Mord auf Widerruf
zu führen. Mit Frauen schien sie nicht gut genug klargekommen zu sein, um in England Busenfreundinnen gefunden zu haben, vielleicht brauchte sie deshalb einen Mitchell in ihrem Leben. Nachdem Atlas Tayler dichtgemacht hatte, beklagte sie sich mit mehr Unverständnis denn Bitterkeit über Swains Weigerung, den Posten anzunehmen, den Delgado ihm in den Staaten zu einem Gehalt in dreifacher Höhe des britischen anbot. Doch echter Groll begann sich darunterzumischen, als Swains Firma nicht florierte und er alte Bekannte um neue Jobs anhaute.
»Das gefiel ihr gar nicht, und ich glaube, daß sich Swain deshalb, so gut es ging, zurückhielt, doch als sie dann von der Beerdigung ihres Vaters zurückkam, wurde alles anders.«
»Warum?«
»Zwei Gründe«, sagte Mitchell. »Zum einen kam sie mit einem noch besseren Angebot zu ihrem Mann zurück. Ich glaube, sie konnte sich nicht vorstellen, daß er noch einmal ablehnen würde.«
»Und zum anderen?«
»Sie war steinreich! Ich weiß nicht, wie reich, vielleicht millionenschwer. Sie war auch schon vorher nicht unbetucht gewesen, aber nun schwamm sie im Geld, und Swain sah keinen Grund, warum sie nicht groß in sein Unternehmen investieren sollte. Sie sah das ganz anders und sagte, er würde keinen Pfennig zu Gesicht bekommen, bis sie sich nicht fest in LA niedergelassen hätten. Da fing er wieder an, alte Bekannte anzumachen. Er wußte, daß sie das wirklich ärgerte, und ging wohl davon aus, daß er sie auf diesem Weg dazu bringen konnte, lieber das Geld auszuspucken als die Peinlichkeit zu erdulden, mit einem notorischen Schnorrer verheiratet zu sein. Um ehrlich zu sein, sie war ein verdammter Snob, und er wußte das.«
»Aber die Rechnung ging nicht auf?«
»Teufel, nein. Sie war zwar ein Snob, aber sie hatte auch Charakter«, sagte Mitchell, der sich entspannte, nachdem er sich damit abgefunden hatte, daß an Dalziel kein Weg vorbeiging. »Das Problem lag meiner Ansicht nach darin, daß die beiden auf völlig verschiedenen Wellenlängen lagen. Sie konnte nicht begreifen, warum er nicht mit beiden Händen nach der Chance griff, im sonnigen Kalifornien zu leben. Und er war wirklich sauer auf Delgado, weil sie Atlas zugemacht hatten. Ich glaube übrigens nicht, daß sie es wirklich kapierte, daß er tatsächlich lieber sein eigener Herr in Yorkshire war!«
»Das hat Sie Ihnen alles erzählt?«
»Das meiste. Eines Abends hat sie sich wirklich vollaufen lassen, sie war so fassungslos. Ich weiß nicht, welches Spiel Swain spielte. Ich an ihrer Stelle wäre abgehauen.«
»Aber Sie wurden nie zum Mitkommen aufgefordert«, bemerkte Dalziel.
»Nein. Sie war der Typ, der nur einem Mann treu ist, zumindest, bis die Scheidungsglocken läuten. Auch wenn der eine ein hauptberuflicher Versager war!«
Dalziel lächelte grimmig. Dieser Wichser hielt sich wirklich für unwiderstehlich. Wenn ein Mädchen keine Lust zu einem Seitensprung mit ihm hatte, dann hatte es mit niemandem Lust darauf!
»Sie mögen Philip Swain nicht?« fragte er.
»Wer sich eine solche Chance entgehen läßt, muß ein echtes Arschloch sein!« sagte Mitchell. »Nicht daß ich ihn persönlich gut kenne. Wie ich dem anderen Kripobeamten schon gesagt habe, er war nie Clubmitglied. Ich erinnere mich aber an seinen Bruder. Der
war
Mitglied gewesen, und für ihn hatte ich auch nicht viel übrig. Gott, so, wie der redete, war diese Moscow Farm ein Palast und die Familie Swain von königlichem Geblüt!«
»Das war wohl Tom Swain? Der sich erschossen hat?«
»Richtig. Wenn das alles ist, Superintendent, dann sollte ich wirklich zu meiner Kundschaft zurückgehen. Sie halten meinen Namen außen vor, okay? Ich will nicht, daß die Damen hier denken, ich gehöre zu der Sorte, die genießt und nicht schweigt!«
Der Macho war wieder voll aufgedreht.
Dalziel sagte beiläufig: »Ich sehe keinen Grund, warum. Sie haben mir so gut wie nichts erzählt, was ich nicht schon wußte.«
Wenn sie alles ausgespuckt haben, versetz ihnen mit der Bemerkung, es sei alles unbrauchbares Zeug gewesen, einen deftigen Schlag zwischen die Schulterblätter, und du weißt nie, welches letzte Bröckchen sie noch hochwürgen.
»Ach ja? Dann wußten Sie wohl auch, daß Tom seine Schwägerin Gail um Geld für die Farm angegangen ist?«
»Gail? Er hätte sich doch mit Sicherheit erst an seinen Bruder gewandt?«
»Philip hatte kein Geld. Nur sein Gehalt, und das reichte nicht mal, um seiner Frau ihre Unterhöschen von Gucci zu kaufen. Nein, Tom
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