Mord auf Widerruf
anvertraut hat.«
»In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.«
»Und worum handelt es sich hier?«
»Das mit dem Drogendealer haben Sie doch wohl nicht ernst gemeint, oder?« fragte Pascoe.
»Weil er Arzt ist, meinst du? Auch Pritchard und Palmer und Crippen und Cream waren Ärzte! Knöpf ihn dir noch einmal vor, Peter. Und rede Klartext mit der Frau. Du hättest von Anfang an gehen sollen. Seymour ist zu zart besaitet. Eines in seinem Bericht ergibt allerdings Sinn. Hier, wo die Frau sagt, falls Waterson bei einer Frau Unterschlupf gesucht hat, ist sie langbeinig und blond. Da könnte sie recht haben. Durchforsten wir sein Liebesleben, bevor er sich Mrs. Swain angelte, ja?«
»Ich würde allmählich eher darauf setzen, daß er der Dealer ist«, sagte Pascoe.
»Tatsächlich? Warum?«
Pascoe zählte die Gründe an den Fingern ab.
»Eins: Mrs. Swain war süchtig, und Swain schien das gewußt zu haben. Zwei: Waterson versucht seine Frau rumzukriegen, Drogen aus dem Krankenhaus zu stehlen. Drei: Es würde erklären, warum er nicht scharf darauf ist, sich unter einen Scheinwerfer zu setzen und Fragen über die Schießerei zu beantworten, selbst wenn es ein Unfall war … wie ein Unfall aussieht.«
Mit drei erhobenen Fingern stand er vor Dalziel da wie ein Grundschullehrer, der eine visuelle Lernhilfe gibt. Der Dicke streckte die Hand aus und packte Pascoes Mittelfinger.
»Hübsch«, sagte er, »außer daß, eins, er eine Aussage gemacht hat, die er hätte verweigern können, weil er Schock hätte geltend machen können, der in seinem Fall viel eher vorlag als bei Swain. Zwei, seine Unausgeglichenheit mehr nach Junkie als nach Dealer klingt, obwohl ich weiß, daß sich die beiden nicht ausschließen. Und drei, daß er seine Frau um ein paar lumpige Scheine angepumpt hat und mir noch nicht viele arme Dealer untergekommen sind.«
Bei jedem Argument drückte er Pascoes Finger auf die Handfläche zurück, bis der mit einer geballten Faust dastand und sich fragte, wie er sie am besten einsetzen konnte.
Da lachte Dalziel hell auf und sagte: »Aber du kannst ebensogut recht haben, Peter. Auf jeden Fall haben wir jetzt, ob Unfall oder nicht, jede Menge Gründe, bei unserer Jagd auf den verdammten Mr. Waterson alle Register zu ziehen!«
»Ja, Sir«, sagte Pascoe, froh, daß sich die Lustlosigkeit seines Chefs nach Eden Thackerays Besuch zu verflüchtigen schien. »Noch etwas, wegen dieser Briefe …«
»Nicht schon wieder diese verdammten Briefe! Hätte ich sie doch einfach verbrannt! Du darfst dich nicht von der eigentlichen Arbeit ablenken lassen, Junge! Ich möchte, daß du noch einmal ins Krankenhaus gehst und Mrs. Waterson richtig die Hölle heiß machst, und darunter verstehe ich nicht, sie mit Samthandschuhen anzufassen wie der junge Seymour! Deshalb häng hier nicht länger rum! Bald macht der ›Schwarze Bulle‹ auf, und wir haben den ganzen Morgen noch nichts geschafft. Gott sei Dank kommt Wieldy morgen wieder. Hast du ihn schon gesehen? Sechzehn Stiche hatte er gestern abend im Gesicht! Und ich sage dir, man sieht kaum einen Unterschied! Es war eher eine leichte Verbesserung!«
Sein Gelächter folgte Pascoe den Flur entlang. Vielleicht gab es ja doch noch Schlimmeres als die Lethargie der Niederlage.
Pamela Waterson paßte es gar nicht, zum zweiten Mal an diesem Vormittag von einem Polizisten gestört zu werden, doch als sie erfuhr, worum es ging, verwandelte sich ihr offenkundiger Ärger in etwas weniger leicht Durchschaubares. »Von wem wissen Sie das?« fragte sie ruhig.
Pascoe zuckte die Schultern und beobachtete, wie sie entweder überlegte, wer der Informant sein könnte oder wie sie auf die Behauptung reagieren solle.
»Ja, es stimmt«, sagte sie endlich. »Vor einigen Wochen, noch vor unserer endgültigen Trennung, fragte er mich, ob ich für ihn Drogen stehlen könnte. Ich sagte nein. Ende der Durchsage.«
»Meinen Kollegen gegenüber haben Sie den Zwischenfall nicht erwähnt.«
»Warum sollte ich? Es ist nicht zu einer Straftat gekommen.«
»Nun mal sachte, Mrs. Waterson. Er hat Sie schließlich nicht um Aspirin gegen sein Kopfweh gebeten. Hat er Ihnen genaue Angaben gemacht?«
»Ich habe ihm keine Gelegenheit dazu gegeben. Für mich war das der letzte Tropfen, einer der letzten Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Ich bin ihm ins Wort gefallen und habe ihm gesagt, daß Schluß sei, und bin gegangen.«
Sie hatte ihm keinen Platz angeboten. Es wurde häufig
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