Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
unterhalten?«
    »Hier draußen ist völlig in Ordnung«, erwiderte Dalziel.
    Er legte den Arm um den Polier und führte ihn weg. Wield sagte: »Kann ich Ihr Telefon benutzen?« und stieg, ohne eine Antwort abzuwarten, die Treppe zum Büro hinauf.
    Als er Shirley Appleyard auf der Treppe passierte, fragte sie: »Was will er hier?«
    »Darüber herrscht geteilte Meinung«, erwiderte Wield.
    Im Büro zog er die Tür fest hinter sich zu, wählte die Dienststelle und verlangte Pascoe. Der klang nicht gerade glücklich, als er abnahm.
    »Wo zum Teufel steckst du?« wollte er wissen. »Ich bin gerade zurückgekommen, und hier sieht es aus wie in einer Leichenhalle.«
    Rasch erklärte ihm Wield, was geschehen war, und fuhr dann fort: »Seymour müßte noch mit Medwin im Vernehmungszimmer sein. Es gibt etwas, was ich den Jungen hätte fragen sollen, und bis ich zurück bin, ist er wahrscheinlich schon unterwegs nach Leeds. Es geht um die Nacht, in der er mich überfallen hat.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, daß il Duce ihm Straffreiheit versprochen hat? Seine Birne muß langsam weich werden.«
    Es war nicht der richtige Augenblick, um Dalziels Motive zu erklären. Wield sagte: »Es geht nur um eine Information. Als Medwin und seine Bande mich zusammenschlugen, fuhr ein Fahrzeug vorbei. Es verlangsamte die Fahrt, könnte sogar angehalten haben, dann fuhr es weiter.«
    »Als hätte sich der Fahrer überlegt, ob er eingreifen sollte, sich dann aber dagegen entschieden?«
    »Oder vielleicht hat er Waterson mitgenommen«, sagte Wield. »War nur so ein Gedanke. Es ist eine Frage wert.«
    »Wieldy, du wirst doch wegen Waterson nicht genauso weich in der Birne wie der Alte wegen Appleyard, oder? Ein Glück, daß hier
überhaupt
noch jemand arbeitet.«
    »Soll ich dem Chef etwas ausrichten?« fragte Wield unschuldig.
    »Bei seinen Ohren hat er mich wahrscheinlich sowieso schon gehört! Bis später!«
    Wield verließ das Büro und stellte sich zu Shirley Appleyard, die am Kopfende der Treppe stand.
    Sie sagte: »Worüber unterhalten sich die beiden? Geht es um Tony? Gibt es Neuigkeiten?«
    »Welcher Art?«
    »Daß er … vielleicht tot ist.«
    »Warum sollte er denn tot sein?« wunderte sich Wield.
    »Ich weiß nicht. Manchmal wache ich nachts auf und bin mir sicher, daß er tot ist. Und morgens sage ich mir dann, das war nur so ein bescheuerter Gedanke, wie sie einem nachts kommen. Doch in letzter Zeit war es egal, ob es pechschwarze Nacht oder hellichter Tag war, mein Gefühl war immer gleich. Ist er deshalb gekommen?«
    »Nein«, sagte Wield, gerührt von dem Schmerz, den er im Gesicht des Mädchens wahrnahm. »Der Chef würde doch mit Ihnen selbst reden, wenn er schlechte Nachrichten hätte.«
    »Glauben Sie?« spottete sie. »Männer! Selbst von unseren Schicksalsschlägen erfahren wir von euch nur indirekt.«
    Sie drehte sich abrupt um und ging ins Büro. Wield, dem schmerzliche Gefühle nicht fremd waren, spürte den Aufschrei von Einsamkeit und Verlassenheit in ihren Worten.
    Er wandte sich um und warf einen zornigen Blick auf die beiden stattlichen Männer, die völlig in ihre Unterhaltung vertieft waren.
    »Sie haben also gelogen«, sagte Dalziel gerade.
    »Das habe ich doch gesagt. Ich habe meine eigene Tochter angelogen, und Sie glauben doch wohl nicht etwa, daß es mir etwas ausmachen würde, auch die bescheuerte Polizei anzulügen?«
    »Das ergibt Sinn«, sagte Dalziel vollkommen aufrichtig. »Und jetzt sagen Sie, daß Ihr Schwiegersohn, als Sie ihn suchten, die Unterkunft verlassen hatte, deren Adresse Ihnen bekannt war, daß aber einer der anderen Mieter sagte, Tony könnte bei einer Freundin in der – wie hieß sie noch – Straße wohnen?«
    »Webster Street. Haben Sie was mit den Ohren, oder was?« sagte Stringer wütend.
    »Eine gute Geschichte kann man auch zweimal hören«, entgegnete Dalziel vorwurfsvoll. »Sie gingen also hin …«
    »… und ich blieb in meinem Auto sitzen, weil ich nicht wußte, welches Haus es war. Es war eine lange Straße, hohe Reihenhäuser, hauptsächlich Wohnungen oder Einzimmerapartments, unmöglich, sie alle abzuklappern. Ich konnte also nur sitzen bleiben und hoffen …«
    »Was haben Sie denn gehofft, Mr. Stringer?« fragte Dalziel ruhig. »Daß Sie Tony sehen würden und ihn überreden könnten, mit Ihnen nach Hause zurückzukehren? Oder daß Sie ihn ein für allemal in die Flucht treiben?«
    »Ich wollte einfach mit ihm reden«, sagte Stringer. »Ich bin kein

Weitere Kostenlose Bücher