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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kleine Schar die Treppe hinunter, und hinter ihnen wurde die Stille von einem Schwall aufgeregter Spekulationen hinweggefegt.
    »Ist sie nicht großartig?« sagte Pascoe, und als Mrs. Horncastle nicht sofort antwortete, fügte er mit dem Eifer eines Jüngers hinzu: »Würden Sie dem nicht zustimmen?«
    »Es tut mir leid. Natürlich bin ich Ihrer Meinung. Ich habe nur gerade eine beunruhigende neidische Ader in mir entdeckt! Ja, natürlich ist sie wunderbar, und wie wunderbar muß man sich fühlen, wenn man so ausgeglichen ist, so im Einklang mit sich selbst.«
    Eileen Chung kam zurück, unterbrach die ihr zugedachten Glückwünsche, indem sie ihre Rede wieder aufnahm, setzte jedoch zu keinen weiteren Höhenflügen an. Sie sagte noch einer Menge Leute ein nettes Dankeschön, und als sie geendet hatte, war die Unterbrechung schon fast vergessen.
    Eine halbe Stunde später begann sich die Gesellschaft aufzulösen. Swain war unmittelbar nach der Ansprache gegangen. Pascoe, der ihn mit professionellem Blick musterte, war aufgefallen, daß er hohlwangig und müde aussah, wenn er nicht gerade selbst sprach oder, was häufiger war, zuhörte. Doch wie sonst hätte er unter den waltenden Umständen aussehen sollen, egal, wie die nun waren?
    Ellie kam zu ihm und sagte: »Botschaft des Allmächtigen. Er braucht seinen Streitwagen heute abend nicht mehr. Ich glaube, er hat ein Rendezvous mit einer Flasche Highland Park ausgemacht.«
    »Nun gut. Die erste Runde ist an Eileen Chung gegangen. Hält sie durch?«
    Ellie schüttelte sich und sagte: »Ich hätte nicht gedacht, daß sie so weit gehen würde.«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Dem Fettwanst Unstone hat sie erlaubt, ihre Hand zu begrapschen und sich an Elle und Speiche hochzusabbern!«
    »Peter!«
    »Wer hat hier die schmutzige Phantasie? Ich bin noch immer der Auffassung, daß Dalziel nicht ihre Gewichtsklasse ist. An ihm wird sie sich mehr Zähne ausbeißen als an einem Häuflein protestantischer Protestler.«
    Ellie lächelte, dann sagte sie: »Sie hat auch noch mich an ihrer Seite, weißt du.«
    »Als was? Doppelagentin?«
    Der Spott kam schärfer heraus als beabsichtigt, aber sie ging gar nicht darauf ein und sagte: »Nein. Mehr in Richtung PR -Arbeit, Verbindung zur Presse und ähnliches.«
    »Das ist ja großartig«, sagte Pascoe mit kompensatorischem Enthusiasmus. »Da hat sie ein Schnäppchen gemacht.«
    »Stimmt. Sie zahlt nichts.«
    »Auch bei zwanzigtausend im Jahr hätte sie noch ein Schnäppchen gemacht«, sagte Pascoe mit Nachdruck, und Ellie lächelte vor Vergnügen.
    »Laß uns heimgehen«, sagte sie.
    »Guter Gedanke. Aber nicht mit leeren Händen. Hier geht es zur Requisite, stimmt’s? Ich habe Dalziel abgeliefert, und ich gehe nicht ohne Belohnung heim. Ich habe nichts dagegen, wenn Hedda Gabler sich auf meinem Couchtisch eine Kugel in den Kopf ballert, aber bei der verdammten Virginia Woolf ist Sense!«
    »Ich glaube, du wirst feststellen, daß sie sich ertränkt hat«, lachte Ellie.
    »Dann sollten wir Gott danken, daß wir keinen Goldfischteich unser eigen nennen. Doch laß uns den Tisch trotzdem mitnehmen, bevor Eileen Chung auf die Idee kommt, daß sie eine rustikale Brücke braucht!«
    Arm in Arm verließen sie den Raum. Dalziel und Eileen Chung sahen ihnen nach.
    »Nette Leute«, sagte sie.
    »Darauf trinke ich einen«, sagte Dalziel.
    »Glauben Sie, daß die beiden es schaffen?«
    »Dazu bedarf es eines Wunders«, erwiderte Dalziel.
    »Wie kommen Sie denn darauf?« fragte sie beinahe ärgerlich.
    »Weil der kleine Peter es bis ganz nach oben schaffen könnte. Aber sie wird ihn dort nicht haben wollen, weil sie, wenn sie derzeit ihren Dampf abläßt, alles, was bei der Polizei schiefläuft, auf die Scheißtypen schieben kann, die den Laden schmeißen. Sie wird also nicht bleiben, wenn er dort oben angekommen ist. Und wenn er nicht dort oben ankommt, weiß er, wem er es zu verdanken hat.«
    »Das ist aber verdammt zynisch«, protestierte sie.
    »Realistisch. Und ich habe auch gesagt, daß es immer die Möglichkeit eines Wunders gibt. Was will ein nettes Mädel wie Sie mit diesen Mysterienspielen, wenn es noch nicht einmal an den Gott der Wunder glaubt?«
    »Lustig, daß ausgerechnet Sie das sagen, Andy«, erwiderte Eileen Chung.

Zwei
    A m Freitag nach der Theaterfete ging Pascoe zum Polizeilabor und holte den Bericht über die Briefe an Dalziel ab. Daß, wie vom Dicken vorausgesagt, ein dritter eingetroffen war, hatte ihn angespornt, etwas zu

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