Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
ja ... das ist ja schrecklich!« Ein Ausdruck von Panik huschte über ihr Gesicht. »Während Onkel Monty dort war?«
»Nein, eher, während er nicht dort war. Er hat die Angewohnheit, das Haus offen stehen zu lassen, wenn er in die Stadt geht, wissen Sie?«
»Dann könnte jemand im Haus gewesen sein ...« Tansy brach entsetzt ab. Nach einer Sekunde fuhr sie fort. »Dann könnte jemand im Haus gewesen sein, während der arme Onkel Monty unten war. Er war ihm oder ihnen wehrlos ausgeliefert! Sie hätten ihn ermorden können! Mum oder ich wären zu Besuch gekommen und hätten ihn tot auf seinem Sofa gefunden!«
Sie starrte auf ihre Füße, während sie ihre Gedanken sammelte. »Mum sagt, er gehört in eine Einrichtung für betreutes Wohnen«, sagte sie, indem sie plötzlich den Blick wieder hob. »Ich habe immer gedacht, es bringt ihn um - aber vielleicht hat sie ja recht? Er ist nicht mehr sicher in seinem Haus. Wie hat er reagiert, als Sie es ihm gesagt haben? Ich wünschte, Sie hätten zuerst mit Mum oder mir darüber gesprochen! Wir hätten es ihm schonend beibringen können.«
»Er hat nicht viel gesagt. Ihr Onkel ist ein ziemlich zäher Kerl, Tansy. Ich denke nicht, dass meine Besuche anstrengend sind für ihn. Er scheint sich nicht zu ängstigen bei der Vorstellung, dass jemand Fremdes das Haus benutzt hat. Wie Sie bereits sagten, jemand könnte oben gewesen sein, während er ahnungslos unten war. Oder wenn er unverhofft früher aus der Stadt zurückgekommen wäre, hätte es vielleicht eine unerwartete Begegnung gegeben. Irgendeine Panne, irgendein Missgeschick in der Art. Vielleicht hat er noch nicht lange genug nachgedacht, um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen?«
Sie waren beim Tor angekommen, und Tansy nahm den Wagenschlüssel aus der Tasche.
»Sie fahren den Sportwagen Ihrer Mutter?«, fragte Jess überrascht.
»Nein, meine eigene alte Rostlaube.« Sie deutete in eine Ecke.
Jess folgte ihrem ausgestreckten Arm und entdeckte einen alten Ford Fiesta, der zwischen einigen Büschen parkte.
»Dad möchte, dass ich mir einen neuen kaufe, aber ich mag die alte Rostlaube.«
»Ihr erstes eigenes Auto?«, fragte Jess. Tansys Worte hatten eine Erinnerung heraufbeschworen.
»Das ist richtig. Ich fahre vorsichtig. Versprochen.«
Phil Morton war ebenfalls vorsichtig unterwegs. Er fuhr über Toby's Gutter Lane vom Hof der Colleys in Richtung von Sneddon's Farm. Die Fahrbahn des von Hecken und Natursteinmauern gesäumten Weges wurde zunehmend schlechter und schmaler, je weiter er kam. Wenn ihm jetzt ein anderes Fahrzeug entgegenkam, musste einer von beiden umständlich zurücksetzen bis zur Einfahrt eines Feldes, um den anderen passieren zu lassen. Er näherte sich nicht nur der Farm, auch Shooter's Wood lag auf dem Weg. Der Wald ragte dunkel und bedrohlich und zugleich verlockend geheimnisvoll vor ihm auf.
Morton erreichte einen Feldweg, der nach links abzweigte. Ein Holzschild verkündete, dass es der Weg zur Farm war. An der Ecke standen die Ruinen eines winzigen Cottages mit eingestürztem Dach. Blätter und Zweige ragten durch die leeren Fenster, und im hinteren Teil des ehemaligen Gartens befanden sich inmitten eines verwilderten Dschungels die Reste einer ehemaligen Außentoilette. Toby's Gutter Lane selbst führte weiter zu einer Biegung und in den Wald dahinter. Irgendwann, so vermutete Morton, mündete sie über ein Netz von anderen Wegen in eine weitere Hauptstraße. Doch es war eine langsame und nicht ungefährliche Route. Er konnte verstehen, warum Autofahrer, die sich hierher verirrten, von den Anwohnern den Rat erhielten kehrtzumachen und über die Hauptstraße zu fahren, anstatt quer über das Land. Er bog in den Feldweg ein und passierte die Ruine des alten Cottages, während er sich fragte, ob dies eine Vorankündigung dessen war, was er auf der Farm antreffen würde.
Doch Sneddon's Farm präsentierte sich aufgeräumter und sehr viel wohlhabender. Das Farmhaus selbst war ein ausladendes, gepflegtes altes Gebäude aus pastellgelbem einheimischem Stein. Neben der Eingangstür blühten trotz der Jahreszeit Geranien in großen Töpfen. Auch die Nebengebäude waren in einwandfreiem Zustand. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass es keine Wachhunde gab und nirgendwo ein Zwinger zu sehen war. Doch kaum war er aus dem Wagen ausgestiegen, kam ihm ein schwarzweiß gescheckter Welsh Collie bellend und schwanzwedelnd um die Ecke einer Scheune entgegengerannt.
»Hallo«, sagte Morton zu dem
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