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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erleichtert mich aber«, sagte Pascoe, ihr Lächeln erwidernd. »Obwohl ich fürchte, daß er
doch
einer Täuschung unterliegt.«
    Er hatte sich verplappert und konnte noch nicht einmal den Alkohol dafür verantwortlich machen. Sie reagierte im Nu.
    »Warum sagen Sie das? Hat sie schon jemanden für die Rolle im Sinn?«
    »Ich weiß es nicht«, wand sich Pascoe. »Ich habe nur ein Gerücht gehört, sie habe jemanden ausgeguckt.«
    »Wen?«
    Mit Sicherheit war kein Wort über Pascoes Lippen gekommen, und er hätte geschworen, daß sein Gesicht völlig ausdruckslos geblieben war, aber irgendwie las die überraschend scharfsinnige Dame dort sein Geheimnis, denn plötzlich sagte sie: »Mr. Dalziel? Sie denken an Mr. Dalziel, nicht wahr? In der Tat, er ist absolut perfekt!« Und sie lachte so fröhlich, daß ihr Mann sich umwandte und sie anfunkelte, als habe sie ein Trinkliedchen angestimmt.
    Eileen Chung nutzte die Gunst der Sekunde, löste sich von dem geistlich-profanen Paar und nahm wieder Kurs auf die Theke, auf die sie bereitwillig mehrere Hände hoben, als sie völlig überflüssigerweise um Hilfe bat.
    Sie brauchte nicht um Ruhe zu bitten. Ihre hundertsiebenundachtzig Zentimeter perfekt proportionierter Schönheit hätten die Leute sogar davon abgehalten, den jungen David anzusehen.
    »Keine lange Rede«, sagte sie. »Ich habe ein Team von tatkräftigen Leuten zusammengestellt, die nicht viele Worte verlieren, und mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, und nun heißt es, grünes Licht auf allen Kanälen, und ich kann Ihnen versichern, daß diese Stadt in gut drei Monaten das größte Spektakel erleben wird, das hier seit fast vier Jahrhunderten stattgefunden hat.«
    Alle applaudierten begeistert. Pascoe ging davon aus, daß die Mehrzahl der Anwesenden sich noch weniger als er für das Projekt engagiert hatte. Doch Eileen Chung schaffte es, daß sich jeder eingeschlossen fühlte.
    »Die Hauptrollen sind praktisch komplett besetzt«, fuhr sie fort. »Aber ich werde die Namen noch nicht bekanntgeben. Die Akteure sind keine Profis, sondern Privatleute, die auch noch etwas anderes zu tun haben. Ich möchte eine Weile einzeln mit ihnen arbeiten, bevor ich sie den Medien vorstelle. Vielleicht kann ich ihnen neben ihrem Text einige Überlebenstechniken beibringen! Geändert hat sich der Aufführungsort. Der Stadtrat hatte uns großzügigerweise Charter Park für die Dauer der Spiele angeboten, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, die größte und beliebteste Grünfläche der Stadt zu okkupieren, besonders in einer Ferienwoche. Dann erhielt ich ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte, denn es war absolut perfekt. Der Mann, der es machte, wird mir nicht danken, wenn ich seinen Namen verrate. Gutes im Verborgenen zu tun gilt in seinem Metier als Tugend. Ich befürchte nur, sein Licht unter den Scheffel zu stellen ist bei den Leuten vom Showbusiness, mit denen er sich nun eingelassen hat, eine Sünde. Applaudieren Sie dem Mann, der nicht nur feststellte, daß aus dramatischer, historischer und atmosphärischer Sicht der beste Ort für unsere Vorstellungen die Ruinen der Saint-Begas-Abtei im Windschatten unserer großen Kathedrale sind, sondern uns auch die Erlaubnis verschaffte, sie zu nutzen. Kanonikus Eustace Horncastle!«
    Der Applaus der Gäste löste bei dem Stiftsherrn ehrliche Bestürzung aus. Pascoe fiel auf, daß seine Frau nicht mitklatschte, doch ihre Unbotmäßigkeit wurde durch den Heidenlärm, der plötzlich am Eingang zur Bar ausbrach, mehr als wettgemacht. Sekunden verstrichen, bis klar wurde, daß es sich nicht um spontan überschäumenden Applaus handelte. Ein Mann und zwei Frauen hatten den Raum betreten. Eine der Frauen war hinter einem Plakat versteckt, auf dem in Druckbuchstaben stand: DU SOLLST DEN NAMEN DES HERRN , DEINES GOTTES , NICHT MISSBRAUCHEN . Die anderen beiden Eindringlinge skandierten: »An-ti-christ, Sab-bat-bre-cher!«, mehr oder weniger unisono mit einer eigenartigen Mischung aus religiösem Eifer und englischer Scheu, die es nicht liebt, Szenen zu machen.
    Langsam verebbte das Klatschen, und nur noch das Skandieren war zu hören. Die Frau mittleren Alters mit verschüchtertem, nichtssagendem Gesicht gab unter den Blicken der verblüfften Gäste rasch auf, doch der Mann machte mit unsensibler Hartnäckigkeit weiter. Mit seinem dunklen Anzug, dem weißen Hemd und der schwarzen Krawatte kam er Pascoe bekannt vor. Dann fiel es ihm

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