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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einfach in ein Amphitheater umwandeln
müssen.
Und die Ruinen, was für eine Kulisse! Vermutlich besteht keine Möglichkeit, sie für die Mysterienspiele nach Charter Park zu verlegen?«
    »Wenn die Möglichkeit bestünde, dürften Sie sie haben«, erwiderte der Stiftsherr, glücklich, als Gegenleistung für Eileen Chungs Lächeln das Unmögliche in Aussicht zu stellen.
    »Schade«, seufzte sie. »Der olle Park könnte sie dringend brauchen. Aber es würde schon ans Wunderbare grenzen, wenn Sie für uns die Erlaubnis bekommen, den Weg der Prozession über den Münsterplatz verlaufen zu lassen. Mir ist zu Ohren gekommen, daß der Bischof nicht allzu begeistert sei!«
    »Ach ja? Ich versichere Ihnen, daß die Route, auf die wir uns heute festlegen, auch diejenige sein wird, die der Zug dann nimmt«, erwiderte Horncastle mit Schärfe.
    »Wirklich? Das ist ja großartig«, rief Eileen Chung strahlend aus. »Doch der andere Einfall, den Sie hatten, der mit der Ruine, würde wohl ein echtes Wunder erforderlich machen, nicht?«
    Da war sie. Eine veritable Versuchung auf des Tempels Zinnen. Wenn sich der Stiftsherr an den erhabendsten Vorbildern orientierte, würde er verächtlich bestreiten, jemals eine solche Idee gehabt zu haben. Er könnte sich aber auch auf einen Kompromiß einlassen und die Versetzung der Ruinen in den Charter Park als Scherz abtun. Oder er war so eitel, sich die Urheberschaft des Gedankens, aus St. Bega den Mittelpunkt der Mysterienspiele zu machen, anzueignen und mit der Urheberschaft auch die Verantwortung.
    Doch ein Blick in seine harten, starren Augen zeigte ihr, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Innerhalb seiner Grenzen war er ein kluger Mann, und sie hatte nur die Grenzen und nicht die Klugheit gesehen.
    Sie lächelte, akzeptierte ihre Niederlage und sagte: »Aber die Route ist großartig. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Und ihre Unterwerfung stellte sich als das Sesam-öffne-dich heraus. Der Stiftsherr sagte: »Ich glaube, gelegentlich kann ich vielleicht ein Wunder bewirken, natürlich nur im theatralischen Sinn.«
    »Sie meinen, Sie halten es für möglich, daß man uns St. Bega zur Verfügung stellt?«
    »Dazu brauchen wir die Zustimmung des Domkapitels, aber das wäre mehr oder weniger eine Formalität, wenn der Bischof und ich mit gutem Beispiel vorangingen. Möchten Sie, daß ich das Wunder, wie Sie es nennen, in Angriff nehme?«
    Es roch hier irgendwie nach einem Kuhhandel, was bei Eileen Chung ein vorübergehendes Unbehagen auslöste. Doch geistliche Herren sollten es besser wissen, als sich auf einen Handel mit Heidinnen einzulassen.
    Sie sagte: »Das wäre einfach wunderbar.«
    »In diesem Fall spreche ich heute beim Mittagessen mit seiner Lordschaft. Lassen Sie uns nun wieder hinabsteigen. Erlauben Sie, daß ich vorangehe. Die Treppe ist steil, und wer nicht wachsam ist, begibt sich in Gefahr.«
    Oh, wie recht du hast, Baby, dachte Eileen Chung, als sie mit übertriebener Vorsicht durch die Tür trat.
    Dann blickte sie sich noch einmal um und suchte Mrs. Horncastle. Diese stand in der anderen Ecke des Turms und beugte sich über die Brüstung. Wie Eileen Chung hatte sie ihre Kopfbedeckung abgenommen, und ein Schopf kastanienfarbenen Haars war zum Vorschein gekommen, das, befreit von der beengenden Wollmütze, ausgelassen zu tanzen schien.
    Die hohlen Wangen hatten sogar etwas Farbe angenommen, und die Augen glänzten, als sie in den Abgrund starrte, der zwischen ihr und den krabbelnden Punkten auf dem Münsterplatz lag.
    »Mrs. Horncastle, wir gehen jetzt. Ist alles in Ordnung? Mrs. Horncastle!«
    »Was? O ja. Ja, natürlich. Tut mir so leid.«
    Sie schien aus einem Traum erwacht zu sein und sah die Mütze in ihrer Hand an, als sei sie sich nicht ganz sicher, wie sie dort hingekommen war. Dann stülpte sie sie über den rebellischen Haarschopf, eilte über das Dach und durch die Tür zur Wendeltreppe.
    Die Finsternis verschluckte sie.
    Einen Augenblick hielt Eileen Chung inne, als zögere sie, das bleiche Winterlicht zu verlassen.
    Dann folgte sie den Horncastles mit einem Seufzer, der gar nichts Theatralisches hatte.

Vier
    M r. Swain, ich möchte mit Ihnen noch einmal Ihre Aussage durchgehen«, sagte Dalziel mit dem strahlenden Lächeln eines Mannes, der einen gebrauchten Lada verkaufen will.
    Der Angesprochene sah hingegen mit der Miene eines Mannes, der nur zwei Minuten erübrigen kann und schon zu zählen begonnen hat, auf seine Uhr. Mit seinem markanten Gesicht, den

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