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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kommen.«
    »Gemeinsam?« fragte Pascoe überrascht.
    »Natürlich nicht. Greg – Mr. Waterson – und ich haben freundlich miteinander geredet. Ich habe ihm versichert, daß ich mir kein moralisches Urteil anmaße, daß ich aber um des Rufes der Firma und der glatten Abwicklung der Arbeit willen darauf bestehen müsse, daß er sein Liebesleben außerhalb des Firmengeländes führt.«
    »Und wie reagierte er?«
    »Er schien amüsiert«, sagte Coombes. »Er lachte sogar laut auf. Er sagte, er werde sich bemühen, aber ich konnte nicht verstehen, was er daran so komisch fand.«
    Er fixierte Pascoe ernsthaft, und Pascoe verbot sich, seinen Blick noch einmal an dem Mann vorbei auf das Foto seiner Frau auf dem Rasen schweifen zu lassen.
    »Sind Sie mit Miss King genauso verfahren?«
    »Wohl kaum.«
    »Oh! Warum nicht?«
    »Miss King war erst zwei Monate bei uns. Sie hatte keinen guten Eindruck gemacht.«
    »Was genau hat sie getan?«
    »Wir hatten sie als Schreibkraft eingestellt. Sie kannte sich mit EDV aus, und wir hatten gehofft, sie einzusetzen, wenn es auf diesem Gebiet zu Ausfällen käme, aber um ganz ehrlich zu sein, ihre mangelnde Pünktlichkeit, fehlende Aufmerksamkeit und ihre desinteressierte Einstellung ließen das als höchst unwahrscheinlich erscheinen.«
    »Wie kam es, daß sie sich mit diesen Qualifikationen als Schreibkraft bewarb?«
    »Sie hat sich weniger beworben, als daß sie plötzlich da war«, sagte Coombes. »Sie arbeitete in London für Chester Belcourt, unsere Muttergesellschaft. Einer der Direktoren schrieb uns, sie habe ein privates Problem, bei dem ihre Heimkehr nach Yorkshire vielleicht hilfreich sein könne, und wenn wir eine Stelle für sie hätten, wäre das ihr gegenüber sehr freundlich und ihm gegenüber ein Entgegenkommen.«
    »Heimkehr, sagten Sie? Sie kommt also von hier?«
    »Monksley. Kennen Sie den Ort?«
    Monksley war ein kleines Dorf in den nördlichen Mooren, ziemlich isoliert, doch ohne den Bonus des Pittoresken.
    »Vage«, sagte Pascoe. »Wohnt sie dort?«
    »Wir hatten anfangs eine Adresse von dort, glaube ich, aber nachdem sie bei uns angefangen hatte, zog sie sozusagen in die Stadt.«
    »Wie sah dieses ›Sozusagen‹ aus?« fragte Pascoe.
    »Sie mietete ein Boot namens ›Bluebell‹, können Sie sich das vorstellen? Einen dieser Kähne, die an Bulmer’s Wharf liegen«, sagte er mit Abscheu. »Ich bin sicher, Sie kennen
die

    Pascoe lächelte. Die alten Lagerhäuser, die einst zu Bulmer’s Wharf gehörten, waren abgerissen worden, und eine kleine Siedlung mit Maisonettewohnungen war an ihrer Stelle errichtet worden. Die Baugesellschaft hatte, um soviel Geld wie möglich zu machen, auch Ankerplätze an der Kaimauer vergeben. Man war wohl nicht davon ausgegangen, daß sich hier Leute mehr oder weniger auf Dauer niederließen, aber so hatten sich die Dinge entwickelt, und schließlich war es zu den unvermeidlichen Spannungen zwischen den Landratten gekommen, die Eigentum besaßen, und den insgesamt etwas alternativ angehauchten Bewohnern der Boote. Vor einigen Monaten war es zum offenen Ausbruch von Feindseligkeiten gekommen, weil eines der Boote angeblich als Bordell benutzt worden war. Die Ermittlungen hatten nichts weiter ergeben, als daß zwei jugendliche Mieterinnen einer gewissen Neigung zu hemmungslosen Partys frönten, doch zu den Mythen der braven Bürger der Stadt gehörte nun für immer eine Flotte schwimmender Bordelle, deren jedes so reich wie Kleopatras Barke ausgestattet war und wo man sich im Takt der Flötenweisen liebte.
    »Persönlich kenne ich sie nicht«, sagte Pascoe. »Aber Sie kennen sie offenbar. Was geschah bei Ihrer Unterredung mit Miss King, Mr. Coombes?«
    »Nichts Angenehmes, das kann ich Ihnen versichern. Ich versuchte, vernünftig mit ihr zu reden, aber sie kam trotzig ins Zimmer, wurde unversehens unverschämt und beschimpfte mich schließlich. Kurz gesagt: Sie schied aus.«
    »Kündigte, wollen Sie sagen.«
    »Richtig. Das hatte eine weitere unerfreuliche Szene zur Folge, diesmal beschuldigte mich Mr. Waterson, sie entlassen zu haben. Ich drängte ihn, die Fakten zu prüfen, aber er kündigte ebenfalls.«
    »War das der Anlaß für ihn, sich für immer von der Firma zu trennen?«
    »Nicht gleich. Wir hatten uns ziemlich an Gregory Watersons Anfälle gewöhnt. Wir betrachteten sie als Temperamentsausbrüche: Doch einige Tage später hat er es bei einer Besprechung mit unserem Generaldirektor und in Anwesenheit eines Kunden

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