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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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aus Königin Viktorias Zeiten.
    Er unterdrückte die aufkeimenden Schuldgefühle. Nachdem er vor wenigen Monaten vom anderen Ende des Landes in diese Gegend gezogen war, um seine neue Stelle anzutreten, war es nicht mehr weit zu Tante Monica. Er hatte keine Entschuldigung dafür, dass er sie nicht schon früher in ihrem Haus in Weston St. Ambrose besucht hatte - außer einer gewissen natürlichen Scheu den Verwandten seiner Exfrau gegenüber. Und dafür konnte man ihm keinen Vorwurf machen. Nicht, dass er und Sophie sich gegenseitig mit Bergen von Schuldzuweisungen überhäuft und einen tiefen Graben zwischen den Familien aufgerissen hätten. Stattdessen war ihre Ehe langsam und unaufhaltsam dem Unausweichlichen entgegengetrieben. Sophie war unglücklich gewesen, und er hatte nicht gewusst, was er dagegen tun konnte. Sie hatten gezankt, nicht gestritten. Sein Job hatte zur Folge, dass er oft erst spät in der Nacht nach Hause kam. Ihre Arbeit bei einer internationalen Company hatte viele Dienstreisen ins Ausland nach sich gezogen. Am Ende waren sie sich scheinbar nur noch zwischen Tür und Angel begegnet.
    Bis ein neuer Mann in Sophies Leben getreten war und sie Ian um die Scheidung gebeten hatte. Sie hatte die gemeinsame Tochter Millie mitgenommen. Er hatte zaghaft protestiert, doch wie Sophie auf ihre übliche nüchterne Art mit einem Unterton von Ungeduld klargemacht hatte: Millie war zum Zeitpunkt der Trennung vielleicht gerade erst zehn Jahre alt, doch nicht mehr lange, und sie wäre ein Teenager. Er glaubte doch wohl nicht im Ernst, dass er imstande wäre, einen Teenager zu erziehen? An diesem Punkt hatte Ian kapituliert.
    Der Anblick von Tante Monica brachte all diese Erinnerungen mit schmerzhafter Bitterkeit zurück. Und als wären das nicht schon genügend Schwierigkeiten, bestand eine weitere unbequeme Wahrheit darin, dass er verborgene Motive hatte für seinen Besuch an diesem milden Abend. Er wollte etwas von ihr und hoffte, dass sie imstande war, es zu liefern.
    Er passierte eine schwarze Katze, die auf einem von Flechten überzogenen Pflasterstein die letzten Strahlen der warmen Abendsonne genoss, und hielt kurz inne, um einen Blick zurück in den Vorgarten zu werfen. Er war in ein goldenes Licht getaucht, das in den nächsten Minuten verschwinden würde, sobald die Sonne hinter dem Horizont versank. Die Stare versammelten sich auf ihren Schlafbäumen, und er hörte ihr geschäftiges Zwitschern und Rufen. Die Katze gähnte und entblößte dabei spitze weiße Zähne und eine lange rosafarbene Zunge, dann blickte sie demonstrativ zur Seite.
    Er duckte sich unter dem niedrigen Sturz der Haustür hindurch ins Innere des Cottages. Alles war genau so, wie er es von seinem letzten Besuch zusammen mit Sophie - und Millie - in Erinnerung hatte. Millie war aufgeregt durch das ganze Haus gesprungen. Das Bild verursachte einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Das Wohnzimmer war immer noch vollgestellt, unaufgeräumt und gemütlich wie damals. Monica hob eine weitere Katze, einen griesgrämig dreinblickenden rotbraunen Kater, von einem Sessel und bedeutete Ian, darauf Platz zu nehmen.
    Der Kater bedachte ihn mit einem Blick, der Bände sprach.
    Er versuchte Wiedergutmachung, indem er sich vorbeugte, um das Tier zu streicheln. Es fauchte ihn an und stolzierte davon.
    »Er kennt dich nicht«, erklärte seine Besitzerin. »Würdest du häufiger kommen, wärst du sicher bald sein Freund.«
    »Es tut mir leid, Monica«, versuchte Ian sich zu entschuldigen. »Ich weiß, ich hätte längst einmal vorbeikommen sollen, oder wenigstens anrufen. Es ist nur so, dass ...«
    Er brach ab.
    »Ich verstehe dich sehr gut, Ian. Wir alle verstehen dich«, sagte Monica. »Aber wir alle haben dich immer sehr gemocht, Ian, und ich hatte gehofft, dass du mich besuchen würdest. Das heißt selbstverständlich nicht, dass du nur kommst, weil du dich verpflichtet fühlst.«
    »Es ist nicht Verpflichtung«, antwortete er offen. »Zum Teil liegt es auch daran, dass ich nicht will, dass Sophie glaubt, ich hänge bei ihrer Verwandtschaft herum wie ein verirrtes Tier in der Hoffnung, wieder aufgenommen zu werden.«
    »Du und Sophie, ihr habt ein Kind«, sagte Monica entschieden. »Und ganz gleich, welche Differenzen ihr als Erwachsene miteinander habt, Millie hat ein Recht auf Beständigkeit im Familienleben.«
    »Sie schreibt mir alle vierzehn Tage, mehr oder weniger. Aber sie erwähnt kaum jemals ihre Mutter. Ihr ist durchaus bewusst, dass

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