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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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waren, nur daß man sich schwer vorstellen konnte, für wen. 27a war nicht auffindbar, doch die 27 war ein Laden mit schmierigem Schaufenster, über dem der Name »Kost zum Nachdenken« prangte und als dessen alleiniger Inhaber Gordon Govan ausgewiesen war. Pascoe betrat das Geschäft und stellte sich ans Ende einer Warteschlange von drei Mönchen, die von einer düsteren Gestalt bedient wurden, deren Akzent an einen schwer erkälteten Billy Connelly erinnerte. Endlich verließen die Braunbekutteten den Laden, mehrere Zentner verschiedener Körner und Samen schleppend. Pascoe konnte nur hoffen, daß sie Wellensittiche züchteten. Er machte einen Schritt zur Theke, und zu dem Akzent gesellten sich zwei leuchtend blaue Augen und ein rotes Bartgestrüpp.
    »Spreche ich mit Mr. Govan? Entschuldigen Sie, aber ich suche die Nummer 27a.«
    »Soso«, sagte der Schotte sinnierend und rollte nichtvorhandene R’s. »Ja, ganz recht. Ich suche einen Mr. Harold Park.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Seufzend zog Pascoe seinen Ausweis.
    »Polizei? Das hätten Sie mir gleich sagen sollen! Hier drin tauchen wirklich die merkwürdigsten Gestalten auf.«
    »Beispielsweise Mönche?«
    »Ach, Sie meinen die Brüder? Ja, wir wickeln eine Menge Geschäfte mit den Ordensgemeinschaften ab. Sie sagen, es steht in der Bibel, aber ich denke, das Zeug dämpft die Libido, und in ihrer Lage wäre das ja gewissermaßen von Vorteil, habe ich mir überlegt. Wissen Sie, ein bißchen Ballaststoff kommt billiger als Bienen. Epistel des heiligen Paulus an die Einwohner von Aberdeen.«
    Das warf ein völlig neues Licht auf Ellies körnigen Missionseifer. Pascoe knipste es aus und sagte: »Mr. Park. Können Sie mir behilflich sein?«
    »Ja. Die Nummer 27a ist eine kleine Wohnung über dem Laden. Sie erreichen sie durch den Seiteneingang. Aber Park ist zur Zeit nicht da. Er ist Vertreter, wissen Sie. Manchmal vergeht eine ganze Woche, ohne daß ich etwas von ihm höre oder sehe.«
    »Was vertritt er?«
    »Tiermedizinische Erzeugnisse, würde ich sagen. Pillen für Pudel, so was in der Richtung. Kann ich ihm was ausrichten?«
    »Sie könnten ihn bitten, mich anzurufen, wenn er zurückkommt. Hier ist meine Karte. Aber ich komme wahrscheinlich sowieso wieder vorbei.«
    »Ja, das wäre klug«, sagte Govan und begleitete ihn zur Tür. »Einige Leute überschlagen sich nicht gerade, wenn es darum geht, der Polizei zu helfen, verstehen Sie, was ich meine? Ich unterhalte gern gute Beziehungen zur Polizei. Man weiß nie, wann man einander braucht, was? Mann, ich hoffe, Sie haben es nicht weit zu Ihrem Auto. Es sieht so aus, als würde es gleich regnen. Oder schlimmer.«
    Der Tag war in der Tat beißend kalt, und im Osten hinter dem gerade noch erkennbaren Turm der Kathedrale schwoll eine Wolkenbank an und drohte den Schnee zu bringen, den der milde Winter ihnen bisher erspart hatte.
    Pascoe stellte seinen Kragen hoch und sagte: »Ich parke fast auf dem Münsterplatz. Näher bin ich nicht rangekommen, die Gasse ist so eng.«
    »Mann, Sie hätten von hinten kommen sollen. Hinter diesen Läden gibt es Ladehöfe, wußten Sie das nicht?«
    Natürlich wußte er es. Er war in dieser Stadt schon viel zu lange Polizist, um sich nicht auszukennen. Er hatte einfach nicht nachgedacht, das war alles. Oder er hatte wie ein Bürger und nicht wie ein Polizist gedacht. Vielleicht brauchte nicht nur sein Bein eine gründliche Überholung.
    Er hastete den Gehsteig entlang, den Kopf in Erwartung des sich nähernden Schneesturms gesenkt, und wieder einmal hatte der Bürger Pascoe das Steuer in der Hand und nicht der Kriminalpolizist, denn er war sich überhaupt nicht bewußt, daß ihm ein Verfolger an den Fersen hing, bis der Überfall von hinten kam.
    Er fühlte, wie jemand seinen Arm packte. Er wollte sich umdrehen, als seine Verteidigungsreflexe zum Leben erwachten, aber es war zu spät. Eine Hand faßte ihn im Nacken, zog seinen Kopf nach hinten, und sein ungeschütztes Gesicht war dem Überfall ausgesetzt. Er fühlte etwas Warmfeuchtes auf seinem Mund, und gerade als er merkte, was geschah, und es anfing, ihm Spaß zu machen, war es auch schon wieder vorbei, und Eileen Chung sagte: »Das war dafür, daß du ein braver Junge warst, lieber Pete.«
    »Und was kriege ich, wenn ich ein ungezogener Junge bin?« japste Pascoe.
    »Das müssen wir mit Ellie besprechen«, lachte sie. »Aber nicht auf der Straße, denn das könnte die Einheimischen erschrecken.« Einige Einheimische sahen

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