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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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davon ausgegangen bin, dadurch würde alles einfach sein, schließlich bin ich nicht blöde, sondern daß alles seinen Sinn hätte und in allem Gottes Wille ersichtlich würde!«
    »Und?«
    »Tja, das ist in Ordnung, bis alles zerfällt, eins nach dem anderen, und die ganze Zeit sagt man sich: Dein Wille, nicht meiner, und manchmal findet man eine Entschuldigung für Gott und manchmal eine für sich selbst … Verstehen Sie, was ich sagen will? Nein! Wie zum Teufel sollten Sie auch?«
    Er sah Dalziel mit schrecklicher Verachtung an, doch der Dicke hatte nicht das Gefühl, daß dieser Ausbruch gegen ihn gerichtet war, noch hätte es ihm viel ausgemacht, wenn dem so gewesen wäre.
    Er sagte: »Vielleicht verstehe ich, wie Ihr Mädchen sich fühlt, weil sie für Sie erst an zweiter Stelle nach einem Haufen roter Backsteine kommt. Entschuldigen Sie mich.«
    Er entfernte sich und rannte leichtfüßig die Treppe zum Büro hinauf.
    Shirley Appleyard fragte: »Was ist los?«
    »Nichts«, erwiderte Dalziel. »Uns ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, daß Ihr Mann Anfang Februar hier war. Ich habe gerade Ihren Vater gefragt, ob er etwas davon gehört hat.«
    »Und was hat er geantwortet?«
    »Er hat nichts gehört. Ich vermute, daß Sie auch nichts davon wußten, denn sonst hätten Sie es mir gesagt, als Sie mich baten, ihn zu finden, oder?«
    »Genau das sagen die Leute über Sie«, erwiderte sie. »Egal, was vor Ihnen liegt, Sie gehen geradeaus, bis Sie auf die Wahrheit treten, selbst wenn Sie sie zerbrochen zurückbringen.«
    »Sie haben also gewußt, daß er zurückgekommen war?«
    »Ich hatte ein Gerücht gehört, das war alles. Ein Junge sagte, ein anderer Junge hat gesagt …«
    »Aber Sie haben nicht weiter nachgeforscht?«
    »Etwas Stolz habe ich schließlich auch«, funkelte sie ihn an. »Wenn er zurückgekommen wäre, um mich zu sehen – er wußte schließlich, wo ich mich aufhalte. Ich wollte nicht, daß man denkt, ich krieche auf allen vieren hinter ihm her.«
    »Sie haben also den Mund gehalten, bis sich die Möglichkeit auftat, daß ein anderer an Ihrer Stelle kriechen würde?«
    »Nein!« sagte sie. »Sie sind fürs Kriechen nicht gebaut, oder?«
    Es war, dachte er, im großen und ganzen ein Kompliment.
    »Soll ich also weitersuchen?« fragte er. Ihre Antwort würde ihn nicht im geringsten beeinflussen, aber er wollte sie hören.
    »Machen Sie, wozu Sie Lust haben.«
    »Was ist los, Mädchen? Interesse verloren? Oder die Hoffnung?«
    »Was kommt es darauf an? Auf Dauer gesehen, was ist von alldem wichtig?«
    »Die Wahrheit ist wichtig«, sagte er. »Auf die kann man treten, so fest man will, sie läßt sich nicht zertreten. Nur Lügen zerbrechen leicht.«
    Er trottete die Treppe hinunter und dachte, daß Pascoe stolz auf ihn gewesen wäre, wenn er diesen philosophischen Exkurs gehört hätte. Stringer saß im Lastwagen, Swain in seinem Baggerlader. Beide Motoren liefen.
    »Fertig, Superintendent?« schrie Swain gegen den Lärm an.
    »So ungefähr«, bellte Dalziel. »Ihr Bruder hat sich da drin erschossen, nicht wahr?«
    Er wies auf die Scheune. Der Stolz des diplomatischen Corps, dachte Wield.
    »Allerdings.«
    »Sie haben sich bestimmt tausendmal gefragt, warum er das getan hat?«
    Nur Dalziel schaffte es, eine so persönliche Unterhaltung fortissimo zu führen.
    »Nein. Nur einmal!« schrie Swain, deutlich fest entschlossen, ihm Paroli zu bieten.
    »Wollen Sie sagen, daß Sie sofort auf die richtige Antwort gekommen sind?«
    »Ich meine, daß er sich erschossen hat, weil er keinen Ausweg sah, den Hof zu retten.«
    »Bei der Feststellung der Todesursache haben Sie gesagt: ›Keinen
anderen
Ausweg‹.«
    »Hab ich das? Vielleicht. Macht keinen Unterschied, oder?«
    »Hat er nicht versucht, von Ihnen Geld zu leihen, um seine Schulden zurückzuzahlen?«
    »Natürlich. Aber das, was ich ihm leihen konnte, reichte nicht.«
    »Und Ihre Frau? Hat er die gefragt?«
    »Möglich. Aber sie wäre nicht geneigt gewesen, Geld in einen bankrotten Hof zu stecken. Noch bin ich geneigt, weiter Ihre beleidigenden Fragen anzuhören, Dalziel. Ich dachte, man habe Sie offiziell gewarnt, mich wegen Gails Tod weiter zu belästigen.«
    »Ich spreche nicht über den Tod Ihrer Frau, sondern den Ihres Bruders«, schrie Dalziel. »Doch ich vermute mal, Ihre Frau hat nicht lange gebraucht, die Kohle lockerzumachen, nachdem Sie Moscow erst einmal geerbt hatten?«
    »Da war es unser Zuhause. Eine gute Geldanlage.«
    »Also hätten Sie

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