Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Schrotgewehr bewaffneter Mann, Pete Sneddon, ist auf dem Weg zu Pascals Tankstelle an der Ringstraße, in der Nähe der Einmündung von Toby's Gutter Lane. Sergeant Morton ist möglicherweise auf der Tankstelle. Ich brauche ein bewaffnetes Einsatzkommando, dringend!«
Rosie Sneddon zupfte an Jess' Ärmel. »Sie werden Pete doch nicht erschießen? Es ist alles meine Schuld! Pete kann normalerweise keiner Fliege etwas zu Leide tun! Ich habe ihm gesagt ... ich habe ihm von mir und Seb erzählt und von unseren heimlichen Treffen in Balaclava House! Ich dachte, es würde ohnehin alles herauskommen, nachdem Sie jetzt in dieser Mordsache ermitteln, und ich wollte es Pete lieber selbst sagen. Er war außer sich. Ich habe ihn noch nie so gesehen ...«
Jess schüttelte sich los und rannte die Treppe hinunter, durch den Flur und zur Vordertür hinaus. Der Hund kam hoch und sprang sie an. Sie wich ihm aus und erreichte den Wagen. Hastig kletterte sie hinein, um erst dann zu ihrer Bestürzung festzustellen, dass Rosie Sneddon ihr auf dem Absatz gefolgt war und neben ihr auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Der Collie bellte wie verrückt und zerrte an seiner Leine, um sich loszureißen und ebenfalls mitzukommen.
»Mrs. Sneddon! Bitte steigen Sie aus, sofort! Sie müssen hierbleiben! Das ist eine gefährliche Situation«, befahl Jess, während sie den Motor anließ.
»Ich komme mit Ihnen!«, heulte Rosie auf. »Er ist mein Mann! Er wird auf mich hören! Er ist wütend, aber er wird nichts anstellen, wenn ich dabei bin.«
Jess hatte keine Zeit, um zu streiten oder kostbare Minuten damit zu verschwenden, dass sie Rosie Sneddon aus ihrem Wagen warf. Sie kurbelte am Lenkrad und gab Gas, und der Wagen schleuderte Kies und Dreck aufwirbelnd herum. Dann jagte sie auf dem gleichen Weg zurück, auf dem sie zur Farm gekommen war.
Der Wagen ratterte und hüpfte über die unebene Fahrbahn. Große Pfützen in den Schlaglöchern sandten Fontänen aus Schmutzwasser zu den Seiten. Rosie war immer noch am Lamentieren und am Betteln, dass niemand ihren Pete erschießen möge.
Solange er nicht Morton erschießt!, dachte Jess aufgebracht. Oder sonst irgendjemanden! Selbst wenn Sneddon normalerweise kein gewalttätiger Mensch war, sah er die Welt im Augenblick durch einen roten Nebel aus Wut. Jegliches Urteilsvermögen war vorübergehend erloschen, und es war durchaus möglich, dass er völlig durchdrehte und auf jeden feuerte, der sich ihm in den Weg stellte.
Doch als sie endlich ankamen, schien die Tankstelle verlassen dazuliegen. Jess parkte den Wagen ein Stück weit entfernt hinter einer Ansammlung stacheliger Schwarzdornbüsche am Straßenrand.
»Sie bleiben im Wagen!«, befahl sie Rosie Sneddon. »Ich meine das ernst!«
Sie stieg aus und spähte aus der Deckung des Dickichts in Richtung Tankstelle. Sneddon musste irgendwo sein - und da stand auch Mortons Wagen, draußen vor dem Minimarkt. Phil war also ebenfalls drinnen.
»Kommt schon, macht endlich!«, murmelte Jess ungeduldig an die Adresse des Einsatzkommandos. Es würde noch gute fünf Minuten dauern, bis es vor Ort war.
Hinter dem Schwarzdorn zog sich ein tiefer Graben parallel zur Straße bis zur Tankstelle hin, dessen Ränder von hohem Gras und Wildpflanzen gesäumt waren. Jess sprang hinein. Kaltes schmutziges Wasser schwappte um ihre Knöchel und durchnässte ihre Schuhe. Tief geduckt schlich sie sich so nah heran, wie sie riskieren zu können glaubte.
Sie blieb stehen, als sie die große Scheibe des Minimarkts gut im Blick hatte. Hinter dem Glas bewegte sich etwas. Es sah aus wie die Silhouette einer Frau. Das musste Alfies Tante Maureen sein, die an der Kasse arbeitete. Die Frau hatte die Hände erhoben. Also war Sneddon bereits im Laden. Aber wo steckte Seb Pascal? War Sneddon eingetroffen und hatte seine Beute nicht vorgefunden? Hielt er Maureen und Phil Morton bis zu Pascals Auftauchen als Geiseln fest? Jess betete, dass kein Autofahrer die Tankstelle ansteuerte.
Sie schlich zum Wagen zurück und überzeugte sich, dass Rosie noch auf dem Beifahrersitz saß und wartete. Die Frau war so nervös, dass es keine Garantie dafür gab, dass sie sitzen bleiben würde. Plötzlich näherte sich ein Fahrzeug. Jess trat auf die Straße und hielt den Wagen an.
»Es tut mir leid«, sagte sie zu dem Fahrer und zeigte ihren Dienstausweis. »Es gibt einen Zwischenfall an der Tankstelle dorthinten. Sie müssen umkehren.«
»Was für einen Zwischenfall?«, wollte der Fahrer
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