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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Tansy hatte bis zu diesem Moment ihre Gefühle im Zaum gehalten. Jetzt wallte ein ganzer Schwall Bitterkeit in ihr auf.
    »Die Dinge entwickeln sich im Leben manchmal eben nicht so, wie man es gerne hätte, Tansy.« Zum ersten Mal war Bridget in der Defensive.
    »Als wüsste ich das nicht!«, brüllte Tansy.
    Dann knallte eine Tür.
    Jess eilte weiter, bevor jemand sie beim Lauschen überraschen konnte. Sie erreichte gerade rechtzeitig das Tor. Die Haustür wurde aufgerissen, und Tansy platzte nach draußen, während sie eine lange Strickjacke mit Andenmuster überzog. In einer Hand hielt sie Wagenschlüssel.
    »Hallo, sind Sie noch nicht weg?«, fragte sie, als sie Jess erblickte.
    Jess deutete auf die Wagenschlüssel. »Falls Sie vorhaben zu fahren, Tansy, sollten Sie sich vielleicht zuerst ein wenig beruhigen.«
    »Selbstverständlich, Officer!«, sagte Tansy sarkastisch. Sie schob die Wagenschlüssel in die Tasche und trat näher. »Es ist gut, dass Sie noch da sind. Ich will mit Ihnen reden.«
    »Gehen wir ein Stück spazieren. Den Weg hinunter, schlage ich vor.«
    Tansy marschierte mit in die Jackentaschen geschobenen Händen und vorgerecktem Kinn los, und Jess folgte ihr.
    »Sie müssen denken, dass wir eine verdammt merkwürdige Familie sind!«, begann sie nach einer Weile.
    »Ich weiß nicht viel über Ihre Familie ...«, setzte Jess zu einer Antwort an.
    »Sie haben genug gesehen. Wir sind eine merkwürdige Familie. Leben Ihre Eltern noch? Sind sie noch verheiratet?«
    »Ja, zu beiden Fragen«, antwortete Jess wahrheitsgemäß.
    Tansy blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihr um. »Wie findet man jemanden, der das ganze Leben bei einem bleibt, und das nur aus Liebe? Jemand, der nicht nur kommt und geht, wie dieser Typ, den meine Mutter demnächst heiraten will? Oder der sich als totaler Versager herausstellt, wie der Kerl, mit dem sie das letzte Mal verheiratet war?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Jess wahrheitsgemäß. »Ich bin keine Ratgeberin in Liebesdingen oder was das Leben und das Universum angeht und den ganzen Rest. Ich habe selbst noch keinen Mann zum Heiraten gefunden. Ich bin Polizeibeamtin. Es ist überraschend, wie viele Polizisten andere Polizisten heiraten. Sie heiraten den Job, verstehen Sie? Es ist unglaublich schwierig.«
    »Sie würden sich keinen anderen Job suchen, wenn Sie geheiratet haben?« Tansy sah sie aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Nein, selbstverständlich nicht. Es ist mein Beruf. Ich liebe ihn.«
    »Meine Mutter scheint zu glauben, ich hätte inzwischen ›jemanden finden‹ müssen.« Tansys Stimme klang unerwartet traurig. »Sie wissen schon, jemanden mit Geld, von der richtigen Sorte. Das ist ihr wichtiger als ein eigener Beruf. Ich weiß nicht, was sie tun würde, wenn ich ihr sagte, dass ich zur Polizei will. Sie würde wahrscheinlich einen hysterischen Anfall erleiden. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen nicht zu nahetreten. Aber meine Mutter lebt in einer Scheuklappenwelt.«
    »Ich nehme an, sie sorgt sich um Ihre Zukunft«, erwiderte Jess. »Haben Sie sich denn schon für einen Beruf entschieden, den Sie gerne ausüben würden?«
    »Nein«, antwortete Tansy. »Ich habe nie den Wunsch verspürt, Ärztin zu werden oder Lehrerin oder ... oder Popstar oder was weiß ich. Die meisten Leute in meinem Alter haben irgendeine Vorstellung, was sie gerne machen würden. Ich wette, Sie wussten ganz genau, was Sie wollten. Wie alt waren Sie, als Sie beschlossen, Polizistin zu werden?«
    »Ich war im letzten Schuljahr«, gestand Jess. »Eines Morgens wurde ich von der Schulleiterin abgefangen, als ich durch die Gänge schlich, wie üblich zu spät zum Unterricht. ›Hast du vor, immer zu spät zu kommen, bei allem, was du tust?‹, wollte sie von mir wissen.«
    »Sie hatte kein Recht, so etwas zu sagen!«, rief Tansy indigniert.
    Jess lächelte zustimmend. »Trotzdem. Es war eine gute Frage, und ihre nächste Frage war noch besser. ›Was hast du vor, wenn du hier fertig bist?‹«
    »Ah!«, rief Tansy. »Eine Falle.«
    »Genau. Ich hatte mich noch nicht für irgendetwas entschieden. Ich denke, das wusste sie - oder zumindest hatte sie den Verdacht. Ich war entschlossen, ihr eine entschiedene Antwort zu geben, um ihr klarzumachen, dass ich über meine Zukunft nachgedacht hatte. Ich wählte die härteste Ausbildung, die mir einfallen wollte. ›Ich gehe zur Polizei!‹, sagte ich. Es nahm ihr den Wind aus den Segeln, ein wenig jedenfalls. Sie erinnerte mich

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