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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die Liste. »Ich schätze, es lohnt sich, ihn wegen der Kneipenschlägerei genauer unter die Lupe zu nehmen. Da litt er plötzlich an einem umfassenden Gedächtnisschwund. Und dann ist noch etwas aufgetaucht. Ich habe ihn als den Rädelsführer der Bande erkannt, die mich zusammengeschlagen hat.«
    »Ach ja«, sagte Dalziel mit so beiläufigem Interesse, daß es fast weh tat, wenn Wield daran dachte, wie er gerade sein Gewissen auf die Goldwaage gelegt hatte. »Wieldy, dieser Name hier, der ohne Adresse …«
    »Ach, der. Laut Medwin ein alter Kumpel, den er zufällig bei dem Spiel getroffen und dem er eine Mitfahrgelegenheit angeboten hat. Er wohnt jetzt im Süden und hatte spontan Lust zurückzukommen. Es klang, als hätte es ihn gefreut. Warum sind Sie an dem interessiert, Sir?«
    »Der Name, Junge. Der
Name.
Tony Appleyard! Ich bin erstaunt, daß er dir nicht aufgefallen ist. Zu früh am Morgen für dich, was?«
    Selbst jetzt machte es noch nicht klick bei Wield. Was des einen Besessenheit, bringt den anderen zum Gähnen. Dann fiel ihm der verschwundene Schwiegersohn Arnie Stringers wieder ein, dessen Abwesenheit Dalziel als persönliche Beleidigung aufzufassen schien! Wenn er von selbst darauf gekommen wäre, die Verbindung herzustellen, und zu Dalziel gerannt wäre, hätte er sich ein Fleißbildchen abholen können. Nun bekam er als einzige Belohnung für das Frühaufstehen Vorwürfe von Dalziel zu hören.
    Er sagte: »Es muß nicht unbedingt derselbe sein, Sir. In Yorkshire gibt es jede Menge Appleyards.«
    Dalziel sah zum Himmel empor und sagte: »O ihr Kleingläubigen! Finden wir’s heraus, ja?«
     
    Auch wenn Dalziels Unterredung mit Jason Medwin nicht gegen die Menschenrechtskonvention verstieß, war sie der reinste Terrorakt.
    Der Dicke versprühte den Charme eines netten Onkels, doch während er aufmunternd und zustimmend nickte, zerfetzten seine Hände ein Blatt Papier, zerquetschten einen Plastikbecher und vergingen sich schließlich an einem Bleistift, den sie in vier Stücke brachen, die sie einzeln zwischen Daumen und Zeigefinger zu Splittern zermahlten.
    Medwin hatte zuerst die freche Tour versucht – verfickte Kacke, hier werden ja voll die schweren Geschütze aufgefahren, oder was? – und hatte sich dann vor Lachen geschüttelt.
    Dalziel hatte miteingestimmt, und einige Sekunden lachten beide unisono. Doch Medwins Amüsiertheit nahm langsam ab, wurde von einem nervösen Gekicher zur ängstlichen Stille, während Dalziels Lachsalven weiter und weiter dröhnten und Wield an den lachenden Polizisten auf der Promenade von Blackpool erinnerten, den er als Kind immer eher beängstigend als lustig gefunden hatte. Endlich modulierte auch Dalziel sein Lachen zu einem Lächeln, doch inzwischen stand fest, daß zumindest für Medwin Dalziels Lächeln mehr Drohungen enthielt als Wields grimmigste Miene.
    Es dauerte nicht lange, da stand fest, daß der Freund des jungen Mannes in der Tat der Appleyard des Chefs war.
    »Er hat irgend so einer Perle ein Kind gemacht, und ihr Vater hat ihn gezwungen, sie zu heiraten. Ich hätte ihm geraten, ’ne Fliege zu machen, aber Tony war schon immer eine Flasche.«
    »Wir können nicht alle Helden sein«, sagte Dalziel liebenswürdig. »Also ist er nach Süden abgehauen?«
    Der Junge überlegte. Nichts von alldem konnte ihm schaden, also bestand keine Veranlassung, den dicken Mistkerl in die Irre zu führen, und (mit einem Blick auf die rastlosen Hände) vielleicht eine Menge Veranlassung, mit ihm zusammenzuarbeiten.
    »Ja, ich schätze, daß er erst Arbeit gesucht hat und dann irgendwie gestrandet ist.«
    »Und du hast ihn rein zufällig getroffen?«
    »Ja. Er war allerdings schon immer ein Anhänger von City, und wenn die da unten gespielt haben, ist er natürlich hingegangen.«
    »Aber du hast nicht gewußt, daß er sich in diesem Teil Londons aufhält?«
    »Nein. Wir waren nicht richtig befreundet, wir haben uns nur bei den Spielen gesehen, Sie wissen schon, was ich meine. Er war es, der nach dem Spiel zu mir gekommen ist. Ich dachte, ich muß ihm Geld schulden, so hat er sich auf mich gestürzt.«
    »Er hat sich also gefreut, dich zu sehen.«
    Medwin nickte. »Ja, hat er. Er sah nicht gerade prächtig aus, und ich hab gefragt, ob er Arbeit hat, und er hat gesagt, daß er rumjobbt, und er hat sich seit einiger Zeit sowieso nicht danach gefühlt. Er hat mich mit Fragen gelöchert nach hier oben, seiner Frau und so. Dabei kenne ich die gar nicht, und am Ende

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