Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
das Bedürfnis, es wieder aufzufüllen, bevor Bridget zurückkam, das ihn zu einer Entscheidung veranlasste. »Sie sind vielleicht nach Balaclava gefahren. Ich glaube, darum ging es auch bei ihrem Streit. Die Polizei weiß, wer dieses Zimmer im ersten Stock benutzt hat, ist das richtig? Nun ja, Tansy ist stinkwütend, dass die Polizei nichts deswegen unternimmt. Nein, erzählen Sie mir nichts. Es interessiert mich nicht.«
Billy Hemmings führte seine Geschäfte in einem kleinen Büro im ersten Stock eines Gebäudes in den Gloucester Docks. Ein unauffälliges Messingschild gab keinerlei Hinweis darauf, was für eine Art von Geschäften das sein mochte. Vermutlich wussten die Leute, mit denen Hemmings zu tun hatte, alles darüber. Eine Sekretärin, eine kleine dunkelhäutige Person, die vor Energie sprühte, herrschte über ein überquellendes Vorzimmer am oberen Ende einer steilen Treppe. Sie war, wie es schien, das einzige Personal.
»Superintendent Carter!«, begrüßte sie Ian lebhaft. »Mr. Hemmings erwartet Sie bereits. Gehen Sie gleich durch.«
Carter grinste süßsauer. Die Telefonverbindung zwischen Weston St. Ambrose und dem Büro von Hemmings war offensichtlich heißgelaufen. Unglücklicherweise - und leider unvermeidbar - hatte Terri Hemmings mehr als genügend Zeit gehabt, ihren Mann zu warnen, und Billy hatte mehr als genügend Zeit gehabt, sich auf Carters Besuch vorzubereiten. Andererseits hatte Billy vielleicht von Anfang an auf den Besuch der Polizei gewartet ... falls er tatsächlich ein Interesse an Balaclava House hatte, hieß das. Er war sicher schlau genug, um zu erkennen, dass die Polizei früher oder später eine Verbindung finden würde. Es würde interessant werden, seine Ausrede zu hören, warum er nicht offen über das Thema gesprochen hatte.
Die lebhafte Sekretärin zeigte immer noch auf die schmale Tür mit der Milchglasscheibe darin.
»Danke sehr«, sagte Carter und ging durch, wie von ihm verlangt.
Hinter der Tür wartete Hemmings mit einem erstarrten Lächeln auf den fleischigen Lippen. Es reichte nicht bis zu den Augen hinauf.
»Hallo!«, begrüßte er seinen Besucher mit falscher Jovialität. »So sieht man sich wieder!« Er erhob sich von seinem Platz, während er redete, und streckte Carter die Hand entgegen.
»Danke sehr, dass Sie sich so kurzfristig Zeit genommen haben für mich«, antwortete Carter, der sich nicht so leicht ausstechen lassen wollte, was Höflichkeiten anging. Er ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie so kurz, wie es nur ging.
»Nun ja, seit Terri hier anrief, um mich zu informieren, dass Sie auf dem Weg sind, habe ich auf Ihr Eintreffen gewartet. Warten Sie, ich bitte Amanda, uns Kaffee zu bringen!« Er beugte sich vor. »Kaffee, Amanda«, sagte er in die Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch. Er lehnte sich wieder zurück. »Was kann ich diesmal für Sie tun, Superintendent? Haben Sie inzwischen herausgefunden, wer den armen Jay umgebracht hat?«
»Nein, noch nicht. Noch nicht ganz«, gestand Carter, während er sich in einen glänzenden neuen Lehnsessel in modernem Design setzte, ganz aus Stahlrohr und schwarzem Plastik. Er sah aus wie ein Schleudersitz und fühlte sich auch ungefähr so gemütlich an. Carter musste unwillkürlich an Szenen aus James-Bond-Filmen denken und fragte sich, ob Hemmings möglicherweise einen Knopf unter dem Schreibtisch hatte, mit dessen Hilfe er sich unerwünschter Besucher entledigte. Sie befanden sich schließlich in den ehemaligen Docks, und vielleicht öffnete sich eine Falltür unter ihm, und Carter stürzte direkt ins Wasser.
Sein unterdrücktes Grinsen war dem anderen Mann nicht entgangen, doch er interpretierte es falsch.
»Das ist ein Designerstück«, sagte Hemmings stolz, indem er auf den Stuhl deutete. »Ich habe einen Haufen gutes Geld dafür hingelegt. Allein der Sessel hat mich mehr gekostet, als der gesamte Rest des Büromobiliars zusammengenommen.«
Carter murmelte hastig eine Erwiderung, die andeuten sollte, dass er gebührend beeindruckt war. Dann kam er ohne weitere Umschweife zur Sache.
»Ich würde gerne mit Ihnen über Balaclava House reden«, sagte er.
In diesem Augenblick erschien Amanda mit dem Kaffee. Vom Standpunkt ihres Bosses aus betrachtet, hätte das Timing nicht besser sein können. Carter fragte sich, ob sie das Gespräch draußen in ihrem kleinen Büro über die Gegensprechanlage verfolgt hatte.
»Ah, der Kaffee!«, strahlte Hemmings, als hätte er nicht wenige
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