Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
ebenfalls sehen, oder zumindest seinen draußen vor der Tür parkenden Wagen. Er ließ das Seitenfenster nach unten gleiten und schaltete die Innenbeleuchtung ein, sodass sie ihn sehen konnte.
»Oh«, sagte sie. »Sie sind nicht Jay. Er hat den gleichen Wagen ... ich dachte ...« Ein Ausdruck von Panik mischte sich in ihre Stimme, und ihr Verhalten wechselte von unsicher zu feindselig. Jeden Moment würde sie ihn fragen, was zum Teufel er sich dabei dachte, einfach dazusitzen und sie zu beobachten.
»Bitte entschuldigen Sie«, versuchte er ihr zuvorzukommen. »Ich war bei einer alten Freundin zu Besuch, Mrs. Farrell. Sie wohnt im Cottage am Ende dieser Straße, bei der Kirche. Sie war früher die Schulmeisterin, als dies noch die Dorfschule war. Sie hat mir erzählt, dass die Schule inzwischen ein privates Haus ist, und ich war neugierig und wollte einen Blick darauf werfen ...«
»Oh, Monica«, sagte sie langsam, während sie sich entspannte. »Ja, sie war hier Lehrerin. Sie redet ständig davon.« Sie war immer noch misstrauisch und beobachtete ihn genau, als wollte sie sich seine Gesichtszüge einprägen.
Wahrscheinlich, damit sie ihn bei der Polizei beschreiben konnte, sollte es nötig werden, überlegte Carter ironisch. Es waren wohlhabende Leute, die hier lebten. Ein Fremder, der das Haus ausspionierte, blieb nicht unbemerkt und wurde gemeldet. Er konnte sie jetzt besser erkennen. Sie war eine vollbusige Blondine in den Vierzigern, stark geschminkt, doch nicht unattraktiv. Sie hatte eine Vorliebe für extravaganten Schmuck, und ihre bebenden Ohrringe glitzerten im Licht aus dem Wageninnern wie Weihnachtsschmuck.
»Keine Sorge ...«, begann er, doch weiter kam er nicht.
Ein Mann trat aus dem Haus, eine gedrungene, bullige Gestalt, und stapfte auf sie zu. »Terri? Was machst du hier draußen, Terri? Die Gäste warten auf das Essen, und der Caterer will endlich anfangen. Wer ist dieser Typ?« Er nickte ärgerlich in Carters Richtung.
»Genau das wollte ich Ihrer Frau soeben erklären«, setzte Carter an. Er wünschte sich, er wäre weitergefahren. Das alles wurde viel zu schnell viel zu kompliziert. »Hören Sie«, sagte er und griff in seine Jacke, um den Dienstausweis hervorzuholen. »Ich bin kein verdächtiger Fremder. Ich bin Polizeibeamter ...«
Das machte alles nur noch schlimmer.
»Polizei?«, quiekte Terri erschrocken und wich vor ihm zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit. »Ich dachte, es wäre Jay, Billy. Er fährt einen Lexus, genau wie Jay ...«
Hastig lieferte Carter seine Erklärung ab, dass er Mrs. Farrell besucht hätte, die frühere Lehrerin - und wieder ließ man ihn nicht ausreden. Der Mann, vermutlich Billy Hemmings, explodierte förmlich. »Was? Diese alte Vettel hat uns bei der Polizei angezeigt? Ich nehme an, es geht um ihre verflixten Katzen?«
»Nein«, erwiderte Carter geduldig. »Es war ein rein privater Besuch bei Monica Farrell. Sie ist eine Verwandte von mir.«
»Oh?« Es war nicht zu übersehen, dass sie ihm nicht glaubten. »Sie hat sich also nicht über unsere Hunde beschwert?« Der Ton war sarkastisch.
»Nun ja, eigentlich doch«, räumte Carter ein. »Wenngleich nur nebenbei ...«
»Sie soll die verflixten Katzen im Haus behalten!«
»Es ist nicht unsere Schuld!«, heulte Terri. »Unsere Hunde sind völlig harmlos, aber sie sind eben Hunde! Und Hunde jagen Katzen, oder nicht? Es liegt in ihrer Natur. Man kann nicht gegen die Natur an!«
Carter hatte genug von den beiden. »Wo sind die Hunde jetzt?«, fragte er. Nicht, dass es ihn kümmerte, doch bei so vielen Besuchern im Haus hätte man eigentlich annehmen sollen, dass die Tiere einen höllischen Lärm veranstalteten und sich die Seele aus dem Leib bellten.
»Im Schuppen angeleint, hinter dem Haus!«, schnappte Hemmings. »Bis alle Gäste gegangen sind. Meine Hunde jagen nur hinter ihren Katzen her, weil die Biester auf unser Grundstück streunen.«
»Das Gesetz respektiert, dass Katzen streunen«, sagte Carter. »Allerdings bin ich ein wenig überrascht, dass sie auf Ihr Grundstück kommen, obwohl Ihre Hunde dort herumlaufen.«
»Ich nehme an, sie meinte unsere Begegnung auf dem Kirchhof«, sagte Terri. »Ich hatte Benji und Rex ausgeführt. Die Hunde entdeckten die elenden Katzen beim Erledigen ihres Geschäfts mitten zwischen den Gräbern ...«
»Sei still, Terri!«, unterbrach der Ehemann seine Frau brüsk. Sie verstummte.
»Ich halte Sie von Ihren Gästen ab«, sagte Carter. »Gute Nacht.«
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