Mord auf Widerruf
Beweis einzusetzen, daß ich doch recht habe, nachdem du monatelang die Runde gemacht hast und jedem, der es hören wollte, hinter meinem Rücken erzählt hast, daß ich mich verrannt habe?«
Stürm, stürm, du Winterwind!
dachte Pascoe.
Laut sagte er: »Weil ich wollte, daß Sie recht haben. Wer will schon einen fehlbaren lieben Gott?«
Dalziel kam auf ihn zu; eine große Pranke bedrohlich ausgestreckt. Pascoe stand auf, und das Herz sackte ihm halb in die Hose, dann verschwand seine Hand in einer Schraubzwinge und wurde geschüttelt und gerüttelt, bis sie nicht mehr an seinem Handgelenk zu hängen schien, und Dalziel intonierte:
»Geleistet ist ein jeder Teil vom Werke dieses Tages/Und alles ist so recht nach meinem Herzen/Und gern geb ich ihm meinen Segen.«
»Verzeihung?« sagte Pascoe.
»Verzeihung? Der liebe Gott zu sein bedeutet, daß man nie um Verzeihung zu bitten braucht!
All das, von dem ich je gesagt, es solle sein/Ist nun erfüllt wie prophezeit/Gekommen ist für mich die Zeit, der Menschen Bosheit zu beenden!
Spiel’s noch mal für mich, Junge. Spiel’s noch mal!«
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Achter Teil
TEUFEL :
Geschrieben steht’s und ist auch wohlbekannt,
Wie Gott die Engel dir gesandt,
Um dich zu leiten an der Hand,
Wohin auch immer du magst gehen,
Damit an Steine du nicht stoßest
Und dir verletzest deine Zehen.
Und da du ohne Weh kannst fallen
Und dir auch keinen Kratzer holst,
Stürz dich herab und hilf uns allen,
Leg dich zu meinen Füßen nieder;
Und wirst du’s unterlassen,
Bin ich ergrimmt und werd dich hassen.
York-Zyklus,
Die Versuchung
29. Mai
Lieber Andy,
in meinen Gedanken bist Du schon lange Andy, nur wurde ich dazu erzogen, Respekt vor Amtspersonen zu haben, und es schien mir besser, diese spezielle Korrespondenz förmlich zu halten. Doch dies ist mein letzter Brief, deshalb kann ich wohl ohne Gefahr den ganzen Formkram in den Wind schlagen, oder wie siehst Du das?
Morgen ist also Dein großer Tag, der Tag, an dem Du endlich den lieben Gott spielen wirst. Es steht in allen Zeitungen, und ich freue mich darauf, morgen früh alles über Dich in der Sonderausgabe der »Evening Post« zu lesen. Durch die Stadt wirst Du ziehen, von hoch oben auf das gemeine Volk hinabblicken und alles sehen. Ich habe nie bezweifelt, daß Gott in der Tat alles sieht, aber das macht es nur noch schlimmer, nicht wahr? Denn sehen ist nicht dasselbe wie sich sorgen, und Priester wie Terroristen bevorzugen schwarz.
Es tut mir leid. Ich darf nicht den Faden verlieren. Das liegt nur daran, daß ich ziemlich nervös bin. Weißt Du, ich habe nämlich beschlossen, daß morgen auch mein großer Tag sein wird. Keine Angst! Ich bleibe noch lange genug, um Ausschau zu halten, während Du im Triumph vorbeifährst. Das möchte ich nicht missen, nicht um alles in der Welt, Turm und Stadt, Wald und Feld! Dann schlüpfe ich leise davon und lasse Dich in Frieden.
Ich weiß nicht, ob Du diesen Brief vorher oder hinterher lesen wirst. Heute wird die Post nicht ausgetragen, morgen auch nicht, da Feiertag ist, ich werde den Brief also selbst zu Dir bringen. Ob Du wohl der gewissenhafte Typ bist, der auch am Feiertag, wenn Du keinen Dienst hast, nach dem Rechten sieht? Ich habe da so meine Zweifel! Nicht, daß es einen Unterschied bedeutet, da ich nicht unterschreiben werde. Das Raten überlasse ich Dir, obwohl Du morgen ein Indiz haben dürftest, das selbst Du nicht übersehen kannst!
Ich habe gehört, daß Du Dein anderes kleines Rätsel tatsächlich aufklären konntest. Waren meine bescheidenen Hinweise eine Hilfe? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich hast Du wie gewöhnlich alles allein gemacht! Du und Deine Handlanger, der hübsche Inspector und der häßliche Sergeant. Die heilige Dreifaltigkeit! Drei in einem, und dieser Eine bist Du! Und das ist Dein Tag, nicht wahr? Trinitatis. Nun, Ehre, wem Ehre gebührt. Doch was ist mit der anderen Dreifaltigkeit, den dreien, die Du aus dem Beton des Polizeiparkplatzes gebuddelt hast? Sollten wir heute nicht auch ihrer gedenken? Wenn wir den Schmerz, den Kummer, die Leere und den Verlust Deinem kleinen Triumph an die Seite stellen, sollten wir da den Triumph nicht ganz und gar vergessen und nur an den Verlust denken? Was ist das für eine Welt, in der solche Dinge … Entschuldigung, wir wissen beide, was das für eine Welt ist. Nur daß Du meinst, daß man sie in den Griff kriegen kann, und ich weiß, daß sie sich schon längst jeder Beherrschbarkeit entzogen
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