine Menge Zeit und Energie darauf verwenden, Waterson zu jagen, damit Sie den Fall Swain wiedereröffnen können.«
    »Das leugne ich ja gar nicht«, sagte Dalziel gleichmütig. »Aber er steht immerhin im Verdacht, ein Verbrechen begangen zu haben.«
    »In Ordnung. Aber Tony Appleyard ist kein Verbrecher, oder?« sagte Pascoe hartnäckig. »Und die halbe Polizei Nord-Londons und alle Mann vom Mid-Yorkshire-Amt für Gesundheit und Soziales sind auf der Suche nach ihm.«
    »Es war höchste Zeit, daß die Typen mal was Sinnvolles zu tun kriegten«, sagte Dalziel. »Außerdem habe ich jemandem versprochen, ihn zu finden.«
    »Shirley Appleyard, meinen Sie? Aber Sie haben doch selbst gesagt, daß sie Sie nicht unter Druck setzt.«
    »Das stimmt. Am Anfang war ich mir nicht sicher, warum sie ihn wiedersehen wollte. Um ihn mit einem Messer zu erstechen vielleicht. Egal, inzwischen scheint sie das Interesse verloren zu haben. Das letzte Mal, als ich sagte, es gebe nichts Neues, zuckte sie nur mit den Schultern und meinte: ›Geben Sie sich keine Mühe mehr. Es lohnt sich nicht. Wahrscheinlich ist er tot.‹«
    »Und warum suchen Sie dann weiter?« fragte Pascoe, dessen Groll auf Dalziel sich in echtes Interesse verwandelt hatte.
    »Weil es mir die Sache wert ist«, grunzte Dalziel. »Erstens bestimme ich gern selbst, welche Versprechen ich nicht halte, und warte nicht, bis man mir die Erlaubnis dazu

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