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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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herumliefen?
    »Sie wissen, daß wir einen gewaltsamen Tod untersuchen?« sagte er.
    »Ich dachte, es sei eine Art Unfall gewesen. Oder war es mehr? Wollen Sie deshalb mit dem Scheißkerl sprechen?«
    »Er ist ein Zeuge, mehr nicht«, sagte Wield, der keinen Grund sah, Marwood in die Komplikationen des Falls einzuweihen. »Vielleicht verraten Sie mir jetzt, wieso Sie wußten, daß Waterson in der Kneipe sein würde.«
    Marwood zuckte die Schultern und sagte: »Okay. Es war tatsächlich Pam. Ich traf sie zufällig, als sie heute abend ins Krankenhaus kam. Sie war außer sich und brauchte jemanden, mit dem sie reden konnte, und ich war gerade griffbereit. Nun bedauert sie es wahrscheinlich.«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Wield ironisch. »Und was hat sie Ihnen gesagt?«
    »Sie hat mir gesagt, Waterson habe sie angerufen und verlangt, daß sie sich im ›Pilger‹ treffen. Er brauche Geld, und ob sie welches mitbringen könne. Er kam so spät, daß sie keine Zeit hatten, groß miteinander zu reden. Sie gab ihm, was sie an Bargeld hatte, er sagte, es sei nicht genug, und sah aus, als wolle er wieder einmal ausrasten, also hat sie gemacht, daß sie Leine zog.«
    »Und hat Waterson allein in der Kneipe gelassen?«
    »Ja. Und ich hatte gedacht, zur Lösung der Situation beizutragen, wenn ich Sie hinlotsen würde, damit Sie ihn aufgreifen. Und wenn Sie ihn für eine Weile hinter Schloß und Riegel gesetzt hätten, hätte mich das auch nicht weiter gestört. Aber ich habe Ihre Fähigkeit, die Dinge zu vermasseln, unterschätzt.«
    »Ja, Sir«, sagte Wield. »Trotzdem vielen Dank für Ihren Anruf.«
    »Jederzeit.« Der Arzt zögerte und sagte dann: »Schauen Sie, es wäre mir lieber, wenn Mrs. Waterson nicht erführe, daß ich …«
    Wield zog eine Grimasse. Er für seinen Teil fand, daß der Arzt eine vertrauliche Behandlung seiner Informationen verdient hatte, aber er sah keinen Weg, Dalziel dazu zu bringen, Gesten der Menschlichkeit zu gestatten.
    »Wir geben uns Mühe, diskret zu sein, Sir. Aber man wird sie befragen, können Sie das verstehen?«
    »Wenn es denn sein muß«, sagte Marwood unglücklich. »Aber Sie werden sie befragen, ja? Sie sorgen dafür, daß sie nicht in die Klauen des dicken Dalziel gerät?«
    »Nein, tut mir leid, das kann ich nicht garantieren«, sagte Wield und schüttelte den Kopf. Der Schmerz schien zu bestätigen, daß es weise war, nichts zu versprechen. Und eine noch nachdrücklichere Bestätigung war unerwartet nahe.
    Die Tür ging auf, und die hübsche pakistanische Schwester sah herein.
    »Entschuldigung, aber da draußen ist jemand …«
    Sie wurde sanft, aber unwiderstehlich zur Seite geschoben, und über die Schwelle trat der dicke Dalziel höchstpersönlich. Er ließ den Blick von der Schwester zu Dr. Marwood und wieder zurück schweifen. Dann machte er einen Schritt auf Wield zu und sagte: »Dr. Livingston, nehme ich an? Was um Himmels willen haben die Eingeborenen denn mit Ihnen gemacht?«

Zwei
    E r verteile die Aufgaben während einer kriminalpolizeilichen Ermittlung unter seinen Mitarbeitern nach deren Fähigkeiten und Bedürfnissen, hatte Dalziel einmal gesagt. Pascoe hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Frage zu stellen, ob die diesem Grundsatz zugrundeliegende Ironie bewußt oder unbewußt war. Aber am Morgen nach Watersons zweitem Verschwinden und Wields erstem Schwulenüberfall mußte er einräumen, daß der Dicke es ziemlich genau getroffen hatte.
    Dalziel hatte es auf sich genommen, den Wirt des »Erlösten Pilgers« auf kleiner Flamme schmoren zu lassen, und wie allgemein bekannt ist, ist das Schmoren eine hitzige Arbeit, die durstig macht. Seymour war losgeschickt worden, um herauszufinden, ob er mit seinem jungenhaften Charme Pamela Waterson mehr entlocken konnte als der Superintendent bei seinem Gespräch, das durch den Druck ihrer dienstlichen Verpflichtungen und die Gegenwart von Ellison Marwood gestört worden war.
    Und er, Peter Pascoe, der mit einer Frau verheiratet war, die ihm ständig unter die Nase rieb, daß er als notorischer Fleischfresser mehr Hülsenfrüchte und Ballaststoffe brauche, war in einem Bioladen gelandet.
    Es war die von Wield notierte Autonummer gewesen, die ihn hierhergeführt hatte. Eine Überprüfung per Computer hatte den Besitzer des blauen Peugeot-Kombi als Mr. Harold Park aus der String Lane 27a preisgegeben. Das war eine Gasse vor der Altstadt, deren Gebäude unter Denkmalschutz standen, weil sie von architektonischem Interesse

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