Mord auf Widerruf
waren zwei. Als ich ihm Mr. Swains Nachricht überbrachte –«
»Mr. Swains?«
»Ja, der rief mich vor ein paar Tagen an und fragte, ob sich Greg gemeldet habe. Auf mein Nein hin fragte er, ob ich es ihn wissen lassen könnte, wenn ich von ihm hören würde.«
»Und haben Sie Mr. Swain informiert, daß Greg sich gemeldet hat?«
»Ja, und er bat mich, Greg zu bitten, sich bei ihm zu melden.«
»Und was sagte Greg, als Sie ihm das mitteilten?«
»Er fing gleich wieder an auszurasten, und erst als ich ihn überzeugt hatte, daß ich Mr. Swain nicht gesagt hatte, wo wir uns treffen würden, beruhigte er sich. Er trug mir auf, Mr. Swain zu sagen, es bestehe kein Anlaß zur Sorge, er würde definitiv von ihm hören.«
»Und hat Swain Sie seither angerufen?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Gut. Und was hat Ihren Mann noch aus dem Häuschen gebracht? Sie sagten, es seien zwei Dinge gewesen.«
»Ja. Das war, als er Geld von mir wollte. Er sagte, er brauche dringend Geld und könne zu keiner Bank. Ich gab ihm, was ich dabeihatte. Etwa vierzig Pfund, das war alles, was ich hatte. Er sagte, es sei nicht genug, er brauche eine ganze Menge mehr als das, und regte sich wieder schrecklich auf. Großer Gott! Er versucht unterzutauchen und kann sich noch immer nicht beherrschen!«
Sie schüttelte genervt den Kopf, aber eine gewisse Zuneigung schimmerte dennoch durch. Der wahnsinnige Kerl mußte etwas sehr Anziehendes haben!
»Was geschah dann?«
»Ich habe das einzige getan, was die Situation entschärfen konnte: Ich bin gegangen.«
»Und Ihr Mann?«
»Als ich mich umdrehte, war er mit meinem Geld auf dem Weg zur Theke.«
»Und meinen Sie, er wird seine Wut an jemand anderem ausgelassen haben?«
»O nein. Allein wäre er bestimmt eine Weile murmelnd in der Ecke sitzen geblieben, aber in einer Kneipe wird er wenige Minuten, nachdem ich weg war, ganz Charmeur und guter Kumpel gewesen sein. Das ist das Gemeine. Greg segelt unbeschadet durch diese Anfälle, nur wer ihn mag, sitzt in der Patsche.«
Sie war den Tränen nahe. Seymour drückte ihr die Hand, dann ließ er sie hastig fallen. Er versuchte die nächste Frage unzweideutig offiziell klingen zu lassen.
»Mrs. Waterson, es ist im Interesse aller Beteiligten, daß wir Greg finden. Hat er einen Hinweis gegeben, wo er sich aufhält? Bevor wir nicht mit ihm gesprochen haben, können wir den Fall nämlich nicht abschließen. Hat er gute Freunde, die ihm ein Dach über dem Kopf anbieten könnten?«
»Wenn, dann sind sie blond und haben lange Beine«, sagte sie. »Klinge ich verbittert? Nun, vielleicht bin ich es, aber nicht aus Eifersucht. Es ist nur – manchmal ist es ohnehin schon schwierig, den Sinn von all dem zu begreifen, und solche Sachen helfen dann nicht unbedingt. Sind Sie verheiratet?«
»Ich? Nein«, sagte Seymour unbehaglich. »Jedoch schwer verlobt.«
Es schien ein guter Zeitpunkt, den Rückmarsch anzutreten. Er wollte aufstehen.
»Einbahnstraße, was?« sagte sie. »Entschuldigung. Setzen Sie sich doch. Ganz locker. Trinken Sie noch einen Kaffee.«
»Ich kann nicht«, sagte Seymour. »Ich muß arbeiten.«
»Ist das denn keine Arbeit hier? Sehen Sie, mir macht es Spaß, mit Ihnen zu sprechen. Sie sind zwar ein Bulle, aber im Vergleich zu Schwestern und Ärzten sind Sie eine nette Abwechslung, das können Sie mir glauben. Und Sie sind nicht wie die anderen, die ich kennengelernt habe. Der Häßliche war in Ordnung, aber so richtig wohl habe ich mich bei ihm nicht gefühlt. Und Mr. Dalziel hat auf mich den Eindruck gemacht, daß er eine Sache einfach durchzieht, bis er alles so gelöst hat, wie er das will. Es muß großartig sein, sich so zu fühlen. Wie dem auch sei, wenn er auf den Laden aufpaßt, warum sind Sie dann in Eile?«
Hätte sie ihn verführerisch angelächelt, wäre Seymour getürmt. Doch sie sah ihn nur sehr ernsthaft, sehr ruhig an, und obwohl er von Anfang an ihre langen Beine und gertenschlanke Figur wahrgenommen hatte, sah er nun zum ersten Mal, wie wahrhaft schön sie war. Gleichzeitig erkannte er, wie tief unglücklich sie in ihrer Unzufriedenheit war, zu der sie sich eben bekannt hatte.
Widerwillig machte er Anstalten, sich hinzusetzen, wobei er sich sagte, daß er nur dem Ruf der Pflicht folge, als es klingelte.
»Ich mach auf«, sagte er. Es bestand die unwahrscheinliche Möglichkeit, daß es Waterson war, und er wollte ihm keinen Vorsprung lassen.
Doch das Gesicht, das ihn feindselig anfunkelte, war
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