Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
wohnt so eine verdammte Bande von Stadtmenschen darin, die nicht mal imstande ist, die eigenen Hunde im Zaum zu halten! Der Mann ist irgend so ein Baulöwe, und ich nehme an, das alte Schulhaus ist ein Beispiel für das, was seine Firma kann.«
»Hast du eine offizielle Beschwerde wegen der Hunde eingereicht? Falls ja und falls er sie immer noch nicht unter Kontrolle hält ...«, erwiderte der Polizeibeamte in Carter automatisch.
»Sie jagen meine Katzen!«, rief Monica Farrell wütend.
»Ah, die Katzen.« Carter begegnete dem verächtlichen Blick der rotbraunen Katze. Er konnte verstehen, dass sich jeder Hund mit einem Hauch von Selbstachtung provoziert fühlte.
»Aber selbstverständlich habe ich mich beschwert. Nicht bei der Polizei - wir haben keine Polizeistation mehr hier im Dorf, genauso wenig, wie wir noch eine Schule oder ein Postamt haben. Nein, ich habe mich bei Hemmings beschwert, dem neuen Besitzer, und seiner wasserstoffblonden Frau. Sie haben nur gesagt, ich sollte meine Katzen eben im Haus behalten. Als könnte man eine Katze kontrollieren!« Sie nahm einen guten Schluck von ihrem Sherry, um ihre Nerven zu beruhigen.
»Das ist richtig«, pflichtete Carter ihr bei. »Katzen streifen nun einmal durch die Gegend, und es gibt nicht die gleichen gesetzlichen Vorschriften wie bei Hunden, das zu unterbinden.«
»Ganz genau! Das habe ich diesem elenden Hemmings auch gesagt. Wir hatten einen heftigen Streit deswegen.«
Streitereien zwischen Nachbarn konnten rasch ungeahnte Ausmaße annehmen, ganz besonders in kleinen Gemeinden, und erst recht, wenn einer der Streithähne ein alteingesessener Bewohner war und der andere ein neu hinzugezogener. Carter nahm sich vor, die Geschichte weiter im Auge zu behalten.
»Aber du bist nicht hergekommen, um mich nach diesem Hemmings zu fragen, nehme ich an?«, fuhr Monica bedauernd fort. »Auch wenn es mich nicht weiter überraschen würde, falls die Polizei vor seiner Haustür auftauchen würde. Er ist ein windiger Typ, alles, was recht ist. Seine Frau ist kein Stück besser, genauso wenig wie seine Freunde. Aber weswegen bist du hier, Ian?«
»Ich hatte überlegt, ob du vielleicht eine Familie Bickerstaffe kennst?«
Sie lachte laut auf. »Bickerstaffe! Allerdings kenne ich die Bickerstaffes, oder besser, ich kannte sie. Es gibt nur noch einen Bickerstaffe hier in der Gegend, zumindest vermute ich, dass der alte Monty noch am Leben ist. Ich habe jedenfalls nichts Gegenteiliges gehört.« Sie runzelte die Stirn. »Verdächtiger Todesfall, sagst du? Du meinst doch wohl nicht Monty, oder?«
Ian schüttelte den Kopf. »Nein, obwohl der Leichnam in seinem Haus gefunden wurde.«
»Du meinst Balaclava House?«
»Ganz recht. Laut der Aussage von Mr. Montague Bickerstaffe fand er den Toten in seinem Haus, nach seiner Rückkehr von einer Tour in die Stadt. Mr. Bickerstaffe behauptet, nicht zu wissen, wer der Tote ist.«
»Der alte Monty hat also einen Toten gefunden?« Sie leerte ihr Sherryglas. »So, so. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er schon ziemlich senil, und das ist eine ganze Weile her. Diese Sache wird ihm den Rest gegeben haben.«
»Im Gegenteil, er scheint sich ziemlich gut zu halten. Er wohnt für die nächsten Tage bei seiner ›Nichte‹, einer gewissen Bridget Harwell, während wir das Haus auf Spuren untersuchen.«
»Harwell heißt sie also jetzt?«, fragte Monica. »Ich habe gehört, dass sie wieder geheiratet haben soll.«
»Und bereits wieder geschieden wurde, wie es heißt. Wenn ich richtig informiert bin, steht sie im Begriff, zum vierten Mal zu heiraten.«
»Du liebe Güte. Bridget Bickerstaffe war ein hübsches Mädchen, früher. Du hast recht, sie ist keine richtige Nichte. Ihr Vater Harry Bickerstaffe und Monty waren Cousins. Harrys Seite der Familie hat nie in Balaclava House gewohnt, obwohl sie oft dort zu Besuch waren - jedenfalls bis Penny Bickerstaffe ihre Sachen gepackt hat und ausgezogen ist. Also interessierst du dich für die Bickerstaffes, richtig? Du hast noch nie von Bickerstaffe's Boiled Fruit Cake gehört?
Ians Gesichtsausdruck war Antwort genug.
»Nein. Richtig. Du bist viel zu jung. Die Schrecken meiner Kindheit sind dir erspart geblieben. Bei uns zu Hause gab es sonntags immer Fruchtkuchen zum Tee. Ich sehe ihn noch vor mir, als wäre es gestern gewesen. Ein großer brauner Klumpen nasser Teig, vollgepackt mit getrockneten Früchten, die einem zwischen den Zähnen klebten. Das Zeug schmeckte mehr bitter als
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