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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wields Worten oder Verhalten suchte, das einen solchen Irrtum untermauerte? Und wenn er nun ein Zögern spürte und Wield direkt fragte, ob er schwul sei? Seit seiner Krise vor achtzehn Monaten war Wield theoretisch geoutet. Praktisch und mit Sicherheit, was seinen Beruf anlangte, hatte das bisher sehr wenig bedeutet, doch er hatte inneren Frieden und Kraft aus der Gewißheit gezogen, daß er nie wieder ausweichen würde, wenn man ihm die Frage direkt stellte.
    Aber zu riskieren, daß ein wendiger Anwalt ihm die Frage in aller Öffentlichkeit und vor Gericht vorlegte und ihn nach Strich und Faden bloßstellte, gehörte nicht zu seinen Plänen. Die Kripo könnte dadurch ins Lächerliche gezogen und der Fall könnte niedergeschlagen werden. Mit Sicherheit würde die rechte Presse ihre Spürhunde losschicken, die Blut riechen und Andeutungen fallenlassen würden, daß Protektion im Spiel sei. Es könnte das Ende seiner beruflichen Laufbahn bedeuten.
    Doch vielleicht, in der Tat wahrscheinlich, würde es nie soweit oder auch nur annähernd soweit kommen. Er würde aussagen, was er damals gerade machte – als Polizist Dienst tat und von einer Bande junger Schläger bösartig angegriffen wurde –, und das Ganze würde vor einem Gericht verhandelt, dessen Schöffen Faschisten waren und dessen Pflichtverteidiger, vom Verhör gelangweilt, durch die Sitzung schlafwandelte …
    Er mußte es tun, was immer die Folgen waren. Großes Risiko, kleines Risiko, kein Risiko. Pflicht, Glaube, man konnte es nennen, wie man wollte; es ging um den persönlichen Imperativ, der, zum allgemeinen Prinzip erhoben, Religionen schuf; korrumpiert, Fanatiker machte – doch wenn man ihn ignorierte, dem Leben seinen Sinn nahm; und ein anderes Kriterium gab es für ihn nicht.
    Er sagte: »Am Dienstag, dem 1. März, hast du einen Mann am Eingang von Kipling Gardens angesprochen und mit der Hilfe von anderen, die noch nicht identifiziert sind, zusammengeschlagen.«
    »Was? Wer behauptet das denn?« fragte Medwin, unfähig, seine Empörung zu verbergen.
    »Ich behaupte das«, erwiderte Wield. »Halte dich an Leute von deiner eigenen Größe, Sohnemann. Zwerge.«
    »Soll das heißen, daß Sie das waren?« Er starrte Wield an, und langsam dämmerte es ihm. Erst erkannte er das Gesicht, dann die Falle, in die er getappt war.
    »Richtig«, sagte Wield. »Nun sitzt du echt in der Tinte, was?«
    Es klopfte an die Tür, und Seymour steckte den Kopf ins Zimmer. »Der Chef ist da und will wissen, wie du vorankommst«, sagte er.
    »Ich wollte gerade mal mit ihm reden«, erwiderte Wield. »Es hat sich herausgestellt, daß Mr. Medwin hier der junge Herr ist, der mich im März überfallen hat. Er bringt gerade seine Aussage zu Papier. Hilf ihm doch bitte, ja?«
    Er ging aus dem Raum und warf einen Blick auf seine Uhr. Noch nicht einmal sieben. Ich wette, der Dicke kommt sich ganz toll vor, weil er früh aufgestanden ist, dachte er.
    Er tat Dalziel unrecht, aber das konnte er nicht ahnen, denn nichts an Dalziels Erscheinung ließ erkennen, daß er überhaupt nicht im Bett gewesen war. Nach seiner Heimkehr aus dem Club hatte er über eine Stunde lang ein heißes Bad genommen. Dann, mehr verhungert als übernächtigt, hatte er ein Stück Blutwurst in einem Topf Ochsenschwanzsuppe erhitzt und nackt am Küchentisch frühstückend durch die schmierige Scheibe und den feuchten Maimorgen zu jenem Fenster hinübergeschaut, in dem er Gail Swain das einzige Mal lebend erblickt hatte.
    An ihr Gesicht konnte er sich nicht erinnern, und als er es das nächste Mal gesehen hatte, war es zum größten Teil nicht mehr vorhanden. Aber die Titten … vor seinem geistigen Auge sah er die Titten wieder. Seine Libido schien ihre Hundstage zu erleben oder vielleicht einen malaiischen Nachsommer, denn er hatte gemerkt, daß seine Phantasie auf Hochtouren lief, seit er engeren Kontakt mit Eileen Chung hatte. Was ihn daran erinnerte, daß er um zehn eine Probe hatte, so daß er, statt hier rumzusitzen und sich aufzugeilen, besser beraten wäre, früh mit der Arbeit zu beginnen.
    »Noch immer nicht fertig?« begrüßte er nun seinen Sergeant. »Du sollst die Fälle der Jungs nur bearbeiten, nicht ihre Lebensgeschichte aus ihnen herausholen.«
    »Dieser hat sich als etwas komplizierter herausgestellt. Scheint nichts mit der Zuggeschichte zu tun zu haben, will mit dem Auto gefahren sein und hat mir zur Untermauerung seiner Aussage diese Namen gegeben«, sagte Wield und reichte Dalziel

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