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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einschätzen?«
    Wieder zuckte sie mit den Schultern.
    »Es war eine Ehe. Da ist einfach alles drin.«
    Pascoe lachte und sagte: »Das ist aber etwas reichlich zynisch, oder? Wenn Sie nicht an die wahre Liebe glauben, lesen Sie das falsche Buch.«
    Sie nahm »Jane Eyre« auf.
    »Wollen Sie damit sagen, daß es glücklich endet?« Sie klang enttäuscht.
    »Ich fürchte, ja. Für einen unglücklichen Ausgang müssen Sie schon die Männer lesen«, sagte Pascoe mit leichtem Spott. »Versuchen Sie mal ›Tess von den d’Ubervilles‹ oder ›Anna Karenina‹. Denen wird wirklich übel mitgespielt!«
    Er grinste beim Reden und wurde mit einem zweiten schwachen Lächeln belohnt.
    »Wofür wird der Rest dieses Gebäudes genutzt?« fragte er.
    »Unten, meinen Sie? Da war der alte Kuhstall drin, und auch anderes Vieh war dort untergebracht, glaube ich. Jetzt sind da Garagen und Lager für Materialien, die nicht naß werden sollen.«
    »Ist unten offen? Ich würde mich gern umschauen.«
    »Es wird abgeschlossen sein. Mein Vater traut niemandem.«
    Sie nahm einen Schlüsselbund, stand auf und ging voraus, die Außentreppe hinunter. Sie hatte recht. Alle Türen waren mit einem Vorhängeschloß versehen. Sie stand dabei, während Pascoe halbherzig herumschnüffelte. Er hatte wenig Hoffnung, daß er hier draußen eine Schubkarre voll Stoff finden würde, und wenn es in Fingerhutmengen versteckt war, brauchte er einen abgerichteten Hund.
    Als er fertig war, kam er wieder zurück in den Hof.
    »Dasselbe in Grün da drüben?« fragte er, auf die Scheune auf der anderen Seite deutend.
    »Nein. Die ist leer.«
    »Ich werfe besser trotzdem einen Blick hinein.«
    Wieder stimmte, was sie gesagt hatte. Der Steinfußboden war sauber gefegt. Zu den Balken hochschauend, kniff er die Augen zusammen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Er bildete sich ein, eine Bewegung wahrzunehmen. Mit Sicherheit waren da dunklere Stellen vor dem tiefen Grau der Steine.
    »Fledermäuse«, sagte das Mädchen.
    »Was?«
    »Fledermäuse. Zwergfledermäuse heißen die wohl.«
    Ohne es zu wollen, trat er einen Schritt zurück. Für düstere Orte hatte er noch nie viel übrig gehabt, und seit seinem Erlebnis im Bergwerk war sein Bedürfnis danach noch mehr geschwunden. Bei Geschöpfen, die in der Dunkelheit lebten, insbesondere bei Fledermäusen, schüttelte es ihn. Ellie, die sich in den vergangenen Monaten eindeutig in eine grüne Richtung bewegt hatte, war Mitglied beim Ortsverein für Fledermausschutz geworden. Hätte sie sich für Wale oder Wildorchideen entschieden, hätte er sich angeschlossen und vielleicht sogar persönlich engagiert, aber obgleich sein Verstand hundertprozentig für die Rechte der Fledermäuse eintrat, erfüllte ihn der Gedanke, sie anfassen zu müssen, mit Entsetzen.
    »Es kann nichts passieren. Sie halten Winterschlaf«, sagte Shirley Appleyard.
    Aus Scham, daß sie sein unmännliches Verhalten bemerkt hatte, fragte Pascoe brüsk: »Warum wird der Raum nicht genutzt?«
    »Ich weiß nicht. Es hieß einmal, Mrs. Swain wollte daraus einen Schießstand machen.«
    »Und was geschah?«
    »Es wurde nichts daraus. Vielleicht wegen der Fledermäuse. Man darf sie nicht stören, wissen Sie. Oder vielleicht gefiel Mr. Swain die Idee nicht, wegen seines Bruders.«
    »Seines Bruders?«
    »Dem der Hof einmal gehörte. Tom Swain.«
    Irgendwie kam Pascoe die Geschichte bekannt vor.
    »Hat der sich nicht …?«
    »… vor ein paar Jahren erschossen. Ja, hier drin«, sagte das Mädchen, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Hier? Mit Waffen haben die Swains aber kein Glück, was?«
    Das Mädchen antwortete nicht. Pascoe sah sich in der Scheune um. Fledermäuse und ein Gespenst. Er konnte Swain keinen Vorwurf machen, daß er auf den Vorschlag seiner Frau nicht eingegangen war.
    Er sagte: »Es sieht ganz danach aus, als hätte jemand etwas damit vor.«
    »Weil alles rausgeräumt wurde?« Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Hier lagen nur jede Menge rostige Geräte vom Hof herum. Mr. Swain hat das ganze alte Zeug vor zwei Wochen abholen lassen.«
    »Also hat er doch vor, den Raum zu nutzen?«
    »Vielleicht. Ich denke aber, es ging ihm mehr um das Geld, das er für den Schrott kassiert hat.«
    »Ach ja?« griff Pascoe den Hinweis auf finanzielle Probleme auf. »Ebbe in der Kasse?«
    »Danach müssen Sie Mr. Swain oder meinen Vater fragen.«
    »Entschuldigung. Ich will die beiden nicht übergehen, aber von dem Schrott haben Sie angefangen«,

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