Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
regelmäßig an meine Pläne und unterhielt sich mit den anderen Lehrern darüber. Und so gewöhnte ich mich schließlich selbst an den Gedanken, und immer, wenn ich gefragt wurde, antwortete ich, ich würde mich bei der Polizei bewerben. Dann fingen sie an mich nach dem Grund zu fragen. Also fing ich an zu lesen und mehr herauszufinden. Das war der Punkt, an dem der Beruf mich wirklich zu interessieren begann. Ich dachte: Ja, das ist es, was ich später machen will! Und hier bin ich nun. Ich habe meine Wahl nie bereut. Es ist ein harter Job, aber er ist die Mühe wert. Ich sehe mich nicht in irgendeinem anderen Beruf. Ich bin zufrieden, und ich bin überzeugt, dass ich die richtige Wahl für mich getroffen habe.«
»Zumindest hatten Sie die Geistesgegenwart, sich rasch etwas auszudenken, als Sie gefragt wurden. Ich wüsste keine Antwort, und wenn man mir eine Pistole an den Kopf halten würde.« Tansy ließ mutlos die Schultern hängen.
Jess lächelte. »Was wollen Sie denn studieren?«
»Oh, Medienwissenschaften, aber ohne langfristiges Ziel. Ich sagte Ihnen doch bereits, ich hatte nie ein Ziel im Leben. Jedenfalls keines, das weiter als sechs Monate in die Zukunft gereicht hätte. Um ganz ehrlich zu sein, auch die Universität interessiert mich nicht besonders. Aber irgendetwas muss ich tun, also dachte ich, dann kann ich genauso gut anfangen zu studieren.«
Jess hörte sich etwas sagen, das sie augenblicklich bedauerte: »Sie sind ziemlich gut situiert, nehme ich an? Keine finanziellen Sorgen?«
Sie hatte weder sarkastisch noch aggressiv klingen wollen, doch irgendwie war es so herausgekommen.
»Keine«, antwortete Tansy robust. »Sie haben recht. Ich bin, wie Sie es nennen, gut situiert. Ich habe einen reichen Vater. Er ist sehr großzügig. Er ist außerdem der einzige anständige Mann, mit dem meine Mutter je verheiratet war, und sie konnte ihn nicht halten! Meine Mutter ist eine geborene Verliererin, wissen Sie? Das ist ihr Problem. Aber wenn Sie glauben, Geld würde das Leben leichter machen, dann lassen Sie sich von mir gesagt sein: Es tut es verdammt noch mal nicht.«
Sie hatten das Ende des schmalen Wegs erreicht, wo er in eine breitere Straße einmündete, und in gegenseitigem Einvernehmen kehrten sie um in Richtung Haus.
»Als Sie sagten, Sie wollten mit mir reden ...«, begann Jess, »... da hatte ich gehofft, es ginge um den Fall. Ich bin kein guter Karriereberater und auch kein guter Ratgeber, was die Gestaltung des Lebens angeht, fürchte ich.«
»Ich wollte Ihnen nicht die Ohren mit meinen Problemen vollquatschen, bitte entschuldigen Sie«, sagte Tansy. »Was zur Hölle interessiert es Sie überhaupt? Aber Sie haben recht, ich will mit Ihnen über den Fall reden. Oder genauer gesagt, über Onkel Monty. Sie werden ihn doch nicht schikanieren, oder? Ich bin nicht oft einer Meinung mit meiner Mutter, aber in dieser Sache stimme ich ihr zu. Er ist alt und schwimmt mehr oder weniger in Alkohol.« Tansy blieb stehen und sah Jess an. »Hören Sie, er weiß wirklich nichts über diese Leiche.« Sie beugte sich eindringlich vor.
»Der Tote kam von irgendwo, Tansy, und er ist nicht allein ins Haus gegangen«, antwortete Jess freundlich. »Irgendjemand, wenigstens eine weitere Person, war dabei und hat ihm geholfen.«
»Dann war es jemand auf der Durchreise. Toby's Gutter Lane wird kaum genutzt, aber sie führt zu einer stark befahrenen Hauptverkehrsstraße. Was bedeutet, dass Balaclava House, obwohl es den Anschein hat, längst nicht so abseits gelegen ist, wie The Old Lodge hier.« Sie zeigte auf das Haus ihrer Mutter. »Selbst Onkel Monty mit seinen kaputten Knien schafft es zu Fuß von Balaclava House bis in die Stadt. Er geht die Strecke fast jeden Tag, außer sonntags.«
»Wir werden das im Auge behalten«, sagte Jess. »Es scheint tatsächlich so, als hätten andere Personen von Balaclava House gewusst. Einer oder mehrere Unbekannte haben eines der oberen Schlafzimmer benutzt.«
Sie hatte beabsichtigt, Tansy zu schocken, und sie hatte Erfolg.
»Was? « Tansy starrte sie ungläubig an. »Das ... das ist Unsinn. Der erste Stock ist eine Ruine!«
»Nichtsdestotrotz gibt es unverkennbare Hinweise, dass eines der Schlafzimmer ziemlich regelmäßig benutzt wurde, ohne dass Ihr Onkel davon etwas wusste.«
»Wollen Sie damit sagen, jemand Fremdes hat sich in Balaclava House herumgetrieben? « Tansy hob beide Hände und strich sich die unordentliche lange Mähne aus dem Gesicht. »Aber das ist
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