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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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schwarz.
    »Dr. Marwood«, sagte Pamela Waterson hinter ihm.
    »Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist bei dir«, sagte der Arzt. »Erlaub diesen Leuten nicht, daß sie dich fertigmachen.«
    »Ich würde sagen, es ist eher das Krankenhaus, das sie fertigmacht«, erwiderte Seymour.
    »Was Sie nicht sagen. Wer sind Sie eigentlich?«
    »Kripo. Constable Seymour.«
    »Constable? Bisher waren es Sergeants und Superintendents. Bedeutet ein Constable, daß wir uns dem Boden des Fasses nähern?«
    In Seymours Kopf flackerte eine rüde Antwort auf, aber er erstickte sie. »Ich tue nur meine Arbeit, Sir«, sagte er hölzern. »Und für jetzt bin ich damit fertig. Danke, daß Sie meine Fragen beantwortet haben, Mrs. Waterson, und danke für den Kaffee. Entschuldigen Sie mich, Sir.«
    Er schob sich an Marwood vorbei. Als er die Stufen hinunterstieg, hörte er hinter sich einen kurzen Wortwechsel, dann schloß sich die Tür. Doch zu seiner Überraschung war Dr. Marwood nicht hinter ihr. Schritte kamen die Betontreppe herunter, und als er das Foyer des Schwesternwohnheims erreicht hatte, rief Marwood: »Constable, Mr. Seymour. Einen Augenblick.«
    Seymour blieb stehen und drehte sich um.
    »Ja, Sir«, sagte er.
    »Ich war wohl etwas unverschämt gerade eben. Tut mir leid.«
    »Ach ja? Ist mir nicht aufgefallen.«
    »Quatsch. Sie hätten mir beinahe den Kopf gewaschen. Was hat Sie davon abgehalten? Daß ich Arzt bin oder daß ich schwarz bin?«
    Die Frage hätte nicht weniger herausfordernd gestellt werden können, doch Seymour spürte den perfiden Vorwurf der Güteklasse »Schlagen-Sie-Ihre-Frau-eigentlich-noch?« und erwiderte geschickt: »Daß ich Polizist bin, Sir.«
    Lachend sagte Marwood: »Ich muß schon sagen, von schlechten Eltern seid ihr Kripoleute nicht. Rein äußerlich mögt ihr sehr verschieden sein, aber auf den Mund gefallen seid ihr alle nicht.«
    Die Entschuldigung mochte berechtigt gewesen sein, doch das Kompliment bedeutete, daß er etwas im Schilde führte. Gibt er oder nimmt er? fragte Seymour sich.
    »Ich mache mir Sorgen um Mrs. Waterson«, sagte der Arzt, als sie zusammen in Richtung Parkplatz schlenderten. »Sie war in letzter Zeit einer Menge Druck ausgesetzt.«
    Seymour schloß die Tür seines Wagens auf, ohne zu antworten. Wenn Marwood noch mehr zu sagen hatte, würde er damit nicht hinter dem Berg halten.
    Er stieg ins Auto, schlug die Tür zu, kurbelte das Fenster hinunter und wartete.
    Nach einer Weile fuhr der Arzt fort: »Es kommt mir so vor, als ob ihr die Fahndung nach diesem Mann regelrecht zelebriert.«
    »Wir tun unser Bestes, Sir. Für eine zweitrangige Fahndung macht Mr. Dalziel nicht gern die Hunde scheu.«
    Das war nur ein Hauch von Provokation, doch Marwood spürte ihn.
    »Zweitrangige Fahndung? Die Frau da oben ist ein nervliches Wrack, und Sie sprechen von zweitrangiger Fahndung!«
    »Es tut mir leid, daß Mrs. Waterson familiäre Probleme hat, aber ich kann ehrlich gesagt nicht erkennen, was das mit uns zu tun hat. Wir wollen nur mit ihrem Mann sprechen, um ein paar Dinge zu klären, dann können wir ihn hoffentlich wieder laufenlassen, damit er seine Eheprobleme in den Griff bekommt. Ich habe den Eindruck, daß sie sich noch immer mögen.«
    Das war Provokation in Sturmstärke.
    »Nun hören Sie mir mal zu, Mann. Diese Ehe kann nicht wieder eingerenkt werden. Der Mann ist gestört. Obendrein ist er ein Ganove. Reicht das, damit ihr euch endlich in Gang setzt und loslegt? Er ist ein Ganove!«
    »Und in welche Kategorie Ganoven gehört er, Sir?« fragte Seymour und hoffte, daß in seiner Frage gerade genug Ungläubigkeit mitschwang, um Marwood über die Startlinie zu schubsen. Denn er ahnte, daß das Dilemma des Arztes darin bestand, daß er das, was er wollte, nicht kriegen würde, wenn er nicht das gab, was er nicht geben wollte.
    Wahrscheinlich hätte er es am liebsten gesehen, daß Waterson ganz von der Bildfläche verschwand. Aber aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, daß auch er dann von der Bildfläche verschwinden würde.
    Zu guter Letzt kam die Erklärung.
    »Er gehört zu der Kategorie Ganoven, die von ihrer Frau verlangen, daß sie für sie Medikamente stehlen!« sagte er zähneknirschend. »Und von mir haben Sie das nicht erfahren. Wenn Sie zu irgend jemandem, insbesondere Mrs. Waterson, sagen, Sie hätten das von mir, werde ich es abstreiten. Aber es ist die Wahrheit. Holen Sie jetzt endlich die Hunde, und bringen Sie den Mistkerl hinter Gitter,

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