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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Gewißheit als so unbestreitbar falsch herausgestellt hatte, erfüllte ihn fast mit Enttäuschung.
    Er sagte: »Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Ich dachte …«
    »Ja, natürlich ist alles in Ordnung.« Sie warf einen Blick den Flur entlang und sah die Reihe neugieriger Köpfe, die aus jeder Tür wie eine Kolonnade von Karyatiden hervorragten. »Treten Sie ein und überzeugen Sie sich selbst, wenn es sein muß.«
    Die Aufforderung verblüffte Wield, bis er die Wohnung betrat und die Stimme eines Mannes fragte: »Was ist los, Pam?«
    Es war Ellison Marwood, der, aus dem Schlaf gerissen, mit einer Hose kämpfte, die er anziehen wollte. Pam Waterson war offensichtlich zu der Überzeugung gekommen, sie in die Wohnung zu bitten sei das geringere Übel, wenn das andere darin bestand, daß sich Marwood den Spießruten von Augen aussetzte.
    »Es tut mir leid. Es ist nichts. Ich dachte …«
    So wie Pascoe das macht, geht das nicht, dachte Wield, der sich darüber im klaren war, wie wertvoll gelegentlich ein stures offizielles Gesicht sein konnte, und sagte: »Wir hatten Grund zur Annahme, daß eine uns derzeit nicht bekannte Frau in Gefahr sein könnte, und wir wollten Mrs. Waterson aus dem Personenkreis ausschließen.«
    Die steife Formel beruhigte die Gemüter, solange man sie zu verstehen suchte.
    »Vor mir in Gefahr?« fragte Marwood.
    »Nun frag doch nicht so doof!« sagte Mrs. Waterson. »Sie wollen damit sagen, daß sie sich selbst was antun will, nicht wahr?«
    »Ja, es tut mir leid«, sagte Pascoe, noch immer wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Sie haben keine Briefe an die Polizei geschrieben, Mrs. Waterson, nicht wahr?« fragte Wield, der noch immer die offizielle Karte spielte.
    »Nein.«
    »Also, das ist ja unglaublich!« mischte sich Marwood jetzt ein und zog sich entrüstet an. »Was soll das heißen? Was bilden Sie sich ein, hier hereinzuplatzen und Pam zu verstehen zu geben, sie habe nicht alle Tassen im Schrank …«
    »Sei still, Ellison«, sagte sie. »Von Hereinplatzen kann keine Rede sein! Und es hat in letzter Zeit durchaus Tage gegeben, wo ich gedacht habe … egal, was ich gedacht habe. Aber Briefe habe ich keine geschrieben. Und ich werde es schaffen, glauben Sie mir. Greg hat mein Leben fast ruiniert, als er noch lebte. Ich schwöre Ihnen, daß er es als Toter nicht schaffen wird.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
    Marwood sagte: »Du hast mir doch gesagt, daß du damit aufhören würdest.«
    »Nein. Das hast
du
gesagt«, stellte Pam Waterson fest. »Was nicht dasselbe ist, nicht ist und nicht sein wird.«
    Es wurde Zeit zu gehen. Entweder das Scharmützel explodierte in einem Krieg oder implodierte im Bett.
    »Kommen Sie, Sir«, sagte Wield zu Pascoe. »Haben Sie nicht gesagt, daß Sie bei Mrs. Appleyard nach dem Rechten sehen wollten?«
    »Was? O ja.«
    »Appleyard?« fragte Marwood, dankbar für die Ablenkung, die ihm ohne Gesichtsverlust erlaubte, vom Tabakkrieg Abstand zu nehmen. »Shirley Appleyard, das Mädchen von den Stringers? Steht die auch auf Ihrer Liste? Wieder eine Fehlanzeige, Jungs. Zähes Früchtchen. Ihre Mutter wurde gestern abend eingeliefert, und als ich die kleine Shirley das letzte Mal sah, saß sie auf Station 17 auf dem Bett ihrer Mutter.«
    Sie gingen. Pascoe mußte es natürlich überprüfen, aber diesmal hatte Wield keine Probleme, ihn davon zu überzeugen, etwas weniger überstürzt vorzugehen.
    Von der Stationsschwester erfuhren sie, daß Mrs. Stringer zur Beobachtung eingeliefert worden sei, nachdem sie am Abend vorher zusammengebrochen war. Bisher sei noch nichts anderes diagnostiziert worden als das, was man vage als nervösen Erschöpfungszustand bezeichnete. Ihre Tochter habe sie gebracht, sei geblieben, bis feststand, daß ihre Mutter nicht in unmittelbarer Gefahr schwebte. Dann sei sie nach Hause zurückgekehrt, um bei ihrem Kind zu sein, und heute morgen wiedergekommen.
    Während sie sich unterhielten, kam die junge Frau. Sie sah Pascoe und Wield, ließ sich aber nicht anmerken, daß sie die beiden Kriminalbeamten erkannte, und sagte zu der Schwester: »Sie schläft wieder. Ich mache mich auf den Weg. Eine Nachbarin paßt auf Anthony auf, ich will ihr aber nicht unnötig zur Last fallen. Ich komme später noch einmal vorbei.«
    »Ist in Ordnung«, sagte die Schwester. »Machen Sie sich keine Sorgen, sie ist in guten Händen.«
    Shirley Appleyard nickte und entfernte sich. Die völlig überraschten Beamten mußten sich

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