Mord auf Widerruf

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Autoren: Reginald Hill

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muß.«
    »Hast du das denn noch nicht erledigt? Bei Gott, es muß großartig sein, sein Leben mit Gesprächen an Straßenecken zu vertun.«
    Der harte Blick seiner blauen Augen ließ keinen Zweifel daran, daß sich sein Tadel auch auf Pascoe erstreckte.
    Seine Tochter sagte: »Es dauert keine Minute«, und machte sich davon.
    »Ich habe gehört, daß ich bald meinen Parkplatz wiederhabe«, sagte Pascoe freundlich.
    »Was? Ach ja. Wir sind fast fertig.«
    »Und danach? Haben Sie zu tun, wenn sich das Wetter hält?«
    Aus irgendeinem Grund schien die Frage Stringer zu verärgern. »Ich bin kein verdammter Bauarbeiter auf Jobsuche!« erwiderte er. »Ich bin Teilhaber.«
    »Selbst dann brauchen Sie Aufträge, wenn der Rubel rollen soll.«
    »Wir schlagen uns durch. Was geht Sie das überhaupt an?«
    »Nur höfliche Anteilnahme, Mr. Stringer.«
    »Polizeiliche Neugier, wollen Sie sagen. Ihre Anteilnahme kann mich mal. Ich habe es immer ohne fremde Hilfe gepackt.«
    »Das glaube ich Ihnen unbesehen. Sie müssen stolz auf Ihren Enkel sein. Wie alt ist er jetzt?«
    »Bald zwei«, sagte Stringer. »Er ist ein liebes Kerlchen.«
    Pascoe ahnte, daß der Mann nicht in der Lage war, mehr von seinem Stolz zu zeigen.
    »Schlägt nach seinem Großvater, was?« sagte er in der Hoffnung auf ein bißchen Tauwetter. Sogleich erhitzte sich Stringer.
    »Er tut gut daran, nicht nach seinem Vater zu schlagen, das steht jedenfalls fest!«
    »Entschuldigung, aber sein Vater … ist er …?«
    »Ist er was?« verlangte Stringer zu wissen.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht tot?«
    »Tot? Wie zum Teufel kommen Sie denn darauf?« fragte Stringer wütend.
    »Mr. Stringer«, erwiderte Pascoe mit ätzender Schärfe. »Eindeutig gibt es da was, das Ihnen an Ihrem Schwiegersohn nicht paßt. Wenn Sie die Freundlichkeit besäßen, es mir zu erläutern, wäre ich vielleicht in der Lage, Ihnen keine Veranlassung zu geben, gekränkt zu sein.«
    Sehr zu seiner Überraschung fiel die Reaktion auf seinen Appell positiv aus, selbst wenn sie reichlich verblümt daherkam.
    »Die Welt, in der wir leben, ist krank!« sagte Stringer in einem Ton, der weniger Meinung denn Autorität ausdrückte.
    »Sie ist mit Sicherheit in vielerlei Hinsicht nicht das Gelbe vom Ei«, bestätigte Pascoe. »Doch in welcher Hinsicht ist Sie Ihrer Ansicht nach krank?«
    »In jeglicher! Wenn sie nicht so krank wäre, warum hätte Gott dann Dinge wie Aids und Drogen geschickt, um die Bösen zu bestrafen?«
    Pascoe stöhnte innerlich auf. Er hatte vergessen, daß Stringer ein religiöser Spinner war, und religiöse Spinnerei war ein Terrain, auf das er sich grundsätzlich nicht begab.
    »Wenn es denn Strafen sind, werden sie ziemlich willkürlich unter die Menschheit gebracht«, sagte er. »Aber vermutlich müssen wir alle unsere Arbeit tun, selbst der liebe Gott. Ich mit Sicherheit. Guten Tag, Mr. Stringer.«
    Doch so leicht sollte er nicht entkommen. Der Bauunternehmer packte ihn am Arm und sagte: »Sie haben nach meinem Schwiegersohn gefragt, wollen Sie die Antwort nicht hören?«
    »Nein, wirklich, es tut mir leid. Es geht mich nichts an …«
    »Da haben Sie allerdings recht, aber ich erzähle es Ihnen trotzdem. Und vielleicht hält Sie das davon ab, andere mit vorwitzigen Fragen zu belästigen. Dieser Tony Appleyard hat meinem Mädel vor drei Jahren ein Kind gemacht. Vorher hatte ich noch nie etwas von ihm gehört. Sie ging noch zur Schule, war ein wirklich aufgewecktes Ding, das es zu etwas hätte bringen können, und dann hat dieser kleine Dreckskerl … Es mußte eine Lösung gefunden werden. Er wollte eine Abtreibung, doch für mich ist das Mord. Und für sie ebenfalls, freut mich zu sagen. Also habe ich ein paar Takte mit ihm geredet, habe die Situation zu seinen Gunsten ausgelegt. Wie ich stammst du aus einer alten Familie vom Lande, bei uns fangen viele Ehen damit an, daß was Kleines unterwegs ist, und nicht damit, daß man heiratet, und bei den meisten geht es am Ende gut. Die beiden wollten nämlich nicht heiraten. Das wäre heutzutage nicht mehr wichtig, aber ich habe gesagt, daß es mir wichtig ist und Gott ebenfalls. Und auch für das Kind wäre es wichtig, wenn es älter wird. Und so haben sie dann doch geheiratet.« Er machte eine Pause.
    Pascoe fragte: »Und hat es geklappt?«
    »Bringen Sie mich nicht zum Lachen!« sagte Stringer unnötigerweise. »Mit dem Nichtsnutz? Hat sich Maschinenschlosser genannt. Aber alles, was der konnte, war auf alles scheißen. Er