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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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warum hat der ihn dann nicht direkt angesprochen, statt sich zu verstecken, bis er so knapp bei Kasse war, daß er seine Frau um ein paar Kröten anhauen mußte? Und warum …«
    Wield blieb durch das Erscheinen Sergeant Broomfields von der Fortsetzung des Kreuzverhörs verschont.
    »Hab ich mir doch gedacht, daß Mr. Pascoe hier unten ist«, sagte er. »Schauen Sie, Sir. Ich bekam gerade diese Unfallmeldung. Normalerweise würde ich einen meiner Jungs rausschicken, doch als ich sah, daß es auf Philip Swains Land passiert ist …«
    Pascoe nahm das Blatt Papier.
    »Meine Güte«, sagte er. »Klingt ja gräßlich.«
    »Es steht angeblich auf Messers Schneide«, sagte Broomfield grimmig.
    »Was ist los? Ist Swain verletzt?« fragte Wield.
    »Nicht Swain. Arnie Stringer. Er ist unter den Bagger gekommen. Danke, Broomfield. Ich kümmere mich darum.«
    Er reichte Wield das Blatt.
    »Nicht gerade Glückskinder, die Swains«, sagte der Sergeant.
    »Größere Glückskinder als die Stringers, nachdem, was man so mitkriegt«, sagte Pascoe.
    »Mr. Dalziel muß informiert werden. Er ist bei der Probe, hast du gesagt?«
    »Ja.«
    Auf Pascoes Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
    »Weißt du was, Wieldy: Du gehst zum Krankenhaus und siehst dort nach dem Rechten, während ich die Himmelsfeste stürme!«
     
    Das Gelände um die Kathedrale herum war von kleinen Menschengruppen bevölkert, die Pascoe zuerst für Touristen auf Besichtigungstour hielt. Doch schon bald erkannte er, daß der Mittelpunkt jeder Gruppe kein Reiseführer, sondern jemand aus Eileen Chungs Ensemble war, der für eine der Massenszenen probte. Er erinnerte sich daran, wie Chung gesagt hatte: »Man macht sich keine Vorstellung davon, wieviel Arbeit es ist, die Leute dazu zu kriegen, einfach sie selbst zu sein!«
    Er entdeckte auch Kanonikus Horncastle im dunklen Schatten des großen Turms. Seine schwarze Soutane verschmolz so nahtlos mit der Dunkelheit, daß des Stiftsherrn schmales Gesicht wie die bleiche Fratze eines marmornen Wasserspeiers mit boshafter Mißbilligung auf die belebte Szene spähte. Pascoe winkte, doch der Stiftsherr sah ihn entweder nicht oder gab sich nicht die Mühe, auf seine Gegenwart zu reagieren, und so beeilte sich Pascoe, zu den Abteiruinen vorzustoßen.
    Hier war die größte Geschichte aller Zeiten durch eine Teepause zum Stillstand gekommen. Dorothy Horncastle füllte Becher aus einem großen Kupferbehälter, und ganz in der Nähe, umgeben von einer Schar Gefolgsleute, stand Eileen Chung. Sie redete wie gewöhnlich mit Händen und Füßen, doch als sie Peter Pascoe kommen sah, unterbrach sie sich und beobachtete ihn, als sei er jemand, den sie unbedingt sprechen mußte, so daß alle anderen ebenfalls beobachteten, wie er sich näherte.
    »Ich habe das Gefühl, mindestens eine Botschaft aus Marathon überbringen zu müssen«, sagte er ziemlich verlegen, als sie ihn zur Seite zog.
    »Und tust du das etwa nicht?«
    »Nicht für dich«, sagte er grinsend, wobei seine Verlegenheit verebbte, während er im Brennpunkt ihrer gesammelten Aufmerksamkeit erglühte. »Und ich bin mir nicht sicher, ob wir gewonnen oder verloren haben.«
    »Wie dem auch sei, es tut immer gut, dich zu sehen, Peter. Suchst du Ellie? Sie war hier und hat mir ihr lustiges Mikrophon unter die Nase gehalten. Ich war der Meinung, daß die ›Post‹ für ihre Sondernummer nur eine Kleinigkeit zur Ausschmückung brauchte, aber Ellie ist mit einem Eifer bei der Sache, als würde sie eine komplette Biographie schreiben! Ich hasse den Gedanken an die grauenvollen Dinge, die sie enthüllen wird. Vielleicht sollte ich dich dazu ernennen, meine Interessen im Haushalt Pascoe zu vertreten?«
    »Nein, danke. Da mache ich lieber einen Marathonlauf. Ist mein anderer Boß da?«
    »Was? Oh, Andy! Ja. Warte.«
    Sie zeigte ihm die Richtung. Ihre Geste war von einer solch graziösen Sinnlichkeit, daß Pascoe sich zwingen mußte, seine Aufmerksamkeit von der Zeigenden auf die Stelle zu wenden, auf die sie deutete.
    Auf einer geborstenen Säule, nicht ganz im Brennpunkt des Geschehens, saß Dalziel. Er hatte seine Brille aufgesetzt und paukte seine Rolle, wobei sich die schweren Lippen beim Lesen bewegten.
    »Ich wußte gar nicht, daß der Herrgott eine Brille braucht«, sagte Pascoe.
    »Ach, und ich ging davon aus, daß das jeder wüßte!« sagte Eileen Chung. »Paß auf, wenn du dich ihm näherst. Er ist heute morgen nicht bei der Sache, und ich habe ihn schon ein-, zweimal

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