Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
ragte deutlich über dem engen Hosenbund der Jeans hervor. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt und gaben den Blick frei auf haarige, muskulöse Unterarme und eine äußerst kostspielig aussehende goldene Armbanduhr. Doch seine Handrücken waren runzlig und voller Altersflecken.
Er war aufgebracht.
»Was hat das zu bedeuten?«, verlangte er zu wissen, indem er sich vor seinen Besuchern aufbaute. »Ich dulde nicht, dass die Polizei alle fünf Minuten vor dem Haus parkt! Was sollen meine Nachbarn denken?«
Carter hatte Jess bereits erzählt, was Monica Farrell von den Hemmings dachte. Jess unterdrückte ein Grinsen.
»Mögen Sie etwas Gebäck?«, meldete sich Terri zu Wort und hielt ihnen einen Teller hin.
»Das hier ist Inspector Campbell«, stellte Carter seine Begleiterin vor. »Mein Name ist Ian Carter. Superintendent Ian Carter vom CID. Sie kennen mich noch von vor zwei Tagen. Wir werden Sie nicht lange aufhalten. Mrs. Hemmings war sehr gastfreundlich ...«
Terri strahlte ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg an.
»Es dauert wirklich nicht lange. Vorgestern Abend, als ich draußen für einen Augenblick anhielt, um Ihr Haus zu bewundern ...«
»Es ist wirklich hübsch, nicht wahr?«, fragte Terri.
Ihr Ehemann funkelte sie an.
»Sie schienen einen Gast zu erwarten, der mit einem Lexus unterwegs war. Ist das richtig?«
Terri öffnete den Mund zu einer Antwort, bemerkte einen weiteren wütenden Blick von ihrem Mann und schloss ihn wortlos wieder. Sie nahm sich einen Keks und biss hinein. Anscheinend war ihr Anteil an der Unterhaltung vorüber.
»Na und? Was geht Sie das an?«, fragte Billy Hemmings ungehalten.
»Wir fragen uns, ob Ihr Besuch wohlbehalten eingetroffen ist.«
»Und das ist eine Polizeiangelegenheit?«, schnarrte Hemmings sarkastisch. »Sie machen sich Gedanken wegen einem Gast, der nicht auf unserer Party aufgetaucht ist?«
»Nein. Offen gestanden, es geht um einen verschwundenen Lexus. Ist Ihr Gast denn noch erschienen?«
Hemmings musterte Carter, bedachte Jess mit einem kurzen Seitenblick und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf den Superintendent. »Rein zufällig nein. Nein, er ist nicht mehr aufgetaucht. Aber ich verlange zu erfahren, warum Sie sich so dafür interessieren! Ich werde keine weiteren Fragen mehr beantworten, bevor Sie mir nicht erklärt haben, worum es eigentlich geht! Genauso wenig wie meine Frau ...«, fügte er abschließend hinzu.
Terri hatte den Mund voll mit Schokoladengebäck und konnte deswegen nur zustimmend nicken.
»Also schön«, gab Carter nach. »Wie Sie meinen. Man hat in einem ehemaligen Steinbruch ungefähr acht Kilometer von hier ein ausgebranntes Wrack von einem Lexus gefunden, auf der anderen Seite eines kleinen Hügels namens Shooter's Hill. Uns liegt eine Zeugenaussage vor, nach welcher der Wagen in der Nacht Ihrer Dinnerparty in den Steinbruch gefahren und dort angesteckt wurde, gegen Mitternacht. Wir suchen nach dem Eigentümer.«
»Jay's Wagen!«, quiekte Terri erschrocken. »Sagen Sie nicht, der arme Jay hatte einen Unfall! Ist das der Grund, aus dem er nicht auf unserer Party aufgetaucht ist? Oh, Billy - ist das nicht furchtbar?«
Hemmings drehte sich zu ihr. »Warum nimmst du nicht die Hunde und gehst mit ihnen Gassi, Schatz? Eine Runde die Straße hinunter und über den Kirchhof?«, schlug er vor. »Es lenkt furchtbar ab, wenn sie die ganze Zeit so bellen.«
»Oh. Ja, gut«, antwortete sie missmutig.
Sie stand auf und ging, und kurze Zeit später konnten sie hören, wie die Terrier lärmend aus ihrem Gefängnis stürmten. Sekunden danach fiel die Haustür geräuschvoll ins Schloss.
»Also schön«, sagte Hemmings und ließ sich schwer in den Sessel sinken, den seine Frau geräumt hatte. »Was hat das alles zu bedeuten? Handelt es sich nun bei dem Wrack um den Wagen von Jay Taylor oder nicht?«
»Das wissen wir nicht, Sir. Es erscheint uns als eine merkwürdige Koinzidenz. Sie sagen, Mr. Taylor wäre an jenem Abend nicht mehr gekommen. Hat er vielleicht angerufen? Oder eine SMS oder E-Mail geschickt? Irgendetwas, das sein Fernbleiben erklärt?«
Hemmings schüttelte den Kopf. »Nein, und ich räume ein, es ist merkwürdig. Ich habe seither versucht, ihn zu erreichen, leider vergeblich. Er geht weder an sein Festnetztelefon noch an sein Handy.« Er zupfte sich am Ohrläppchen und sah Carter und Jess aus zusammengekniffenen Augen abschätzend an. »Möglicherweise ist er nach London gefahren, aus geschäftlichen
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