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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kameraden ausplaudere.«
    »Warum nicht? Sie haben doch nichts auf dem Kerbholz, oder?«
    »Ich habe auch nichts ausgefressen und sitze hier«, erwiderte Medwin.
    »Okay. Machen wir es anders. Sag mir, was du an drei Abenden gemacht hast, deren Datum ich dir gebe, und nenne mir die Namen von Zeugen, die deine Aussage bestätigen.«
    Er schrieb die drei Tage auf ein Stück Papier und schob es über den Tisch.
    Medwin sah ihn mit leerem Blick an. Der erste war der 6. Februar, die Nacht, in der der junge Mann aus dem Zug geworfen worden war. Der zweite war der 26. Februar, als die Kneipe »Zur Rose und Krone« kurz und klein und der Wirt krankenhausreif geschlagen worden waren. Der dritte war der 1. März, der Abend, an dem er, Wield, überfallen worden war.
    »Nun?« drängte der Sergeant.
    »Sie machen wohl Witze. Ich kann mich kaum an gestern abend erinnern.«
    »Dann will ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Am 6. Februar hat City vier zu null in London verloren, und ein junger Mann wurde in der Nähe von Peterborough aus dem Zug gestoßen.«
    »Nun aber mal langsam!« rief Medwin. »Das können Sie mir auf keinen Fall anhängen.«
    Er klang ehrlich empört.
    »Du bist also nicht zu dem Spiel gefahren?«
    »Natürlich. Ich verpasse kein einziges. Aber ich war nicht in diesem Zug. In keinem Zug. Ich bin mit einem Freund mit dem Auto gefahren.«
    »Namen. Adressen«, sagte Wield und warf einen Bleistift über den Tisch, wobei er hinzufügte: »Nun mach schon, Freundchen«, als dieser keine Anstalten machte, den Stift zu ergreifen. »Deine Kumpels werden aussagen, daß sie auch nicht den Zug genommen haben, oder?«
    Widerwillig begriff er die Logik und kritzelte etwas auf das Papier.
    Als er fertig war, sah sich Wield die Liste an.
    »Ziemlich volles Auto«, bemerkte er. »Bei dem hier fehlt die Adresse.«
    »Ich weiß nicht, wo er wohnt. Er lebt jetzt im Süden. Wir sind uns bei dem Spiel begegnet und haben danach ein paar Bier zusammen getrunken, und er hat gesagt, er denkt daran, für einen Besuch hochzukommen, und ich habe gesagt, ob er mit uns fahren will, und er hat ja gesagt. Jetzt ist er wahrscheinlich schon wieder im Süden. Vielleicht versuche ich das ja auch. Ich meine, hier hält mich nichts.«
    »Du wirst dich wundern«, sagte Wield drohend. »Okay. Nun das Heimspiel von City gegen die Reds. Null zu null, Entscheidung durch das Los.«
    Diesmal ließ er ihn selbst nachdenken. Er sah, wie ihm ein Licht aufging, doch es folgten keine empörten Unschuldsbeteuerungen, sondern seine Augen verschleierten sich, und er schüttelte den Kopf.
    »Da haben Sie mich glatt erwischt. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Ich dachte, du läßt kein Spiel aus?« sagte Wield.
    »So gut wie nie. Aber wenn man so eine Menge sieht, kann man sich nicht an alle erinnern, oder?«
    Wield nickte freundlich zustimmend und machte sich eine Notiz, daß der verwundete Wirt einen Blick auf diesen Kandidaten werfen sollte.
    »Und wie steht es mit dem anderen Datum?« fragte er.
    »Erster März?« sagte der Junge und schüttelte noch einmal den Kopf. »Sagt mir nichts.«
    »Du weißt, daß das Spiel der Reds am Freitag, dem 26., war«, bemerkte Wield trocken. »An jenem Abend gab es kein Spiel, da hast du recht. Zumindest kein Fußballspiel.«
    »Und was ist statt dessen passiert? Nun helfen Sie mir schon auf die Sprünge, ja?« sagte der Junge grinsend.
    Er hat wirklich keine Ahnung, stellte Wield fest. Schwuleklatschen war wahrscheinlich nichts weiter als ein Training für die richtigen Schlägereien am Wochenende. Nun war der Augenblick gekommen, ihn zu überrumpeln, seinen Gesichtsausdruck zu beobachten, wenn es ihm dämmerte, daß er einen Polizisten überfallen hatte, sich seine Lügen anzuhören und eine Namensliste aus ihm herauszuquetschen, mit der er sein improvisiertes Alibi zu untermauern versuchte. Einer würde weich werden, bei jungen Leuten klappte das unweigerlich. Und das Wort eines Polizisten würde bei den meisten Schöffen ausreichen, um ihm zu zeigen, was eine Harke war.
    Doch Wield spürte, wie er zögerte. Er fühlte, daß Gefahr im Verzug war. In der Hoffnung, daß eine Jury mit den üblichen Vorurteilen akzeptierte, daß eine Anmache eine Provokation war, auf die man mit Gewalttätigkeit reagieren durfte, konnte ein cleverer Verteidiger vorbringen, Medwin sei wirklich des Glaubens gewesen, daß Wield ihm einen Antrag machte. Und wenn der Anwalt es nicht dabei beließ, sondern nach etwas in

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