Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
sinnlos ist. Viel interessanter ist die Frage, warum Swain seine Frau auf diese Weise getötet haben mag. Eine Verschwörung schließt Eifersucht als Motiv aus. Sie legt ebenfalls nahe, daß er von vornherein wußte, daß sie nicht direkt nach Amerika fahren würde. Aber letztendlich ist alles viel zu kompliziert. Wenn er sie beispielsweise loswerden wollte, weil er an ihr Geld wollte, gibt es eine Reihe häuslicher Unfälle, die relativ einfach zu bewerkstelligen sind. Warum überhaupt das Risiko einer dritten Partei eingehen? Nein, so wie die Dinge liegen, sieht es so aus – besonders wenn man Ihr eigenes interessantes kleines Experiment berücksichtigt –, daß Mr. Dalziel auf ganzer Linie voll danebenliegt. Aber ich beneide Sie nicht, ihm das beibringen zu müssen!«
    Lächelnd sagte Pascoe: »Ich mich auch nicht. Haben Sie vielen Dank.« Er stand auf und autschte. Sein Bein wurde steif, wenn er vergaß, es zu bewegen.
    Pottle sagte: »Wie ist es denn so, wieder in der Tretmühle?«
    Pascoe hatte im Zentralkrankenhaus gelegen, und Pottle hatte ihn einige Male besucht.
    »Ich bin mir noch nicht sicher. Manchmal habe ich das Gefühl, gar nicht weg gewesen zu sein. Doch dann knarrt das Bein. Oder das Gehirn.«
    »Sie sind dem Tod von der Schippe gesprungen«, sagte Pottle. »Das sollten Sie nicht vergessen.«
    »Das werde ich wohl auch nicht«, sagte Pascoe trocken.
    »Ich meine, bemühen Sie sich nicht, es zu vergessen. Um Ihretwillen. Es könnte zudem eine Hilfe sein, anderen zu helfen. Ihrer dunklen Lady zum Beispiel. Sie wissen vielleicht mehr über ihre Dunkelheit, als Sie glauben.«
    Pascoe runzelte bei diesem unangenehmen Gedanken die Stirn.
    »Ich frage mich allerdings, ob wir überhaupt das Recht haben einzugreifen.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Pottle. »Aber wenn jemand Sie zu einem Spiel auffordert, haben Sie das Recht zu spielen. Und wenn Sie das Recht zu spielen haben, haben Sie auch das Recht zu gewinnen!«

Drei
    I m Hüten eines Geheimnisses liegt ein besonderes Vergnügen, wie auch darin, wenngleich mit umgekehrtem Vorzeichen, eines zu verraten. Doch kaum etwas ist ärgerlicher als die Entdeckung, daß das Geheimnis, welches man fest im eigenen Busen verschlossen wähnte, in aller Munde ist. Als Pascoe an jenem Abend seine Dienststelle verließ, gesellte sich George Broomfield zu ihm, und im Gleichschritt neben ihm gehend, fragte er: »Es stimmt also, daß er es macht?«
    Er rollte die Augen. Die Mimik war zweideutig, doch von einer Qualität oder eher Quantität, die den Mann, um den es sich drehte, unzweifelhaft definierte.
    »Einen Schreibtischjob, meinen Sie? Da müßten Sie ihn an den Stuhl fesseln!« lachte Pascoe.
    »Nein. Ich meine den lieben Gott. Haben Sie denn das Gerücht noch nicht gehört? Es heißt, er sei in den Mysterienspielen der Darsteller Gottes!«
    Aus Broomfields Ton sprach die ungläubige Erwartung eines Kuraten, der gerade vernommen hat, daß sein Bischof in einem Bordell erwischt wurde.
    »Wo haben Sie denn das gehört?« fragte Pascoe erstaunt. Schließlich hatte er Dalziel erst am vergangenen Sonntag in die Nähe der Lorelei gelockt.
    »Die ganze Stadt redet davon. Ich habe es von dem Mädchen, das in Mr. Trimbles Büro arbeitet. Ich bin davon ausgegangen, daß Sie im Bilde sind, da Sie zu seiner nächsten Umgebung gehören.«
    »Tut mir leid, George. Da muß ich passen. Entschuldigung, da drüben geht jemand, mit dem ich gern ein Wort wechseln würde.«
    Er entfernte sich, verärgert über das, was er gehört hatte, aber auch darüber, daß seine Schroffheit den Gerüchten frische Nahrung geben könnte. Es bestand kein konkreter Anlaß, mit der jungen Frau zu reden, die gerade aus der Straße zum noch immer nicht benutzbaren Parkplatz der Polizei gekommen war, aber nun mußte er so tun als ob, falls Broomfield ihn beobachtete.
    »Hallo, Mrs. Appleyard«, begann er. »Wie war das Ende von ›Jane Eyre‹?«
    »Wie ein Blindenhund, Holen und Tragen fürs Herrchen. Sie hatten doch gesagt, am Ende würde alles gut!«
    »Es ist schon lange her, daß ich das Buch gelesen habe«, sagte Pascoe ausweichend. »Ich habe Sie neulich im Kemble gesehen.«
    »Sie waren auch da? Wie passend. Wie heißt es so schön? Wo es was zu trinken gibt, ist das Auge des Gesetzes nicht fern.«
    Die Beleidigung provozierte Pascoe so sehr, daß er sich zu einer Unhöflichkeit hinreißen ließ, die gar nicht typisch für ihn war.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß ausgerechnet Sie

Weitere Kostenlose Bücher