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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schwangerschaft kurzfristig und langfristig Ärger bedeutet, hatte ich aus Erfahrung gelernt, wie man gut lügt. »Helena Justina, du tust mir Ehre an. Ich bin natürlich entzückt.«
     
    Der Senator schickte seine Kutsche, um unsere große Gruppe für das Festmahl bei den Camilli abzuholen. Prätorianer hielten uns mit nervösem Blick an und durchsuchten uns, fanden aber nur Helena und mich, unsere beiden überreizten Kinder und Nux, die einen der Gardisten biss. Die Prätorianer gaben vor, die Straße routinemäßig abgesperrt zu haben, um sämtlichen Verkehr auf dem Aventinufer zu kontrollieren, aber ich schätzte, der Spion hatte ihnen befohlen, jeden zu überprüfen, der mein Haus verließ. Zu dumm, dass sie den Tragestuhl mit Albia und Veleda nicht bemerkten, die sich hinten aus dem Haus geschlichen hatten, während die Jungs mit uns beschäftigt waren, und unter der Deckung eines vorbeifahrenden, hoch mit leeren Amphoren beladenen Karrens über die Uferstraße entkamen. (Ich mag gar nicht daran denken, wie viel es gekostet hatte, den Fahrer des Karrens zu bestechen.)
    Wir erreichten die Porta Capena als Erste. Daher bekamen wir den Augenblick mit, als die Seherin von Julia Justa begrüßt wurde. Sie musterte Veleda von Kopf bis Fuß. Eine simple Geste, aber tödlich. Ich weiß nicht, was Veleda empfand, doch mir lief der Schweiß über den Rücken.
    »Willkommen in unserem Haus.«
    »Vielen Dank.«
    Claudia Rufina stand neben ihrer Schwiegermutter und hielt ihr Kind auf dem Arm. »Das ist die Frau meines Sohnes.«
    »Wir sind uns schon begegnet.«
    »Willkommen in unserem Haus«, wiederholte Claudia und ließ es wie eine Todesdrohung klingen.
    Als wir hineingingen, auf die Geräusche von Musik und Festlichkeiten zu, drückte Helena meinen Arm und flüsterte: »Ich frag mich allmählich, ob es klug war, Veleda zum Essen und Trinken mit herzubringen.«
    »Keine Sorge. Vergiftungen sind meine Lieblingsfälle. Die Beschreibung des Todeskampfs ist immer so schillernd.«
    Veledas Rückgrat war schon angespannt wie eine Bogensehne, und sie trug eine eingefrorene Grimasse zur Schau, doch das hatte nichts mit irgendwas Tödlichem in ihrer Essschale zu tun. Claudia, die bereits ihre legendäre Smaragdparüre trug, verschwand und schloss sich uns wieder an, nachdem sie zusätzliche Goldarmreifen angelegt hatte.
    Julia Justas Saturnalienfeier verlief auf wenig überraschende, traditionelle Weise. Ihre Sklaven hatten das Sagen. König für einen Tag war ein verängstigter Schuhjunge mit Segelohren und Pickeln von königlichem Ausmaß, der sein falsches Zepter tapfer schwang, jedoch kein einziges Wort sprach. Ein Bataillon von Sklaven lümmelte sich in den diversen Speiseräumen, einschließlich ein paar mutiger Seelen draußen auf Gartenliegen, wo sie zeremoniell von den Edeldamen der Familie bedient wurden. Der Senator und ich wurden dazu abgestellt, Weinkellner zu sein, mit gemurmelten Anweisungen, dass alles, was wir ausschenkten, gut verwässert sein sollte. Ich witzelte mit Decimus, hier befänden sich mehr Sklaven, als ich sie im Besitz der Camilli vermutet hatte. Er sagte, er habe die Hälfte davon vorher ebenfalls noch nie gesehen. Sobald es möglich wäre, plante er, in die traditionelle Rolle des Haushaltungsvorstands bei solchen Festen zu schlüpfen – sich in sein Arbeitszimmer zu verkriechen, während die Spaßmacher weiterfeierten. Ich sagte, ich würde mich ihm gerne anschließen; er sagte, das könne ich gerne tun, aber nur, wenn ich ihm helfen würde, die Tür zu verbarrikadieren. Wir machten uns daran, den Wein auszuwählen, den wir mitnehmen wollten.
    Nach einer gewissen Zeit erzwungener Gehorsamkeit den Sklaven gegenüber, die uns auf beste kaiserliche Art unmögliche Befehle erteilten, wurde es etwas ruhiger (die Sklaven waren nun zu beschäftigt damit, das ungewohnte Bankett zu verputzen, und manchen war schon schlecht von dem gehaltvollen Essen). Es gelang uns, unsere eigenen Schalen von den überladenen Etageren zu füllen. Julia und Favonia hatten ihre Rollen als Untergebene gelernt, huschten hin und her und versuchten begeistert, allen die Schuhe zu putzen. Claudia demonstrierte, was für eine wunderbar mütterliche Person sie war, und erlaubte meinen vor Lachen kreischenden Töchtern immer wieder, ihre Goldsandalen zu polieren. Veleda schaute hochnäsig zu. »Ich vermute, selbst die Mädchen Ihrer Stämme sind so beschäftigt, das Kriegshandwerk zu lernen, dass sie keine richtige Kindheit

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