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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nicht? Sie paßte zu beiden Geschichten des Philip Swain – dem treuen Freund und dem rasch konternden Kriminellen. Das war das Problem mit allen ihren Erkenntnissen. Alles paßte gleichermaßen gut zu Swains Geschichte wie zu Dalziels Theorie.
    Doch – war Dalziels Theorie immer konsequent auf alle Ermittlungsergebnisse angewandt worden? Und war das gleiche mit Swains Geschichte gemacht worden? Das heißt, waren wirklich alle Konsequenzen in beiden Fällen konsequent durchgespielt worden?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Er ordnete die Akten so streng wie möglich chronologisch, sagte sich dann, Swain ist ein liebevoller Ehemann und treuer Freund, und begann mit der Lektüre.
    Nach einer Weile sah Ellie herein, zog sich wieder zurück, und er hörte, wie der Fernseher im Wohnzimmer angestellt wurde.
    Eine halbe Stunde später steckte sie wieder den Kopf durch die Tür.
    »Noch nicht fertig?« fragte sie.
    »Ich bin mit dem liebevollen Ehemann durch«, erwiderte er. »Jetzt bin ich ein richtiges Schwein.«
    »Oh, tut mir leid, das hab ich noch gar nicht mitgekriegt! Ich gehe ins Bett.«
    »Ich komme in etwa einer halben Stunde nach oben.«
    »Als welcher von beiden? Gute Nacht!«
    Er lächelte hinter ihr her, dann wandte er sich wieder seiner Akte zu.
    Vierzig Minuten später ging er seine Aufzeichnungen durch.
    Und da fand er es. Nichts Großes, eher was ziemlich Kleines. Nur, wenn man nichts anderes in der Hand hatte, war es doch was.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Zu spät, um noch jemanden zu stören. Außer einer Ehefrau. Ehefrauen waren nicht
jemand
.
    Sie öffnete ein Auge, als er ins Zimmer kam, dann machte sie es wieder zu. Er drückte ihr zart die Schulter, bis sie es wieder öffnete.
    »Muß ich raten, wer von beiden es ist?« fragte sie verschlafen.
    »Keiner von beiden. Nur ein ahnungsloser Mann auf der Suche nach weiblicher Erleuchtung. Wach auf, meine Liebste, und erzähl mir von unseren kleinen Freunden, den Fledermäusen.«
     
    Am folgenden Morgen stand er früh auf. Gegen acht Uhr fuhr er durch ein quietschendes Tor und unter einem ramponierten Schild hindurch, auf dem JOE SWINDLES  – SCHROTTHÄNDLER stand. In einem verräucherten Büro zog ein beleibter weißhaariger Mann an einem kleinen Stumpen, aß ein mit Spiegelei belegtes Butterbrot und las die »Sun«. Übelgelaunt blickte er auf. Ihm stand deutlich im Gesicht geschrieben, daß er zu denen gehörte, die nicht gern bei ihren morgendlichen Freuden gestört werden. Doch als er seinen Besucher erkannte, strahlte er fettig.
    »Mr. Pascoe! Das ist aber eine nette Überraschung! Ich habe Sie Ewigkeiten nicht gesehen. Ich habe mich richtig vernachlässigt gefühlt. Was hat das nur zu bedeuten? habe ich mich gefragt. Habe ich ihn beleidigt? Oder hat er mich wegen eines anderen sitzengelassen?«
    »Ich würde mal sagen, Joe, daß es bedeutet, daß Sie entweder ehrlicher geworden sind oder ich langsamer«, sagte Pascoe.
    »Gut möglich, daß Sie langsamer geworden sind, Mr. Pascoe. Sie wären nicht der erste. Denn wenn ich noch ehrlicher geworden wäre, hätten sie mich in diesen Mysterienspielen zum lieben Gott machen müssen statt den netten Mr. Dalziel. Wie geht es dem Alten? Steht er nicht kurz vor der Pensionierung?«
    Pascoe lächelte. Es war Joe Swindles Ehrgeiz, wenn er zu tief ins Glas geschaut hatte, Dalziel vor seinem Tod in seiner Schrottpresse zu sehen, um ihm alles – wie er es sah – Unrecht heimzuzahlen, das Dalziel ihm im Verlauf der Jahre angetan hatte.
    »Ich werde die Grüße weiterleiten«, sagte Pascoe. »Und nun, Joe, möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
    Swindles hörte zu, während Pascoe erklärte, was er wollte, dann kratzte er sich seinen ehrwürdigen Schädel und sagte: »Februar, sagen Sie? Das ist aber wirklich viel verlangt, Mr. Pascoe. Da müßte ich aber gewaltig suchen, und dann ist das Zeug aller Wahrscheinlichkeit nach doch schon in der Schrottpresse gelandet.«
    Pascoe ließ sich nicht beeindrucken. Eines wußte er inzwischen über Joe Swindles, und das war, daß der geradezu einen sechsten Sinn hatte, wenn er auf seinem Schrottplatz etwas suchte. Swindles wollte nichts weiter als handeln.
    »Ich weiß, daß Ihre Zeit kostbar ist, Joe«, sagte Pascoe. »Deshalb gebe ich Ihnen einen Fünfer für jede Minute, die Sie weniger als fünf Minuten brauchen, das Zeug zu finden.«
    Zwanzig Pfund mußte er hinblättern. Dann schaute er auf den Rosthaufen landwirtschaftlicher

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