Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
süß und lag im Magen wie Blei. Aber die Geschichte dieses Kuchens ist mehr oder weniger die Geschichte des Clans der Bickerstaffes. Übrigens kannte ich Penny, Montys frühere Frau, wesentlich besser als ihren Mann. Er war schon immer ein übellauniger Mistkerl. Es ist mir ein Rätsel, wie Penny es so lange bei ihm aushalten konnte. Jedenfalls, irgendwann kam sie zu dem Schluss, dass sie, nachdem sie die besten Jahre ihres Lebens mit dem Blödmann verschwendet hatte, wenigstens die restliche Zeit ihres Lebens in Frieden und Behaglichkeit verbringen konnte. Sie kaufte sich eine kleine Wohnung in Cheltenham und ließ ihn alleine in seinem düsteren Herrenhaus schmoren.«
»Lebt sie noch?«, fragte er gespannt.
Monica schüttelte den Kopf. »Leider nicht, nein. Sie starb vor, warte ... vor vier Jahren. Sie hatte nicht mehr viel Zeit, um ihre Freiheit zu genießen. Eine traurige Geschichte, das Ganze. Ich war auf ihrer Beerdigung. Stell dir vor, dieser elende Mistkerl hatte nicht mal so viel Anstand, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Die anderen Mitglieder des Clans waren da, aber nicht Monty. Es war das letzte Mal, dass ich Bridget gesehen habe. Wie hieß sie damals noch gleich ...?«
Monica runzelte die Stirn. »Warte, sie war nicht mit dem Vater der kleinen Tansy verheiratet. Der hieß Peterson. Sie war bereits von ihm geschieden und auch von dem Mann, den sie danach geheiratet hatte, auch wenn mir verdammt noch mal der Name dieses Kerls nicht einfallen will! Nicht, dass es eine Rolle spielen würde - die Ehe hielt ohnehin nicht lang. Ah, sicher, sie war noch mit Freddie Harwell verheiratet, Ehemann Nummer drei. Er war bei der Beerdigung dabei, und ziemlich betrunken. Er hatte eine üble Alkoholfahne, ich erinnere mich deutlich. Selbst Peterson, Bridgets Exmann, kam zur Beerdigung, und das von Jersey aus, wo er inzwischen wohnt. Es war ein merkwürdiges Bild, Bridget zwischen zwei Männern. Tansy, Petersons Tochter, war ebenfalls dort. Sie war damals noch ein Teenager, vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Sie ist inzwischen eine junge Frau, schon fast zwanzig. Peterson ist wahrscheinlich nur gekommen, um sie zu sehen, weniger, um sich von Penny zu verabschieden. Wie dem auch sei - mehr oder weniger jeder war dort. Mit Ausnahme von Monty.«
»Hatten Monty und Penny gemeinsame Kinder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Vielleicht hat es Penny gereicht, sich um Monty zu kümmern. Er ist selbst ein großes Kind. Damit will ich nicht sagen, dass er ein Einfaltspinsel ist. Er war immer ein aufgeweckter Bursche und hätte durchaus Erfolg im Leben haben können. Doch er blieb nie bei einer Sache. Er war ein Träumer und kam immer wieder von einem einmal eingeschlagenen Weg ab, wenn etwas Neues sein Interesse weckte. Penny wusste nie, wo er sich herumtrieb oder wann er nach Hause kam. Vielleicht half es auch nicht, ein Bickerstaffe zu sein. Um das zu erklären, muss ich ein wenig weiter ausholen ...«
Monica sammelte sich, um die Geschichte zu erzählen. In diesem Ton hatte sie früher wohl vor ihren Schulklassen gesprochen, mutmaßte Carter.
»Alles fing in den 1830er Jahren an, als ein geschäftstüchtiger Bäcker namens Josiah Bickerstaffe beschloss, seine gefragten Kekse in Mengen zu produzieren. Bis zur Jahrhundertmitte hatte sich Bickerstaffe's vergrößert und verkaufte eine Reihe weiterer Bäckereierzeugnisse. Die Firma verdiente gutes Geld an einem Kontrakt mit der Armee, für die sie während des Krimkrieges Schiffszwieback herstellte. Aus dem Gewinn finanzierte Josiah den Bau von Balaclava House.
Die Firma hatte ein zweites Mal Glück. Sie entwickelte Bickerstaffe's Boiled Fruit Cake und vertrieb diesen Kuchen in luftdicht versiegelten Blechdosen mit einem falschen Wappen darauf im ganzen Empire. Ihr Motto lautete, dass kein Ort zu abgelegen war, kein Platz zu umständlich zu erreichen. Jeder vom Verwalter bis hin zum einfachen Angestellten konnte im Schatten von Palmen sitzen und zu seinem Fünf-Uhr-Tee Bickerstaffe's Boiled Fruit Cake genießen. Ein hübsches Bild ...«
Sie kicherte. »›Ein Stück Britannien‹ war das Motto des Kuchens. Er war ein Verkaufsschlager bis zum Zweiten Weltkrieg, als die Produktion kurzfristig unterbrochen werden musste, weil die Zutaten nicht beschafft werden konnten. Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder aufgenommen, doch der Geschmack hatte sich geändert, und das Empire war in Auflösung begriffen. Gerade als die Aussichten wirklich trübe wurden, hatte
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