Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
seine Frau jetzt, Inspector?«
»In einem Verhörzimmer unten im Erdgeschoss, Sir. Bennison ist bei ihr. Ich war auf dem Weg zu Sneddon's Farm, um mir ihre Version von Alfies Geschichte anzuhören, als Pete Sneddon mir in der Toby's Gutter Lane entgegenkam. Er fuhr wie ein Irrer, doch ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er es war oder was er vorhatte.« Jess schnitt eine Grimasse. »Rosie war zu dem Schluss gekommen, dass es an der Zeit war, ihrem Mann zu beichten. Sie erzählte ihm von ihrer Affäre mit Seb Pascal. Damit war alles in Gang gesetzt.«
Rosie Sneddon saß zusammengekauert auf einem Holzstuhl. Vor ihr auf dem Tisch stand eine unberührte Tasse Tee. Detective Constable Bennison leistete ihr Gesellschaft. Als Jess auftauchte, schaltete Bennison den Rekorder ein und erklärte: »Soeben hat Inspector Campbell das Zimmer betreten.« Bennison warf einen raschen Blick auf die Uhr und fügte die aktuelle Zeit hinzu.
»Also schön, Rosie«, begann Jess, indem sie sich setzte. »Fühlen Sie sich imstande, mir zu erzählen, was genau passiert ist?«
Die Frau blickte Jess elend an. »Was wird man jetzt mit Pete machen?«
»Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Warum erzählen Sie mir nicht einfach, wie es überhaupt dazu gekommen ist?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt!«, antwortete Rosie fast unhörbar leise.
»Warum trinken Sie nicht erst einmal einen Schluck von Ihrem Tee?«, schlug Detective Constable Bennison vor und nickte aufmunternd, dass die Zöpfe tanzten. »Sie werden sehen, danach geht es Ihnen gleich besser. So eine Tasse Tee muntert einen immer wieder auf.«
Rosie nippte gehorsam an ihrem Tee und stellte die Tasse wieder ab. Als sie schließlich anfing zu reden, klang ihre Stimme in der Tat fester und lauter.
»Es war wirklich dumm von mir und Seb zu glauben, wir könnten es bis in alle Ewigkeit geheim halten.«
»Was meinen sie mit ›es‹?«, fragte Jess.
»Die Affäre, so würden Sie es vermutlich nennen.« Rosie sah sie verblüfft an. »Eigenartig, nicht wahr? Wenn man ›Affäre‹ sagt, dann klingt es so glamourös. Aber es war nicht glamourös. Ganz im Gegenteil. Es war ziemlich gewöhnlich. Überhaupt nicht romantisch.«
»Wie fing alles an?«, fragte Jess mitfühlend.
Rosie zuckte verzweifelt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Es war vor ungefähr sechs Monaten. Pete ist ein guter Mann und Ehemann. Und ein guter Vater außerdem. Wir haben zwei Mädchen, beide inzwischen selbst erwachsen und verheiratet. Was soll ich ihnen jetzt nur sagen?« Sie hob hilflos die Hände. »Ich wollte Pete nicht wehtun, oder den Mädchen. Ich liebe Seb nicht. Ich liebe meinen Mann. Es ist nur so einsam draußen auf der Farm, jetzt, wo unsere Töchter ausgezogen sind. Pete ist den ganzen Tag draußen auf dem Feld oder macht sonst irgendetwas auf der Farm, und wenn er abends nach Hause kommt, ist er todmüde, und man kann sich nicht einmal mehr mit ihm unterhalten. Ich habe Gesellschaft gebraucht. Das ist alles, was es war, ehrlich. Es ging nicht um Sex. Es ging um Gesellschaft und ein wenig Aufregung. Hin und wieder wegzukommen von der Farm für eine Stunde, über die Stränge zu schlagen. Ich schätze, sie würden es einen Fall von Midlife-Crisis nennen. Ich habe so etwas noch nie vorher getan. Ich hätte nie gedacht, dass ich es einmal tun würde. Aber dann ... es ist einfach passiert, und es war so einfach.«
Rosie schniefte und wischte mit dem Handrücken die Tränen weg, die über ihre Wangen zu strömen angefangen hatten. DC Bennison reichte ihr ein Päckchen Papiertaschentücher. Rosie nahm sie dankbar entgegen und tupfte sich die Augen.
»Ich habe mich im Lauf der Jahre, seit ich dort tanke, mit Seb angefreundet ...«, flüsterte sie.
»Können Sie ein wenig lauter sprechen, Rosie?«, bat Jess.
Rosie nickte. Sie räusperte sich und begann von vorn. »Er hat mir ein paar Mal den Wagen repariert. Wir haben ein paar freundliche Worte gewechselt, über belanglose Dinge, Sie wissen schon. Eines Tages, ich kam aus dem Laden, wo ich mein Benzin bezahlt hatte, stand er einfach nur da und beobachtete die Straße. Dieser grässliche Alfie war nirgendwo zu sehen. Seb und ich kamen ins Reden. Während wir uns unterhielten, schlurfte Mr. Monty vorbei, auf dem Weg in die Stadt, der arme alte Mann. Seb meinte, er hätte ihm schon häufiger angeboten, ihn mit dem Wagen zu fahren, doch Mr. Monty hätte stets abgelehnt. Seb meinte, Mr. Monty wäre ein störrischer alter Esel.
Ich
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