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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ausgegangen, daß er wie so viele aus der Stadt kommt und mit einer bescheuerten Amerikanerin Landleben spielt.«
    »Nicht völlig daneben«, räumte Thackeray ein und hob sein Glas ans Licht, um den Kristallschliff zu bewundern und gleichzeitig scheinbar zufällig darauf hinzuweisen, daß es leer war. Spöttisch aufstöhnend, füllte Dalziel es erneut mit dem zwölfjährigen Islay, den er bei des Anwalts Ankunft aus seinem Schreibtisch hervorgekramt hatte.
    »Das ist nett, danke. Ja, Erziehung und, wie ich den Verdacht habe, Neigung haben aus Swain einen Stadtmenschen gemacht. Die Familie lebt jedoch seit Elisabeths Zeiten in Currthwaite. Eher kleine Landjunker als gutes Freibauernblut, würde ich sagen, denn in der Regel waren die Swains vielleicht nicht unbedingt unwillige, doch mit Sicherheit reichlich unfähige Bauern. Allerdings von einer großen Loyalität für ihren Hof beseelt. Stets und ständig verschuldet, haben sie den Familiensitz sogar mehrmals verloren, schafften es aber stets irgendwie, ihn wieder zurückzukaufen. Immer wenn sie am Rand der endgültigen Katastrophe standen, rettete sie – trotz der Tatsache, daß nur wenige von ihnen eine Begabung für sichere Investitionen und die Niederungen des geschäftlichen Alltags hatten – der vielen Swains eigene Erfindungsreichtum und Opportunismus.«
    »Geniale Gauner, ist es das, was du sagen willst?« warf Dalziel ein.
    Seufzend erwiderte Thackeray: »Ich meine, was ich sage, Andrew. Um fortzufahren, Philip ist das Produkt einer zuletzt in der Nachkriegszeit prosperierenden Familie.«
    »Zeit der Schieber«, grunzte Dalziel. »Entschuldigung. Fahr fort.«
    »Sein älterer Bruder Tom sollte natürlich den Hof übernehmen, und Philip wurde zur Universität geschickt, um Betriebswirtschaft zu studieren. Das war eine eher abergläubische denn vernünftige Entscheidung. Philip war praktisch veranlagt, und ein technisches Studium wäre weitaus sinnvoller gewesen, aber ich denke, sein Vater hoffte, Gott Mammon endlich zu beschwichtigen und eine lange Periode der Prosperität für die Swains einzuleiten, indem er seinen Sohn zum Goldenen Kalb führte.«
    »Nicht übel formuliert«, sagte Dalziel und schenkte ihnen beiden nach. »Ist das der Grund, warum deine Gebühren so hoch sind?«
    »Es schadet nicht. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, aus Philip wurde etwas, nichts Besonderes zwar, aber durch den Einfluß der Familie fand er eine Stelle bei Atlas Tayler, jener Firma, die in den siebziger Jahren den Übergang von der Elektrik zur Elektronik schaffte, wie du dich vielleicht noch erinnerst. Fünf Jahre später, Swain spielte noch immer die Rolle des vielversprechenden Jungmanagers, wurde Atlas Tayler von der amerikanischen Gesellschaft Delgado International übernommen, die einen Stützpunkt in Europa aufbauen wollte.«
    »Delgado. He, er hat seine Schwiegermutter Mrs. Delgado genannt!«
    »Vielleicht heißt sie ja so, Andrew«, sagte Thackeray freundlich. »Ja, er hat in die Familie eingeheiratet, wenngleich in einen jüngeren Zweig. Er und Gail lernten sich kennen, als die Amerikaner einige ihrer neuen Mitarbeiter zu einem Reorientierungskursus ins Hauptquartier nach Los Angeles beförderten. Sie verliebten sich. Zweifelsohne ließ die Familie ihn überprüfen und kam zu dem Schluß, es könne nicht schaden, wenn die finanziellen Bindungen zu Atlas Tayler durch Familienloyalität ergänzt würden, und man stimmte der Heirat zu. So kam das junge Paar nach der Hochzeitsreise hierher, und mit Philips beruflicher Karriere ging es weiter bergauf. Auf Moscow Farm war inzwischen der Vater gestorben, und Bruder Tom sorgte dafür, daß es nun richtig den Bach hinunterging. Es war gar nicht so leicht, Verluste einzufahren, wenn die EG die Bauern praktisch dafür bezahlte, weniger anzubauen, aber Tom gehörte zur schlimmsten Sorte Swain.«
    »Da hab ich meine Zweifel«, knurrte Dalziel.
    »Herr im Himmel, Andrew, ich erzähle dir das alles, damit du verstehst, was für ein anständiger, seriöser Bürger mein Mandant ist«, schnappte Thackeray.
    »Ach ja? Und ich dachte doch tatsächlich, du wolltest nur ein Garn spinnen, bis die Flasche leer ist«, sagte Dalziel. »Außerdem spricht es nicht gerade für den Familienanwalt, daß die ganze Sippe ständig im Schlamassel steckt.«
    »Dessen bin ich mir mehr als bewußt. Aber in Geldsachen haben sie alle einen Hang zur Heimlichtuerei«, sagte der Anwalt stirnrunzelnd. »Ich bezweifle, daß selbst Philip wußte, wie

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