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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Swain!«
    »Olfaktorische Beweise werden selten zugelassen«, murmelte Trimble mit einem Lächeln, das Dalziel nicht erwiderte. »Nehmen wir uns seinen Bericht der Tötung vor. Hier. Sie gehen zusammen in das Schlafzimmer. Waterson hält den Revolver. Das völlig betrunkene Mädchen liegt auf dem Bett. Der Plan sieht vor, daß Waterson sie ganz aus der Nähe erschießt. ›Als ich sah, wie Waterson die Waffe hob, wußte ich, daß ich es nicht durchziehen konnte. Es war, als hätte ich durch den von Gails Tod ausgelösten Schock und Schmerz in einer Kinowelt gelebt, einer unwirklichen Welt, in der normale Reaktionen und Verhaltensweisen nicht vorkamen. Nun lichtete sich auf einmal der Nebel, und die Verzerrungen verschwanden, und ich sah, wie monströs die von Waterson geplante Tat war. Ich eilte zu ihm, um die Richtung des Laufs zu ändern, doch er war erstaunlich stark und schob mich zur Seite. Ich stolperte und wäre beinahe hingefallen. Dann ging der Revolver los. Ich warf mich vor, und diesmal gelang es mir, ihm die Waffe zu entwinden, aber es war zu spät. Das arme Mädchen lag auf dem Bett, und alles war voll Blut und Knochen. Und ich tauchte noch tiefer in die Unterwelt des Schocks, so tief, daß ich mich kaum an die nächsten Stunden erinnere und an nicht viel von den nächsten Tagen. Als ich wieder an die Oberfläche kam, stellte ich fest, daß es nackter Überlebenswille gewesen war, der mich an der Geschichte hat festhalten lassen, daß die Tote Gail sei. Ich hatte allerdings einen viel größeren Anteil der Schuld auf mich genommen, als es tatsächlich der Fall gewesen war. Ich verstand warum, als ich erfuhr, daß Waterson verschwunden war. Er mußte überzeugt gewesen sein, daß ich alles aufdecken würde, und das war in der Tat meine Absicht. Doch ich fand, daß ich es ihm schuldig war, vorher mit ihm zu sprechen. Vielleicht hätte er ja nicht abgedrückt, wenn ich nicht einzugreifen versucht hätte. Ich wußte aus eigener Erfahrung, wie sehr Unfälle Mordanschlägen ähneln können, und ich konnte ihn nicht verurteilen, ohne ihn gehört zu haben. Ich wünschte nur, ich hätte den armen Kerl gefunden, bevor Arnie Stringer seine Freundesschuld so tragisch beglich! Mein einziges Bestreben ist nun, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um die ganze entsetzliche Angelegenheit in Ordnung und hinter mich zu bringen. Als ich heute das Polizeipräsidium verließ, wurde mir klar, daß ich nie wieder gut schlafen würde, bis die ganze Wahrheit ans Licht gekommen war. Deshalb kehrte ich freiwillig um, um zu zeigen, wo Gail begraben lag. Mein Leben ist ein Trümmerhaufen. Ich kann nur beten, daß ich schließlich die Kraft finden werde, es wieder neu aufzubauen.‹ Ende der Aussage.«
    »Kann nicht sein, Sir«, sagte Dalziel. »Sie haben die Geigen zum Schluß vergessen! Und die Tränen unseres Herrn und Erlösers! Das ist ja übler als ›Vom Winde verweht‹!«
    »Nun gut, Andrew«, sagte Trimble geduldig. »Was glauben Sie, was geschehen ist?«
    »Was ich verdammt noch einmal gesehen habe!« fauchte der Dicke. »Zumindest das meiste. Ich schätze, sie hatten sich darauf geeinigt, daß Waterson abdrücken sollte. Swain hatte sein Mordpensum erfüllt, und er wollte keine Partnerschaft mit jemandem, der nicht mit ihm im selben Boot saß. Vorher hatte Waterson zu allem ja und amen gesagt. Er war ein Hosenscheißer, und Swain hatte es noch immer nicht gerafft. Dann kommt der entscheidende Augenblick, und Waterson kneift. Swain war zu weit gegangen, um eine Kehrtwendung zu machen, und sagt, dann macht er es selbst. Waterson greift nach der Waffe, Swain stößt ihn zur Seite, hält den Revolver unter das Kinn des armen Mädchens auf dem Trip und ballert ihm das Gesicht weg. Und das war’s dann für Waterson. Er fällt in einen katatonischen Zustand, und so finde ich die beiden, als ich zur Rettung angedampft komme.«
    »Und wie erklären Sie sich Swains erste Aussage?«
    »Er mußte ganz schnell nachdenken. Soweit er es beurteilen konnte, würde Waterson sich garantiert nicht an ihre ursprüngliche Abmachung halten. Es sah für Swain sogar ganz danach aus, als würde das Nervenbündel alles ausspucken. Deshalb hat er sich zu der veränderten Fassung durchgerungen, angeblich in einen Kampf verwickelt worden zu sein, bei dem die Waffe versehentlich losging, sozusagen als Sicherheitsnetz, falls wir von Mord anfangen. Gleichzeitig hoffte er, Waterson zu erreichen und den Schaden auf ein Minimum zu begrenzen, bevor er zu

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