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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ein – es war Arnie Stringer, Swains Teilhaber, den er bisher nur mit Mütze und Blaumann gesehen hatte.
    »Sollten Sie nicht eingreifen?« fragte Mrs. Horncastle.
    »Der ranghöchste Beamte trifft die Entscheidungen«, sagte Pascoe mit der Schadenfreude dessen, an dem der Kelch vorübergeht.
    Und schon hatte sich Dalziel mit dem Glas in der Hand von der Bar aus in Bewegung gesetzt. Ob er diplomatisches Zuckerbrot verteilen oder die Peitsche knallen lassen wollte, wurde nicht offenbar, denn Eileen Chung beugte sich vor, legte die Hand auf seine Schulter und sprang leichtfüßig von der Theke.
    Sie ging auf die Eindringlinge zu und stellte sich lächelnd vor ihnen auf, bis selbst Stringers Stimme erstarb.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich bin Eileen Chung. Das ist meine Party. Ich heiße Sie willkommen.«
    Nach einer Sekunde der Sprachlosigkeit sagte die Frau mit Anstrengung: »Gedenke des Sabbattags, daß du ihn heiligest! Moses zwanzig, Vers acht.«
    »Ich hoffe nicht, daß hier etwas Unheiliges vorgeht«, sagte Chung. »Heißt es nicht: ›Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbats willen‹, Markus zwei, Vers siebenundzwanzig?«
    Die Frau sah aus, als würde sie unter diesem unerwarteten Gegenschlag zusammenbrechen, doch plötzlich griff Arnie Stringer ein. »Das Problem ist nicht, was sich hier abspielt«, sagte er. »Es sind diese Mysterienspiele.«
    »Sie mögen die Spiele nicht?«
    »Ich habe nichts gegen ein Schauspiel, wo es hingehört, und das bedeutet hierher, ins Theater, nicht draußen auf die Straße und auf geweihten Grund. Besonders nicht, wenn es Prozessionen sind und wenn Menschen so tun, als seien sie Gott und Jesus. Das finde ich abstoßend, Miss. Und so wie ich denken viele.«
    »Wir haben versucht, alle möglichen Stimmen der öffentlichen Meinung in der Stadt zu hören«, sagte Eileen Chung.
    »Ach ja? Ihn da haben Sie zu Rate gezogen« – ein Finger stach in Richtung des Stiftsherrn –, »dessen Bosse uns an Rom verkaufen wollen. Und ihn da« – er wies auf den Präsidenten der Handelskammer –, »der seine eigene Großmutter verkaufen würde, wenn der Preis stimmt. Und ihn da« – der Finger ging zum Leiter der kommunalen Projektgruppe –, »der glaubt, daß die Nächstenliebe im Indischen Ozean anfängt und Gleichheit was mit Schwarzsein zu tun hat. Und ihn da« – er nahm den örtlichen Gewerkschaftsboss ins Visier –, »der schon so lange den Arbeiter mimt, daß es kein Wunder ist, daß er sich hier zu Hause fühlt. Und ihn dort« – Dalziel –, »der so viel von dem Zeug schlürft, daß er wohl sowieso denkt, er lebt noch im Mittelalter. O ja, die haben Sie gefragt, Miss, weil Sie die Antwort kannten, die Sie kriegen würden. Aber mich haben Sie nicht nach meiner Meinung gefragt. Und eine ganze Menge wie mich auch nicht.«
    Der Rede mangelte es nicht an Kraft und Würde, und Pascoe konnte sehen, daß Eileen Chung beruflich beeindruckt war. Armer Teufel, dachte er. Er wird noch zum heiligen Petrus, wenn er nicht aufpaßt!
    »Das tut mir leid«, sagte Eileen Chung. »Lassen Sie uns das nachholen. Nicht jetzt allerdings, da ich mich um meine Gäste kümmern muß. Warum bleiben Sie nicht und trinken ein Glas mit uns? Es gibt jede Menge nichtalkoholischer Getränke. Ich selbst mag sie am liebsten. Nein? Okay. Ein anderes Mal. He, mir gefällt das Transparent. Wer hat die Beschriftung gemacht?«
    Die Trägerin senkte das Tuch, und zu Pascoes Überraschung entpuppte sie sich als Shirley Appleyard. Es war ihm nicht so vorgekommen, als seien die religiösen Auffassungen ihres Vater ihre Wellenlänge.
    »Die stammt von mir«, sagte sie.
    Die beiden Frauen musterten einander mit unverhohlener Neugier.
    »Wirklich sehr geschickt«, sagte Eileen Chung. »Sehr kraftvoll und markant.«
    »Sie war immer gut in Kunst«, erklärte die ältere Frau mit einem Stolz, der nur elterlich sein konnte.
    »Wir sind nicht hierhergekommen, um über Kunst zu faseln«, knurrte Stringer.
    »Natürlich nicht«, sagte Eileen Chung. »Sehen Sie, ich würde wirklich gern mit Ihnen sprechen, ehrlich. Ich bin morgen zur Mittagszeit hier. Warum kommen Sie dann nicht vorbei? Ich bin sicher, daß nichts zwischen uns steht, was nicht durch ein offenes Gespräch beseitigt werden könnte.«
    Beim Reden führte sie die Demonstranten in Richtung Treppe. Sie kamen ganz dicht an Swain vorbei, der Stringer mit einem vielleicht ironischen Lächeln zuprostete. Dann verschwand die

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