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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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missionarischen Eifer entfalten würden.«
    »Nicht? Wo Sie doch so viel über mich wissen!«
    »Nur das, was Sie mir freiwillig gesagt haben. Und Sie schienen mir anzudeuten, daß Ihnen der Fundamentalismus Ihres Vaters nicht behagt.«
    »Hab ich das gesagt?« Sie hielt inne. Dann fuhr sie nickend fort: »Könnte sein, denn es stimmt.«
    »Warum sind Sie dann …?«
    »Weil ich meine Mutter nicht allein gehen lassen konnte. Sie glaubt dasselbe wie er. Das heißt, sie versucht schon längst nicht mehr, anders als er zu denken. Aber sie ist nicht der Typ, der auf die Straße geht; sie sitzt lieber still daheim und fällt niemandem zur Last. Ich kann sie nicht davon abhalten, sich auf den Weg zu machen, wenn er es ihr befiehlt, aber ich kann sie begleiten, um sicher zu sein, daß er es nicht zu weit treibt.«
    »Verstehe. Und das Transparent?«
    »Ach, das. Mutter hat recht, so etwas lag mir schon immer. Ich hätte zur Kunsthochschule gehen können, wenn … Egal, ich wußte, wenn ich nicht etwas halbwegs Anständiges mache, würde Paps wahrscheinlich mit einem Stück Pappe losziehen, auf das er SCHEISS PAPST gepinselt hätte!«
    Pascoe lachte und fragte dann: »Hat Ihr Vater Eileen Chungs Einladung angenommen?«
    »Ja, hat er. Ich bin mitgegangen. Sonst hätte er Mutter mitgeschleppt.«
    Diesmal klang ihr Beschützeranspruch nicht ganz echt.
    »Und was geschah?«
    »Sie war große Klasse«, sagte das Mädchen mit schlichter Bewunderung. »Sie hat ihm einen Stuhl angeboten und hat einfach über diese Mysterienspiele gesprochen. Daß sie gar nichts mit dem Papst zu tun hätten, sondern ein Mittel für das einfache Volk waren, den Priestern die Religion wegzunehmen und in die eigene Sprache zu kleiden. Sie hat wirklich offen und ehrlich gesprochen und nicht versucht, ihn als Dummkopf in die Ecke zu stellen. Und wenn er etwas sagte, hat sie zugehört, als ob das, was er zu sagen hatte, wichtig wäre. Sie war großartig!«
    Pascoe lächelte innerlich. Ihm brauchte niemand zu erzählen, welche Weisen die Zauberin spielte.
    »Und hat Sie auch mit Ihnen gesprochen?«
    »Ein paar Worte. Paps mußte hierher, auf die Baustelle, und wir haben uns noch eine Weile unterhalten. Sie hat mich gefragt, ob ich ein Plakat für die Spiele entwerfen wolle. Ich habe gesagt, vielleicht.«
    »Wäre Ihr Vater denn damit einverstanden?« fragte er in der Absicht, sie zu provozieren.
    »Was geht ihn das an? Er ist übrigens ziemlich glücklich abgedampft«, sagte sie mit der Verachtung, die Konvertiten häufig für andere Konvertiten empfinden. »Und ich mach mich besser auf den Weg. Ich bin nur gekommen, um den Jungs die Lohntüten zu bringen, und ich muß eine Menge einkaufen, während Paps sie austeilt.«
    Pascoe runzelte die Stirn: »Kriegen die Leute ihr Geld bar auf die Hand?«
    »Wenn sie nicht vertröstet werden. Aber was geht Sie das an?« fragte sie aggressiv, wie um ihre Indiskretion wettzumachen.
    »Junge Frauen, die Gehälter von der Bank abholen, sind leichte Opfer«, sagte Pascoe. »Was wollten Sie mit ›vertröstet‹ sagen?«
    »Nichts. Es gab ein Liquiditätsproblem, aber das wurde gelöst.«
    Pascoe fand, daß es an der Zeit war, nach Manier seines Chefs mit der Tür ins Haus zu fallen.
    »Wegen des Todes von Mrs. Swain? Bis zur Testamentseröffnung wird es aber noch eine Weile dauern …«
    »Kann schon sein. Aber die Bank scheint davon auszugehen, daß die Sache in Ordnung geht.«
    »Und wovon gehen Sie aus, Mrs. Appleyard?«
    »Mit mir hat das nichts zu tun«, sagte sie gleichmütig. »Aber er läuft frei herum, also sieht es nicht danach aus, daß man ihm etwas Ernstes anhängen wird.«
    Sie konnte beim Sprechen über seine Schulter blicken, und plötzlich war ihre Lebhaftigkeit wie weggewischt. Pascoe wandte sich um und sah, daß Stringer und Swain in eine Unterhaltung vertieft den Parkplatz verlassen hatten. Swain klopfte Stringer anscheinend gerade beruhigend auf den Arm und entfernte sich.
    Stringer sah seinem Partner nach und drehte sich dann um, um zurück auf den Parkplatz zu gehen. Erst jetzt entdeckte er seine Tochter.
    Er kam auf sie zu.
    »Guten Abend, Mr. Stringer«, sagte Pascoe.
    Er erhielt ein Kopfnicken zur Antwort, dann sagte Stringer zu seiner Tochter: »Fertig? Fahren wir also! Du kannst nicht von deiner Mutter erwarten, daß sie auch noch den ganzen Abend auf den Jungen aufpaßt.«
    Es war also ein Kind vorhanden. Und der Mann?
    Sie meinte: »Ich hab dir doch gesagt, daß ich einkaufen

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