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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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tiefliegenden Augen und dem schwarzen Haar sah er auf eine mephistophelische Art recht beeindruckend aus. Seine hochmütige Erscheinung stand im Einklang mit der Stimme, die da sagte: »Und ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt. Was verlangen Sie, Superintendent, ein Video vom Geschehen?«
    Dalziel lächelte wie ein Wolf. Pascoe vermutete, daß er dachte: Oh, aber du hast mir ja eins geliefert, mein Junge! Doch es war nicht der Zeitpunkt, um Swain durch Dalziels unbestreitbar voreingenommene Brille zu betrachten. Pascoe war mehr daran interessiert, bei seiner ersten Begegnung mit dem Mann die Merkwürdigkeiten, die ihm beim Lesen der Aussage aufgefallen waren, bestätigt zu finden. Gewiß, in Stereotypen zu denken war ein reaktionäres Mittel, Klassengegensätze zu perpetuieren, aber Pascoe sah sich außerstande, ein Vorurteil zu überwinden, das den typischen kleinen Bauunternehmer mit Stringers Mütze, ausgebeulten Hosen und Dialekt ausstattete und nicht mit Swains Daks-Blazer, Cartier-Uhr und Upperclass-Akzent.
    Dalziel sagte: »Als Sie gestern abend Ihre Aussage zu Papier brachten, waren Sie natürlich erschüttert. Wer wäre das in Ihrer Lage nicht gewesen? Ein Mann bringt seine Frau um, da hat er ein Recht darauf, erschüttert zu sein. Ich möchte nur sichergehen, daß Sie die Dinge so aufgeschrieben haben, wie Sie es wirklich wollten. Bitte werfen Sie einen Blick darauf, und sagen Sie mir, ob Sie etwas ändern möchten.«
    Er schob eine Fotokopie von Swains Aussage über den Tisch. Swain sagte leise: »Ein Mann bringt seine Frau um? Da habe ich Sie wohl mißverstanden, oder Sie haben sich verlesen, Superintendent.«
    »Tut mir leid. Versprecher«, sagte Dalziel wenig überzeugend. »Obwohl Sie ja doch sagen, daß es vielleicht an Ihrem Bemühen, ihr die Waffe zu entwinden, lag, daß … wie dem auch sei, lesen Sie durch, was Sie geschrieben haben, und sagen Sie mir, ob es stimmt.«
    Swain ließ den Blick über die Blätter gleiten. Als er fertig war, seufzte er: »Es ist wie ein Alptraum, alles durcheinander. Ich bin erstaunt, wie klar ich das zu Papier gebracht habe, aber – ja – mehr läßt sich aus den Bruchstücken nicht machen. Möchten Sie, daß ich es noch einmal unterschreibe?«
    »Nicht nötig«, entgegnete der Dicke. »Einen Scheck doppelt zu unterschreiben verhindert auch nicht, daß er platzt. Wenn er denn platzt, meine ich. Wie dem auch sei, es wurden Aufzeichnungen gemacht, also haben wir alles protokolliert.«
    Wield führte Protokoll. Pascoe war eingeladen worden, damit er Swain beobachten konnte. Welche Strategie sein Chef verfolgte, konnte er nur raten. Dalziels Reaktion auf Watersons Aussage und sein Untertauchen war stoisch bis autistisch ausgefallen, was seine Mitarbeiter dazu veranlaßte, sich in seiner Nähe wie Skifahrer zu bewegen, die von der Piste abgekommen waren. Doch die Tatsache, daß er seine Idee, Swain bis nach dem Mittagessen schwitzen zu lassen, aufgegeben hatte, war ein Indiz dafür, wie ernst er die Situation nahm.
    »Ihre Frau, Mr. Swain, hat die immer Waffen mit sich herumgeschleppt?« fragte Dalziel.
    »Natürlich nicht. Wenigstens nicht, daß ich wüßte.«
    »Nicht, daß Sie wüßten, was? Und ich wage zu behaupten, daß Sie es gewußt hätten, wenn sie sich die drei Pfund eines Colt Python ins Dekolleté geschoben hätte, oder wie sehen Sie das?«
    »Wovon?«
    »Eines Colt Python. Wiegt ungeladen 1247,40 Gramm, hat eine Gesamtlänge von elfeinviertel Zoll und braucht als Munition eine .357-Magnum-Patrone«, zitierte Dalziel den vorläufigen Laborbericht.
    »Ach ja?« sagte Swain. »Waffen interessieren mich nicht.«
    »Also haben Sie den Revolver noch nie gesehen?«
    »Nein, nie.«
    »Tatsächlich? Sie wußten aber doch, daß Ihre Frau Mitglied eines Schießclubs war, oder?«
    »Natürlich.«
    »Und zu Hause haben Sie nie eine ihrer Waffen bemerkt? Sie müssen eingeschlossen werden, Mr. Swain, in einem Waffenschrank. Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß Sie, ein Bauunternehmer, diese interessante Ergänzung des Kleiderschranks Ihrer Frau nicht bemerkt haben?«
    Dalziels Hohn war so subtil wie Vogelscheiße auf einer Windschutzscheibe. Müde erwiderte Swain: »Die Waffen wurden nicht zu Hause verwahrt, außer bei der seltenen Gelegenheit, wenn Gail an einem Wettschießen in einem anderen Club teilgenommen hatte und die Waffe deshalb über Nacht zu Hause unterbringen mußte. Nur dafür hatten wir den Safe einbauen lassen. Die übrige

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