Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
beschrieb einen weiten Bogen mit der Zigarette. »Keine Nutten, nicht dass Sie denken! Keine ›Models‹, ›Schauspielerinnen‹ oder wie auch immer sie sich für gewöhnlich nennen. Er ging zu Pferderennen, und dort traf er alle möglichen Frauen, hochgestellte und einfache.« Er stieß mit der Zigarette in Carters Richtung. »›Ich achte auf Rasse bei meinen Frauen, genau wie bei den Pferden, auf die ich setze‹, pflegte er zu sagen.«
Was für ein charmanter Bursche ..., dachte Jess sarkastisch.
»Hatte Taylor an dem Tag, an dem das Photo auf der Rennstrecke aufgenommen wurde, eine Begleiterin bei sich?«, fragte sie.
»Nein, er war allein unterwegs. Ich glaube, Terri hat ihn wegen seiner Freundinnen gefragt, und er hat einen Witz darüber gemacht, dass er sich von seiner letzten soeben getrennt hätte und endlich wieder ein freier Mann wäre. Aber so war Jay nun mal.«
Hemmings stockte kurz, als ihn Trauer überkam. »Der arme Kerl, da liegt er nun, kalt wie ein Fisch auf Eis. Es macht einen nachdenklich.«
Es macht dich nachdenklich, dachte Jess. Und du denkst gerade fieberhaft über irgendetwas nach, das sehe ich dir an. »Die Freundinnen?«, fragte sie unerwartet schroff. Carter bedachte sie mit einem warnenden Blick.
»Was? Ach ja. Nun, wir haben ihn alle deswegen auf den Arm genommen, wissen Sie? ›Eines Tages kommt eine, die dich so richtig erwischt‹, habe ich ihn immer gewarnt. Fragen Sie Terri, sie wird sich daran erinnern. ›Und dann schleppt sie dich vor den Altar, und Bilder von deinem Glückstag erscheinen in einem dieser Prominentenmagazine.‹«
Hemmings schüttelte traurig den Kopf. »›Nicht mich, Billy-Boy. Mich erwischt keine.‹ Jetzt hat es ihn erwischt, aber anders, als wir uns das ausgemalt haben. Der arme Teufel. Jetzt kann er nicht mehr zusehen, wie seine Sieger die Ziellinie passieren.«
»Hat er viel riskiert bei Pferdewetten?«, wollte Carter wissen.
Hemmings zuckte die Schultern. »Er mochte die Aufregung, wie jeder andere auch. Nun, ich denke, jetzt, wo er tot ist, kann ich es auch sagen. Er hat regelmäßig hohe Summen auf Pferde gesetzt, die ihm gefielen. Und wie das so ist, manchmal hat er gewonnen, manchmal verloren. Aber sehen Sie, sein Vorteil war, dass er keine Frau und keine Kinder hatte. Er konnte sein Geld ausgeben, wofür auch immer er wollte.« Ein Unterton von Bitterkeit kam in seine Stimme. »Niemand verlangte von ihm, ein dämliches altes Schulgebäude zu einem Wohnhaus umzubauen und ähnlichen Schwachsinn.«
Sie murmelten verständnisvoll, und Hemmings rückte mit den Fragen heraus, die er bis zu diesem Moment sorgfältig vermieden hatte.
»Wie ist er überhaupt gestorben? War es ein Autounfall? Wo haben Sie ihn gefunden? Etwa in der Nähe von Weston St. Ambrose? War der arme alte Jay auf dem Weg zu unserer Party?«
»Die Ergebnisse der Obduktion liegen uns noch nicht vor«, antwortete Jess. »Wir wissen auch nicht, wie er den Tag verbracht hat bis zu seinem Tod. Doch seine Leiche wurde ein ganzes Stück weit vom Wagen entfernt gefunden, an einem Ort namens Balaclava House.«
Sie und Carter warteten.
Hemmings schwieg. Er ließ seinen Zigarettenstummel fallen und trat die Glut aus. »Nie gehört«, sagte er schließlich.
»Er lügt!«, beharrte Jess entschieden, als Hemmings gefahren war. »Er hat nicht gefragt, wo Balaclava House liegt oder was für ein Haus das ist. Er hat den Namen schon einmal gehört, vielleicht kennt er das Haus sogar.«
»Er ist eine harte Nuss, unser Billy-Boy«, sinnierte Carter. »Doch der Tod von Taylor hat ihn erschüttert. Er könnte uns mit Sicherheit noch mehr erzählen, aber er will nicht.«
»Ich könnte versuchen, die Frau alleine abzufangen und auszufragen«, erbot sich Jess.
»Sie wird nichts sagen, es sei denn, er gibt ihr die Erlaubnis dazu - und ich gehe jede Wette ein, dass er ihr verbietet, auch nur ein Wort zu sagen, sobald er wieder zu Hause ist. Ich bezweifle außerdem, dass sie Bescheid weiß über seine Geschäfte. Ich frage mich, wo er und Taylor sich kennengelernt haben. Wahrscheinlich beim Pferderennen. Nun ja, wir haben die Visitenkarte des Toten und kennen jetzt seine Adresse. Uns bleibt nichts anderes übrig, wir müssen hinfahren und uns die Wohnung ansehen.«
Hinter ihnen war eine Bewegung, und sie drehten sich um. Tom Palmer war aus dem Gebäude gekommen und gesellte sich zu ihnen.
»Ich wollte warten, bis der Zeuge weg ist«, sagte er. »Ein ziemlicher Gangster, meinen Sie nicht? Ich
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