Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
wie sie geschaut hatte, als ich sie fragte, ob beim Kopf im Atriumbecken Waffen oder Beutestücke gefunden worden seien: Hätten da welche sein sollen? »Selbst wenn das alles ist, was sie getan hat, muss jemand Quadrumatus beibringen, dass er aufhören soll wegzuschauen und dieser Frau Einhalt gebieten muss. Ich dachte daran, an Rutilius Gallicus zu schreiben und ihn dafür verantwortlich zu machen, seinen sogenannten Freund auf Vordermann zu bringen.«
    Petronius zuckte mit den Schultern. »Dann tu das, und ich bringe Rubella dazu, da ebenfalls Druck zu machen.«
    »Ich glaube, da ist noch mehr dran, Petro. Ich glaube, der arme Flötenjunge hat gesehen, was sie tat. Die Familie hat es vertuscht, aber er hatte schreckliche Angst vor ihr. Darum ist er weggelaufen. Als er zur Villa zurückgebracht wurde, könnte er hysterisch geworden sein. Dann hat Phryne den Jungen getötet, um ihn zum Schweigen zu bringen.«
    Petronius schaute verdrießlich. »Sie war es nicht.«
    »Alibi?«
    »Ihre Herrin hat für sie gebürgt … Überrascht? Der Tod von diesem Flötenjungen macht mich immer noch ratlos, Marcus. Scythax nervt mich die ganze Zeit damit – er beharrt auf seiner Theorie, dass der Junge wie einer der Obdachlosen getötet wurde. Die Freigelassene kann nicht ständig bei Nacht aus dem Haus gegangen sein, um Entlaufene umzubringen. Ich habe Scythax erklärt, der Junge sei von dir tot aufgefunden worden, im Haus, und dass es einfach nicht passt. Scythax möchte die Leiche noch genauer untersuchen, aber die Quadrumati wollen das nicht zulassen.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt, sie vertuschen es. Sie wollen keinen Skandal.«
    »Tja, Scythax faselt viel. Es kann keinen Zusammenhang zwischen dem Haushalt dieser Villa und dem geben, was entlaufenen Sklaven auf den Straßen Roms zustößt. Wir hängen fest, Marcus.«
    Inzwischen hatte ich das stillvergnügte Stadium erreicht, in dem mir das meiste ziemlich egal war. Ich sagte ihm, wir könnten morgen weiter über den Flötenjungen nachdenken, wenn alles wieder zur Normalität zurückgekehrt war. Da wir mit diesem Fall nicht weiterkamen, würden wir ihn höchstwahrscheinlich zu den Akten legen müssen.
    Der Abend zog sich hin. Papa und einige meiner Schwestern gingen nach Hause. Zosime kehrte in ihren Tempel zurück. »Werden Sie die Obdachlosen auch weiter betreuen?«, fragte Helena sie beim Abschied.
    »O ja. Das mache ich schon, seit ich in der Ausbildung war.«
    »Nun, dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    Ein paar bevorzugte Gäste blieben, und wir würden wahrscheinlich noch stundenlang aufbleiben. Für die Soldaten war es der letzte Abend bei uns, und sie waren bedrückt, die Bequemlichkeit eines Heims zu verlieren. Ich saß ganz fröhlich bei meiner Familie, wartete auf die nächste wütend zugeschlagene Tür, das nächste jammernde Kind mit Halsschmerzen, die nächste angetrunkene Frau, die auf den Schwanz der Hündin trat …
    Ich dachte, ich sei fröhlich, doch auch durch meinen Kopf zog Melancholie. Ich musste an den Entlaufenen denken, der mir an der Via Appia seine Lebensgeschichte erzählt hatte – den ehemaligen Architekten mit der langen Geschichte voller Leid. Ich hatte alles über seine Vergangenheit gehört, doch nie seinen Namen erfahren. Ich würde ihn nie wiedersehen, nie von seinem Schicksal Kenntnis erhalten. Er war kränklich gewesen und hätte inzwischen in der Dezemberkälte gestorben sein können. Seine Pechsträhne hätte sogar mit einem letzten Keuchen enden können, erdrosselt von dem unbekannten Mörder, der sich über Schlafende in Türeingängen beugte und das Leben aus ihnen herauswürgte. Ich wünschte, ich hätte ihn fragen können, ob er den Mörder je bei der Arbeit gesehen hatte.
    Dann, als die Öllampen flackerten und der Wein mich fast flachgelegt hatte, ging mir die Wahrheit auf. Scythax hatte recht. Es gab eine Verbindung zwischen der Villa und den toten Entlaufenen. Der Flötenjunge mochte auf Phrynes Veranlassung getötet worden sein, doch es war niemand aus dem Haushalt gewesen, der ihm das Leben nahm, sondern jemand, der von außen kam. Einer der von den Quadrumati angestellten Ärzte hatte einen Patienten versehentlich zu Tode bluten lassen. Das war noch gar nichts; ein anderer von ihnen war viel bedrohlicher.
    Ich befahl Justinus, das Schmusen mit Claudia einzustellen und mit mir Petronius nachzugehen, der sich zum Dienst im Wachlokal verabschiedet hatte. Sobald wir dort angekommen waren, fragte ich Petro, ob auf einer

Weitere Kostenlose Bücher