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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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meinen fruchtlosen Bemühungen dieses Abends. Helena saß im Bett, das glänzende Haar offen über ihre Schultern gebreitet, und umfasste ihre Knie. Sie konnte gut zuhören. Ich nörgelte weiter. Ich wollte mich nicht von einer geistvollen Frau verlocken lassen, die so wunderbar friedvoll auf Gestresste einwirken konnte. Ihre Ruhe zermürbte mich.
    »Ich habe mein Bestes getan.«
    »Das tust du immer, Marcus.«
    »Und es reicht nie aus.«
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du bist müde, du bist durchgefroren, und du hattest kein Abendessen …«
    »Und ich habe eine grässliche große Blase auf dem Zeh, die nicht aufplatzen will.«
    »Möchtest du, dass ich dir Salbe draufschmiere und sie verbinde, Liebling?«
    »Lass es sein. Ich will keine Zärtlichkeit und Zuneigung. Lieber leide ich und markiere den harten Burschen.«
    »Du bist ein Idiot, Falco. Komm ins Bett, damit dir warm wird.«
    Ich stieg ins Bett mit dem Vorsatz, Wärme auf die lebhafte Art zu finden – und schlief ein.
    Während ich in ihren Armen lag, war mir schwach bewusst, dass Helena noch lange wach blieb. Sie lag ganz still, doch ihre Wimpern streiften meinen Arm. Helena dachte nach. Wenn ich nicht so fertig gewesen wäre, hätte ich vielleicht dahinterkommen können, in welche Richtung sich ihre eifrigen Gedanken bewegten. Dann hätte ich mir allerdings auch Sorgen gemacht.
     
    Irgendwann am nächsten Morgen ächzte ich, zog mich unter die Bettdecke zurück und weigerte mich, wach zu werden. Für einen kurzen Augenblick glaubte ich wieder in meiner alten Junggesellenbude an der Brunnenpromenade zu sein, wo ich den ganzen Tag im Bett liegen konnte und mich niemand genug liebte oder genug mochte, um es zu bemerken. Inzwischen achtete ich mehr auf mich. Meine Gewohnheiten waren geziemend, obwohl ich es nach wie vor genoss, unkonventionell zu leben. Und manchmal, wenn ich mit einem Auftrag nicht weiterkam und einen anstrengenden Tag gehabt hatte, nahm ich mir die Zeit, mich zu erholen. Denn da fielen einem hin und wieder die Lösungen ein.
    Undeutlich hatte ich mitbekommen, dass Helena mich gebeten hatte, ein Auge auf die Kinder zu haben, weil sie ausgehe. Nun ja, das gestattete ich ihr im Allgemeinen. Ich bin ein liberaler Ehemann und hatte mir eine zielstrebige, selbständige Ehefrau genommen. Sie hatte mich glücklich gemacht. Ich nahm es hin, dass eine glückliche Frau zu haben Zeit erforderte, das regelmäßige Mieten eines Tragestuhls samt Trägern und die Erlaubnis, hinzugehen, wo sie wollte, solange sie nicht von den Ädilen verhaftet wurde. Sie konnte einkaufen, mit ihren Freundinnen tratschen, sich mit ihrer Mutter streiten, sich mit meiner Mutter streiten, Galerien und öffentliche Bibliotheken besuchen. Sie konnte in Parks spazieren gehen oder Weihgaben in Tempeln darbringen, wenngleich ich ihr von beidem abriet, da öffentliche Gärten heruntergekommene Angelegenheiten sind, Schlupfwinkel für Vergewaltiger und tollwütige Hunde, während Tempel sogar noch üblere Orte sind, bevölkert von Taschendieben und Zuhältern.
    Als Partner war ich tolerant, zärtlich, treu und handzahm. Sie lebte in jeder Hinsicht an sehr langem Zügel. Doch es gab einen Bereich, bei dem ich meinte es zu verdienen, zu Rate gezogen zu werden.
    Ich rechnete nicht damit, dass sich Helena Justina in einer Wolke ihres Lieblingsparfums über mich beugen würde, mit einem leisen Klingeln, das ich verspätet als ihre besten Goldohrringe erkannte, die mit den drei Reihen winziger Spinnwirtel, um mir einen Abschiedskuss zu geben – genau wissend, dass ich viel zu erschöpft war – und dann zu einem Besuch bei Titus Cäsar davonzurauschen. Ohne mir zu sagen, wohin sie ging.
    Titus hatte einst ein Auge auf sie geworfen. Sie wusste, wie ich nach wie vor dazu stand.
    Als ich eine Stunde später vollends wach wurde, erinnerte ich mich plötzlich konkret an den berauschenden Duft des Malabathrons und an diese melodischen Ohrringe – ganz zu schweigen von der unschuldigen Art, in der sie mir zugemurmelt hatte: »Ich geh nur ein wenig raus, Liebling …«
    Ich schoss aus dem Bett, nahm eine blitzschnelle Waschung vor und preschte nach unten.
    Ich war formell gekleidet. »Toga, Falco?«, gluckste der Zenturio Clemens und heuchelte Erstaunen. Er lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen. »Rennen in einer Toga?«
    »Anscheinend zieht es heute jeden in den Palast«, bemerkte Lentullus. Also wussten sie alle, wohin Helena Justina gegangen war.
    Lentullus

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