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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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habe, vor ein paar Wochen Ihrem Laufburschen verraten.«
    Dalziel erwiderte mit teilnahmsvoller Stimme: »Akne kann lästig sein, was? Angeblich wird man sie los, wenn man die Pubertät hinter sich hat. War das der Grund, warum Sie das Kochen aufgegeben haben?«
    Die Finger hörten mit dem Kratzen auf, dachten kurz daran, sich zur Faust zu ballen, und überlegten es sich dann anders.
    »Was wollen Sie – Superintendent, nicht wahr?«
    »Superintendent Dalziel von der Kripo. Aber Sir reicht vollkommen, Corporal. Ich will nur ein paar Fakten von Ihnen. Sie haben Mrs. Swain gevögelt, richtig?«
    »Nein!«
    »Aber Sie haben es versucht?«
    »Ich habe sie einige Male zu einem Glas eingeladen. Das hat sie angenommen, hat aber ganz klargemacht, daß es dabei bleiben würde. Sie war eine von den Frauen, wissen Sie, die immer offen und ehrlich sind.«
    »Wie bitte?« sagte Dalziel, steckte seinen riesigen kleinen Finger ins Ohr und wackelte darin herum. »Das habe ich nicht ganz verstanden.«
    Mitchell ignorierte die Provokation und sagte: »Alles, was wir getan haben, war, uns zu unterhalten, mehr nicht.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Waffen. Schießen«, sagte Mitchell unbestimmt.
    »Nun erzählen Sie mir doch keine Märchen. Wollen Sie mir verkaufen, daß Sie nicht über Ihr faszinierendes Leben und die schweren Zeiten, die Sie durchgemacht haben, gesprochen haben?«
    »Und warum sollte ich das getan haben?«
    »Weil ein Möchtegernhengst sich vorstellt, daß sie davon angetörnt wird. Krieg sie dazu, über
ihre
Sorgen zu reden, und als nächstes wird dann richtig losgelegt, unter dem Tisch. Funktioniert das nicht so? Also schießen Sie los.«
    »Über mein Leben und die schweren Zeiten?« sagte Mitchell, bemüht, bei dem Wortgefecht Dalziels Blick standzuhalten.
    »Da würde ich lieber eine Ketchup-Flasche lesen«, sagte Dalziel. »Was hat
sie zu Ihnen
gesagt?«
    »Nun hören Sie mir mal gut zu, Sie Fettwanst. Es reicht mir. In diesem Club gibt es ein paar sehr einflußreiche Leute …«
    Nun war deutlich zu hören, daß er aus dem Kohlerevier von Newcastle kam. Dalziel lehnte sich vor und umfaßte sein Knie mit einem Krokodilsgriff.
    »Aber ja«, sagte er leise. »Und wie wird es diesen einflußreichen Leuten gefallen, wenn ihr Club zugemacht wird, weil seinem Kochkorporalschießmeister der Grips fehlt, sich an die Vorschriften zu halten? Drei habe ich bereits entdeckt, gegen die Sie verstoßen, ohne überhaupt gesucht zu haben. Wenn ich mich erst einmal richtig ans Schnüffeln mache, bezweifle ich, daß man Ihnen den Gewerbeschein für eine Jahrmarktsbude ausstellen würde.«
    »Sie bluffen«, sagte Mitchell. »Ich halte mich genauestens an die Vorschriften.«
    »Ja, aber ich bin derjenige, der die Regeln macht«, grinste Dalziel. »Wo liegt überhaupt das Problem, Junge? Sie ist tot, vergessen Sie das nicht. Sie wird Sie nicht wegen Vertrauensbruch vor den Kadi schleppen!«
    Mitchell zögerte.
Er fragt sich, wie weit ich wirklich geben würde, wenn er mich mit leeren Händen abziehen läßt,
dachte Dalziel. Er schlenderte zum Schrank und nahm den Revolver in die Hand. In der Trommel steckten ein paar Patronen. Er klappte sie rein, spannte und drückte ab. Eine laute Detonation – und die Deckenlampe war in Stücke. Mitchell stürzte auf ihn zu. Wenigstens die athletische Komponente seines Images war echt, und Glasscherben fielen noch zu Boden, als er Dalziel die Waffe entwand.
    »Herrgott! Sind Sie verrückt?« fragte er mit weißem Gesicht. »Ich?« sagte Dalziel empört. »Geladene Waffen rumliegen zu lassen, wo jeder drankommt,
das
ist verrückt!«
    Mitchell ging wieder an seinen Schreibtisch, schloß eine Schublade auf, legte den Revolver hinein und schloß sie wieder ab. Er sah Dalziel mit unverhohlenem Erstaunen an. »Ich kann es nicht fassen«, sagte er. »Für wen halten Sie sich? Wyatt Earp?«
    »Nicht ich scharwenzle hier wie ein Ami-Filmstar herum«, sagte Dalziel gemütlich. »So, Sie waren gerade dabei, mir etwas über Mrs. Swain zu erzählen.«
    Dafür, daß Dalziel dem Mann die Lampe von der Decke geballert hatte, war das Ergebnis eher mager. Bestenfalls bestätigte es, was er bereits wußte oder vermutet hatte.
    Gail Swain hatte Mitchell einige Male über einem Drink ihr Herz ausgeschüttet. Dalziel vermutete, daß Gail, nachdem Mitchell versucht hatte, bei ihr zu landen, und sich eine Abfuhr geholt hatte, sich einen Spaß daraus machte, ihn als Vertrauten und Verehrer am Gängelband

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