Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
ungehalten wissen. »Ich bin in Eile!«
»Ein bewaffneter Mann«, schnappte Jess.
»Und was ist mit ihr?«, fragte der Fahrer streitlustig und zeigte an Jess vorbei.
Jess drehte den Kopf und sah zu ihrer Bestürzung, dass Rosie Sneddon den Moment der Ablenkung genutzt hatte. Sie rannte am Straßenrand entlang in Richtung Tankstelle.
»Rosie!«, rief Jess ihr hinterher. »Kommen Sie zurück! Sie machen die Sache nur noch schlimmer! Sie verschaffen Pete eine zusätzliche Geisel! Ein spezielles Einsatzkommando ist auf dem Weg hierher, und es wird sich um die Sache kümmern!«
Doch Rosie hörte nicht auf sie. Sie rannte weiter, so schnell sie konnte. Sobald sie in der Nähe des Gebäudes war, begann sie zu rufen. »Pete! Pete! Leg das Gewehr weg und komm raus! Die Polizei ist auf dem Weg hierher, ein bewaffnetes Kommando! Pete, sie werden dich erschießen!«
»Niemand wird ihn erschießen, wenn er seine Waffe wegwirft!«, rief Jess.
Sie war nicht sicher, dass Rosie sie hören konnte - Sneddons Frau war zu sehr auf ihre eigene Mission fixiert. Trotzdem schien sie gehört zu haben, denn sie wiederholte, was Jess ihr soeben zugerufen hatte.
»Wirf das Gewehr aus der Tür, Pete! Dann wissen sie, dass du nicht mehr bewaffnet bist, und niemand schießt auf dich!«
Jess sah, wie Maureen hinter der Scheibe den Kopf drehte. Sie hatte Rosies Rufen gehört. In diesem Moment ertönten in der Ferne Polizeisirenen. Im Tankstellengebäude gab es einen lauten Knall, und eine Frau schrie.
Kurze Zeit zuvor war Phil Morton auf der Tankstelle eingetroffen und hatte vor dem Gebäude geparkt. Er war in den Minimarkt gegangen und hatte die Kassiererin begrüßt. Er erinnerte sich sogar an ihren Namen.
»Seb ist nicht da«, informierte ihn Maureen als Antwort auf seine diesbezügliche Frage. »Er ist in die Stadt gefahren.«
»Wann ist er zurück?« Morton sah auf seine Uhr. »Ist er schon lange weg?«
»Er ist vor einer halben Stunde gefahren. Er müsste bald zurück sein. Wollen Sie auf ihn warten? Sie können sich in sein Büro setzen, oder Sie warten im Wagen. Ich mache Ihnen einen Kaffee, wenn Sie mögen.«
In diesem Moment waren die automatischen Türen zum Minimarkt aufgeglitten, und eine apokalyptische Gestalt war aufgetaucht: Pete Sneddon, mit weit aufgerissenen Augen, außer sich vor Wut, eine Schrotflinte in der Hand. »Wo ist er?«, hatte er geschrien. »Ich schieße ihm den verdammten Kopf von den Schultern, diesem Dreckschwein!«
Maureen hatte einen panischen Schrei ausgestoßen, und Sneddon war zusammengezuckt und hatte die Flinte hochgerissen.
»Schon gut, Maureen, schon gut!«, hatte Morton hastig gesagt. »Bleiben Sie ganz ruhig, okay? Sie auch, Mr. Sneddon. Worum geht es denn überhaupt? Warum legen Sie nicht das Gewehr weg? Sie brauchen es nicht. Seb Pascal ist nicht hier.«
»Was soll das heißen, nicht hier?« Sneddons fiebriger Blick fiel auf die Bürotür. Er rannte darauf zu. Morton überlegte, ob er durch die Tür nach draußen springen sollte, während der Farmer abgelenkt war, und kam zu dem Schluss, dass es zu riskant war - außerdem hätte er Maureen mit dem Mann alleine gelassen.
Sneddon trat die Bürotür mit seinem lehmverkrusteten Stiefel auf. Als er sah, dass der winzige Raum leer war, wirbelte er herum und starrte die beiden anderen an.
Für einem Moment schien er ratlos. Sein ursprünglicher Plan war durchkreuzt, und er wusste nicht, was er tun sollte. »Sie ... und Sie!« Er zeigte mit der Schrotflinte auf Morton und dann auf die wie versteinert dastehende Maureen, die sofort die Hände hochriss, wie sie es aus dem Fernsehen kannte. »Ihr beiden seid meine Geiseln. Genau. Ihr seid meine Geiseln!« Er schien zufrieden, dass ihm das Wort eingefallen war.
»Was wollen Sie von Mr. Pascal, Mr. Sneddon?«, fragte Morton so ruhig, wie es ihm möglich war. »Sie wollen ihn doch wohl nicht erschießen?«
»Doch, ganz genau das will ich!«, brüllte Sneddon. »Er hat es mit meiner Frau getrieben!«
Du liebe Güte ..., dachte Morton. »Das ist trotzdem nicht der richtige Weg, die Sache zu regeln, Mr. Sneddon«, sagte er. »Hören Sie, bevor jemand verletzt wird - legen Sie das Gewehr weg, und wir reden in Ruhe darüber, was zu tun ist.«
Sneddon blickte immer noch gereizt drein, doch er wirkte zugleich unschlüssig. So weit hatte er die Dinge nicht vorausgeplant. Er legte die Stirn in nachdenkliche Falten. »Nein«, sagte er dann. »Nein, wir machen es auf meine Weise. Ich warte hier auf Pascal,
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