Mord im Atrium
selbst hatte vor, Quintus nahezulegen, es sei an der Zeit, sich mit Claudias vielem Geld ein eigenes Haus zu suchen, in dem sich ihre Wutanfälle – die garantiert weitergehen würden – unbeobachtet von Verwandten austoben konnten.
Wir hatten unsere Kinder eingesammelt und waren mit Albia und Veleda unbeeinträchtigt nach Hause gelangt. Anacrites schien seine nutzlosen Spione abgezogen zu haben. Heute Morgen waren alle pünktlich aufgestanden. Die Vestalin hatte Julia benachrichtigt, sie habe eine Audienz im Palast vereinbart. Sie hatte deutlich durchblicken lassen, dass das nicht einfach gewesen sei. Obwohl mir Claudius Laeta diesen Tag als Stichtag genannt hatte, ruhten die meisten kaiserlichen Geschäfte über die Feiertage.
Als es Zeit zum Aufbruch war, schickte die Vestalin ein Carpentum, eine zweirädrige, offizielle Kutsche, nur benutzt von Kaiserinnen und Vestalinnen und selbst während des Fahrverbots auf den Straßen zugelassen. Dieses ungewöhnliche Gefährt verursachte einen Stau auf der Uferstraße, da alle Nachbarn zum Glotzen rausgerannt kamen. Julia Justa war bereits abgeholt worden. Sie beugte sich hinaus und deutete mit einer Grimasse an, die alle Frauen verstehen, dass wir kein Erstaunen zu zeigen hatten – aber sie hatte wider alle Erwartung Claudia mitgebracht, um an der Abordnung teilzunehmen. Das machte die Sache eng, da ein Carpentum nicht dazu gedacht ist, drei Personen zu befördern. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gewandet, quetschte sich Helena trotzdem hinein. Wir hatten einen Tragestuhl bereitstehen, in dem Veleda hinter dichten Vorhängen verborgen saß und der der Kutsche zum Palatin folgte. Er wurde von Justinus und mir begleitet und von Clemens und den verbliebenen Legionären eskortiert, alle in auf Hochglanz polierter Ausrüstung und, soweit ich dafür hatte sorgen können, ohne Kater.
Wir ließen Lentullus in meinem Haus zurück. Helena und ich wussten, warum ihr Bruder beim Festmahl erschienen war. Marcus Rubella hatte sie schließlich doch aus dem Wachlokal der Vigiles rausgeworfen, und so hatten wir den Verletzten aufgenommen. Sein Zustand hatte sich sehr gebessert, obwohl er einen Rückschlag erlitt, als ich ihm mitteilte, dass er die Armee verlassen musste. Lentullus kriegte sich jedoch wieder ein, als er erfuhr, dass »der Tribun« angeboten hatte, ihn bei sich aufzunehmen.
Damit Clemens nicht unterbesetzt nach Germanien zurückkehren musste, hatte ich vorgeschlagen, dem schrecklichen Jacinthus formell die Freiheit zu schenken (er würde lügen und behaupten müssen, dreißig zu sein), dann würden wir ihn zur offiziellen Aufnahme in die Legionen zu einem Rekrutierungsoffizier bringen (wo er wieder lügen und behaupten musste, zwanzig zu sein). Jacinthus war begeistert. Genau wie Galene, die Helena davon überzeugt hatte, sie als Ersatz für den Koch die Küche übernehmen zu lassen. Wieder fehlte uns ein Kindermädchen, aber das waren wir ja gewohnt. Wieder hatten wir einen Koch, der nicht kochen konnte, doch wenigstens war Galene daran interessiert, es zu lernen.
All diese Angelegenheiten waren an diesem Morgen erörtert und entschieden worden, während Helena und ich uns bemühten, Veledas düstere Grübeleien nicht zu stören. Als die Vestalin die Kutsche schickte, waren uns die prächtigen Ideen ausgegangen. Veleda war von Quintus abserviert worden und kehrte in die Gefangenschaft zurück. Sie hasste uns alle.
Am Palast stiegen die Frauen aus der Kutsche. Helena führte ihre Mutter und Claudia in würdevoller Prozession an, durch den großen überdachten Kryptoportikus, entlang vieler Flure, in einen Vorraum, in dem Julia Justa auf ihre vestalische Freundin traf und trockene Küsse getauscht wurden. Ich bemerkte, dass Claudia sich mit Schmuck behängt hatte, was die Missbilligung der Vestalin hervorrief. Claudia warf trotzig den Kopf zurück.
Wir hatten den Tragestuhl mit hereingebracht. Als Bewacher blieben wir Männer draußen im Flur. Ich küsste Helena. Sie schüttelte ihre Röcke aus, richtete ihre Stola, drückte noch mal die Nadeln fest, die den Schleier auf ihrem feinen Haar hielten, und führte die Abordnung in einen großen Empfangsraum. Uns wurde mitgeteilt, Vespasian sei auf seiner üblichen Feiertagspilgerfahrt zum Haus seiner Großmutter in Cosa, wo er aufgewachsen war. Man hätte uns Domitian aufs Auge drücken können, aber wir hatten Glück, Titus war der imperiale Ersatzmann, der für Notfälle einzuspringen hatte.
Sie blieben lange
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