Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
unmöglich machte.
»Dieses Zimmer in Balaclava House«, bemerkte Jess. »Das so sauber und ordentlich war und erst vor Kurzem benutzt wurde. Das spielt auch irgendwie eine Rolle, das spüre ich. Ich meine, es wäre schön, wenn wir wüssten, wer der Besitzer des ausgebrannten Wagens ist. Aber wir müssen auch herausfinden, wer dieses Zimmer benutzt hat und wann genau.«
Endlich bog der Traktor in ein Feld. Carter beschleunigte den Wagen. »Wir müssen herausfinden, wer die mysteriösen Gäste sind, einverstanden. Aber bringen wir zuerst diese Geschichte mit dem Wagen hinter uns. Vielleicht ist die Fahrt ja vergeblich, doch die Arbeit muss gemacht werden, und wir müssen die Hemmings befragen. Was kommt schlimmstenfalls dabei herum? Sie wissen nichts von alledem, und ihr nicht erschienener Gast hat sich inzwischen bei ihnen gemeldet und sich entschuldigt, weil er kurzfristig nach New York fliegen musste oder was weiß ich, welchen Grund er hatte für sein Fehlen. Wenigstens können wir ihn dann von unserer Liste streichen, ebenso wie die Hemmings.«
»Schlimmstenfalls sind weder Mr. noch Mrs. Hemmings heute Morgen zu Hause«, bemerkte Jess. Ich klinge allmählich wie Phil Morton, dachte sie. Ich darf nicht alles so negativ sehen.
»Billy Hemmings vielleicht nicht, aber möglicherweise haben wir Glück mit seiner Frau Terri. Das ist der Grund, aus dem ich Sie mitgenommen habe«, fügte Carter hastig hinzu. »Es ist Ihr Fall, und wenn es uns auf diese Weise gelingt, den Toten zu identifizieren, dann sollten Sie zugegen sein.«
»Ich komme nicht mit, um Sie vor Terri Hemmings zu beschützen, Sir?«, fragte Jess mutig. Carter hatte ihr eine ebenso kurze wie lebhafte Beschreibung der Wasserstoffblondine geliefert.
»Nein!«, erwiderte er scharf, um sich sogleich wieder zu entspannen. »Obwohl es durchaus möglich wäre, dass sie auf falsche Gedanken kommt, wenn ich allein vor ihrer Tür erscheine.« Er gestattete sich ein Grinsen. »Oder schlimmer noch, ihr Mann Billy.«
»Ja, Sir.«
Carter räusperte sich. »Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es reiner Zufall sein könnte. Es gibt Kollegen, die nicht an so viel Glück glauben. Meiner Erfahrung nach hingegen passiert es recht häufig, und üblicherweise steckt längst nicht so viel Zufall dahinter, wie es im ersten Moment scheint. Die Hemmings erwarteten einen Gast am Abend des Tages, als die Leiche entdeckt wurde. Der Gast fährt einen Lexus. Er tauchte nicht auf, und er hatte zum Zeitpunkt meiner Unterhaltung mit den Hemmings auch noch keine Nachricht geschickt. Natürlich wäre es möglich, dass er zwanzig Minuten nach meinem Verschwinden doch noch aufgetaucht ist, auch wenn mir unterwegs kein Lexus auf dem Weg nach Weston St. Ambrose begegnet ist. Oder er hat, wie ich bereits sagte, eine Nachricht geschickt oder angerufen, um sein Fernbleiben zu erklären. Wie dem auch sei, in beiden Fällen ist er nicht verschwunden, und wir können ihn von unserer Liste streichen. Trotzdem, ich wiederhole - wir müssen es überprüfen.«
Die Hunde waren Jack-Russell-Terrier. Sobald Jess und Carter vor dem alten Schulhaus aus dem Wagen stiegen, setzte ein wütendes Gebell ein, das Terri Hemmings in engen weißen Jeans und einem noch engeren T-Shirt an die Haustür lockte. Die Terrier rasten an ihr vorbei zum Tor und sprangen daran empor in dem Versuch, die Besucher zu erwischen. Terri spähte sie auf eine Weise an, die in Jess die Vermutung weckte, dass sie kurzsichtig war und zu eitel, eine Brille zu tragen.
»Oh«, sagte sie zu guter Letzt, als sie Ian Carter erkannte. »Sie sind es schon wieder.«
»Dürfen wir hereinkommen und uns kurz mit Ihnen unterhalten, Mrs. Hemmings?«, fragte er höflich.
»Wenn es sein muss«, lautete ihre wenig begeisterte Erwiderung. »Auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, was Sie von mir wollen. Warten Sie, ich sperre die Hunde weg. Sie beißen zwar nicht, aber sie springen Ihnen zwischen den Füßen herum.«
Sie rief die beiden Tiere und bugsierte sie unter einiger Mühe ins Haus. Dann verschwand sie selbst im Innern und kehrte einige Minuten später zurück.
»Sie können jetzt reinkommen«, rief sie. Hinter ihr verriet dumpfes, frustriertes Gebell, dass die Hunde in einem der hinteren Zimmer eingesperrt worden waren.
»Sie hat ihren Mann angerufen und ihn informiert, dass wir hier sind, meinen Sie nicht?«, flüsterte Jess an Carter gewandt.
»Ich denke, das hat sie«, pflichtete er ihr bei. »Ich frage
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