Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Eigenart, daß der Erfolg häufig Groll auslöst, Versagen jedoch neues Vertrauen entfachen kann. Bis jetzt war Pascoe selbst nach den Ausgrabungen auf dem Parkplatz nicht in der Lage gewesen, die Gewißheit seines Vorgesetzten zu teilen, daß Swain wirklich schuldig sei.
    Doch kaum kam Dalziel mit der Nachricht von Trimbles Verrat – wie er ihn vielleicht ungerechterweise bezeichnete – in Pascoes Büro gestürzt, als Pascoe gleichermaßen von grenzenloser Indignation überwältigt wurde.
    »Ich würde ihn jederzeit gegen eine ganze Horde verstaubter Advokaten unterstützen«, erklärte er später Wield.
    »Du versuchst doch nicht etwa, etwas wettzumachen?« wunderte sich Wield.
    »Weil ich bisher meine Bedenken hatte?«
    »Weil du der Meinung warst, er habe nicht alle Fransen am Teppich!« sagte Wield.
    »Du hältst Swain doch nicht etwa immer noch für unschuldig?« sagte Pascoe, heftig in die Offensive gehend.
    »Er hat etwas auf dem Kerbholz, soviel steht fest.«
    »Aber keinen Mord?«
    »Schau mal, da gibt’s die eine Geschichte, das ist die vom Chef. Und es gibt eine andere, und das ist die von Swain. Wo liegt da der Unterschied?
In dubio pro reo,
das wird das Ende vom Lied sein.«
    »Vielleicht. Aber ich möchte dem Chef helfen, mehr nicht.«
    »Was bringt das?«
    Das war eine gute Frage. Eine gute Antwort war nicht leicht zu finden.
    »Tja«, sagte Pascoe langsam, »zumindest könnte ich das tun, worüber ich mich aufrege, daß er es bei der dunklen Lady nicht tut. Ich könnte das, was er sagt, zur Abwechslung einmal ernst nehmen.«
    Er fing noch am selben Abend damit an, indem er sich Kopien aller Aussagen und Unterlagen zum Fall Swain mit nach Hause nahm. Ellie war auf einem Treffen ihrer Fledermaus-Gruppe, so daß er sich auf dem Eßtisch ausbreiten konnte, um durch den Anblick der Aussagen das Geschehen aus einem Blickwinkel zu erfassen, der bisher vielleicht ihrer Aufmerksamkeit entgangen war. Aber nach ein paar Stunden hatte er nichts weiter als das Gefühl, das der Staatsanwalt offenbar teilte, daß keine Aussicht bestand, Swain wegen Mordes festzunageln, wenn er bei Gericht eine gute Show abzog (und selbst Dalziel gab zu, daß Swain ein Meister im Kontern war). Vielleicht bedeutete das nichts weiter, als daß er tatsächlich keinen Mord begangen hatte … Pascoe schob den negativen Gedanken beiseite. Er hatte sich vorgenommen, daß ihn Dalziels Gewißheit wie eine Fackel leiten sollte. Doch nun kam sie ihm langsam wie eine Kerze im Schneesturm vor.
    Als Ellie nach Hause kam, starrte er noch immer mit leerem Blick auf die Unterlagen. Sie zeigte keine Neugier, und er gab ihr keine Erklärung. Die höfliche Neutralität der beiden, die Arbeit des jeweils anderen betreffend, war im Begriff, zu einer unüberwindlichen Barriere zu werden.
    »Gute Sitzung?« fragte er.
    »Ja. Wir wollen unsere Übersicht über die Arten und ihre Aufenthaltsorte in diesem Bezirk auf den neuesten Stand bringen. Vielleicht hältst du bei der Arbeit die Ohren gespitzt. Es würde mich nicht erstaunen, wenn der dicke Andy einige Vampire im Keller hätte.«
    »Wo du davon redest, da fällt es mir wieder ein«, sagte er, da sein Gedächtnis durch die Durchsicht der Unterlagen aufgefrischt worden war. »In der alten Scheune draußen auf Moscow Farm haben ein paar Fledermäuse überwintert, auf dem Hof, der Philip Swain gehört. Zwergfledermäuse, hat jemand gesagt.«
    »Was? Du hast nie ein Wort davon gesagt! Weißt du denn nicht, daß du von Gesetzes wegen verpflichtet bist, den Behörden Bescheid zu geben?«
    »Bin ich das? Tut mir leid. Das war übrigens im Februar, sie werden wahrscheinlich inzwischen verschwunden sein.«
    Die Tatsache, daß er schon seit Monaten von den beunruhigenden Geschöpfen wußte, machte Ellie nur noch ärgerlicher. Zum Glück lenkte ein Geräusch aus Roses Zimmer sie ab, bevor Pascoe sich mit seinen Entschuldigungen noch mehr Ärger eingehandelt hatte. Als er wieder allein war, schweifte seine Aufmerksamkeit erneut zu den Akten. Bei seiner Anordnung auf dem Tisch hatte er die Unterlagen, die sich auf die Tötung Beverley Kings in der Hambleton Road bezogen, in die Mitte gelegt, wohingegen er alles, was mit Tony Appleyards Tod zu tun hatte, an den Rand geschoben hatte.
    Doch die Erwähnung der Fledermäuse rief ihm die Scheune wieder ins Gedächtnis. Ihm kam der Gedanke, daß alle ausnahmslos Swains Version von Tonys Tod glaubten, oder vielmehr die Swain-Version der Stringer-Fassung. Und warum auch

Weitere Kostenlose Bücher